1952/1953 19. Spieltag: BSG Motor Jena - BSG Motor Dessau 4:0

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Spieldaten
Wettbewerb DDR-Oberliga, 19. Spieltag
Saison Saison 1952/1953, Rückrunde
Ansetzung BSG Motor Jena - BSG Motor Dessau
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld
Zeit So. 11.01.1953 14:00
Zuschauer 16.000
Schiedsrichter Herbert Goldacker (Leipzig)
Ergebnis 4:0 (2:0)
Tore
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Jena (blau)
Rolf Jahn
Harry Heiner, Bernhard Schipphorst
Georg Buschner, Karl Oehler, Heinz Sänger
Gerhard Gödecke, Wolfgang Fischer, Siegfried Woitzat, Gerhard Frank, Karl Schnieke

Trainer: Bernhard Schipphorst

Dessau (weiß-rot)
Wolfgang Klank
Hans-Georg Dose ; Gerhard Ilsch (55.)
Rudolf, Paul Breitmann, Heinz Matthies
Werner Amboß, Rolf Theile, Rudolf Kersten, Werner Welzel, Karl-Heinz Ilsch

Trainer: Willi Braun

Spielbericht

Auch bei dritter Niederlage wieder kein Tor erzielt

Eine Woche lang hatten die Mitglieder der BSG Motor Jena schwere Arbeit verrichtet, um den Platz von der 30 Zentimeter hohen Schneedecke frei zu machen, damit eine einwandfreie Durchführung dieses wichtigen Meisterschaftsspieles möglich war. Beispielgebend waren dabei auch die Spieler der ersten Fußballmannschaft beteiligt, die an jedem Trainingstag noch eine Arbeitsstunde anhängten und mithalfen, das Gemeinschaftswerk zu vollbringen. Trotzdem stellte der glatte Boden an das Stehvermögen der Spieler große Anforderungen, und Jena zeigte sich darin besser als Dessau. Das Spiel erwies auffällig, daß die Kondition des Tabellenführers zurückgegangen ist. So ist immerhin bezeichnend, daß der bisher erfolgreichste Sturm der Oberliga nun schon in drei Spielen hintereinander kein Tor zuwege brachte. Die Hinausstellung des unbeherrschten Illsch II in der 55. Minute war entscheidend für die Höhe der Niederlage, die trotzdem von allen Dessauern als verdient hingenommen wurde.

Beide Mannschaften mußten also zu diesem wichtigen Spiel ihre Mannschaft etwas umgruppieren. Bei Jena fehlte Ziehn, bei Dessau Bierbaum. Der Tabellenführer hatte in Jena nur wenig Gelegenheit, sein ohne Zweifel vorhandenes großes Können auszuspielen, da er sich von einer über sich hinauswachsenden Jenaer Elf ständig das Spielgeschehen diktieren lassen mußte. Wir glauben gern, daß Trainer Braun mit seiner Elf diesmal nicht zufrieden war. Es war eine falsche Einstellung der Spieler, den Ball zu lange zu führen und mit Kombinationsspiel eine sichere Abwehr, wie sie Motor Jena besitzt, zu überwinden. Auch die Hintermannschaft war nicht immer im Bilde und konnte vor allem die schnellen Jenaer Flügel nur schwer halten. Der Sturm der Anhaltiner fand sich nur selten zu einer einheitlichen Leistung zusammen, und selbst die Dessauer Torjäger Ilsch I, Welzel und Theile wurden selten gefährlich.

Bei Jena lief das Spiel dagegen auf vollen Touren. Schnell und weiträumig wurde kombiniert und aus jeder Lage geschossen. Die Halbstürmer Fischer und Frank waren eifrige Ballschlepper, während Buschner und Sänger mit ihren Verteidigern einen undurchdringlichen Abwehrriegel an der Strafraumgrenze aufbauten. Die 2:0-Führung der Jenaer bis zur Pause ging durchaus in Ordnung. Beide Treffer wurden durch uneigennütziges Spiel nach Vorlagen von Gödecke und Woitzat erzielt.

Nach dem Wechsel ließ auch der Dessauer Sturm für kurze Zeit seine Gefährlichkeit aufblitzen, aber Jahn im Jenaer Tor und einmal die Latte bewahrten die Gastgeber vor Verlusttreffern. Nach der Hinausstellung von Ilsch rissen die Jenaer die Initiative wieder an sich und drückten die Dessauer in ihre Feldhälfte zurück. Mit einer hervorragenden Leistung bereitete Auswahlspieler Schnieke, dem man unverständlicherweise viel Bewegungsfreiheit ließ, den dritten Treffer vor. Seine Flanke hob der völlig freistehende Gödecke über Torwart Klank in die lange Ecke. Die Überlegenheit der Jenaer wird ausgedrückt durch ein Tor, das Verteidiger Heiner in der 75. Spielminute durch einen Fernschuß aus 30 Metern (kaum haltbar) erzielte.

Wir können der Meinung von Trainer Braun, daß Schiedsrichter Goldacker (Leipzig) durch einseitige Entscheidungen die Spielhandlungen oft störte, nicht ganz beipflichten. Beide Mannschaften wurden benachteiligt. So Jena, als Dose einwandfrei einen Ball im Strafraum mit der Hand abwehrte, und Dessau, als Kersten einmal von Fischer unfair im Strafraum gelegt wurde. Trotzdem haben beide Vorkommnisse auf den Spielausgang keinen Einfluß gehabt.

Bei den Reservemannschaften führte Dessau bis zur Pause bereits 2:0, das dritte Tor war ein Eigentreffer der Jenaer Verteidigung.

(Fritz Hillmer in "Die Neue Fußballwoche" vom 13. Januar 1953)