1977/1978 EC III 2. Spiel: Altay Izmir - FC Carl Zeiss Jena 4:1

Aus FCC-Wiki - Wiki vom FC Carl Zeiss Jena
Version vom 6. September 2021, 11:48 Uhr von Andy60fc (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Spieldaten
Wettbewerb EC III, 1. Runde Rückspiel
Saison Saison 1977/1978
Ansetzung Altay Izmir - FC Carl Zeiss Jena
Ort Alsancak Stadion in Izmir
Zeit Mi. 28.09.1977 18:00
Zuschauer 7.000
Schiedsrichter Kolossi (Rumänien)
Ergebnis 4:1
Tore
  • 1:0 Mustafa I (4.)
  • 2:0 Akif (37.)
  • 3:0 Mustafa I (45.)
  • 3:1 Lindemann (52.)
  • 4:1 Murat (68.)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Izmir (weiß-schwarz)
Cetin
Zafer
Sabahattin, Erol, Billal
Nevruz (65. Bora), Seref, Akif
Murat, Ümit, Mustafa I

Trainer: Nis

Jena (blau-weiß)
Hans-Ulrich Grapenthin
Ulrich Oevermann
Gert Brauer, Konrad Weise, Dieter Noack
Uwe Neuber, Dietmar Sengewald, Rüdiger Schnuphase, Lutz Lindemann
Thomas Töpfer (65. Klaus Schröder), Eberhard Vogel

Trainer: Hans Meyer


Spielbericht

Bank drohte zu platzen

Kurz bevor die Jenaer ins Alsancak-Stadion abfuhren, erlebten sie noch einige Minuten der Partie Diosgyör-Besiktas per Fernsehbild mit, konnten sich ansehen, welche taktischen Fehler die türkische Elf beging, wie sie ihren Zwei-Tore-Vorsprung verlor. Drei Stunden später mußten die Zeiss-Spieler zufrieden sein, daß es ihnen nicht ähnlich ergangen war, denn zur Halbzeit hätte wohl niemand mehr eine Lira auf den DDR-Vertreter gesetzt. "War das eine Stimmung zur Pause", meinte später Eberhard Vogel.

Die Saalestädter, die Trainer Hans Meyer ohne Zweckpessimismus noch immer als "grün" bezeichnet trotz der zahlreichen Auswahlspieler, begingen Fehler über Fehler, wirkten supernervös, trauten sich nichts zu, mit Ausnahme von Vogel. Drei Fehler stachen dabei besonders ins Auge und beeinflußten das Geschehen in negativer Weise:

1. Die DDR-Elf forderte Altay zu wenig, obwohl man um die läuferische Schwäche des Kontrahenten wußte. Sie ließ ein Spiel in der eigenen Hälfte zu, sparte den Türken lange Wege, wurde immer wieder zum Zweikampf gestellt, verlor sie gegen den hart einsteigenden Gegner (Zafer, Murat).

2. Der FCC fand kein Rezept gegen die ständig hoch hereingeschlagenen Bälle. Kopfballschwächen aller Zeiss-Akteure (!), der schwarze Tag von Grapenthin ermöglichten Altay vier Tore und einen Pfostenschuß (Murat, 25.), ohne daß der Gastgeber etwa brillant aufgespielt hätte.

3. Zaghafte Konter sind gar keine. Unsere Männer rückten nicht energisch genug nach, wenn sich schon einmal die Chance zu einem Gegenangriff bot. Erst in der Schlußphase klappte das besser, wurde das Spiel mehr in die Altay-Hälfte getragen. Nur zweimal gelang es dem FC Carl Zeiss, das eigentliche Rezept anzuwenden, doch da vergab Töpfer eine Riesenchance nach prächtigem Freispielen von Vogel (40.), wurde Vogel - allein auf Cetin zustrebend - vom nachsetzenden Zafer im Strafraum regelrecht umgesäbelt (88.), wobei Kolossi seine Augen zuhielt.

Dennoch kam der Gast eine Runde weiter, weil Altay zwar bis zum Schluß unermüdlich kämpfte, aber nach gut sechzig Minuten erneut am Ende der Kräfte war, zum anderen Cetin den harmlosen Lindemann-Schuß unter dem Körper durchrutschen ließ. dafür sah der Torwart noch Gelb, weil er dem Referee einreden wollte, der Ball wäre durch das Außennetz gegangen. "Schade Altay", kommentierte "Yeni Asir" am nächsten Morgen. "Cetin verlor die nächste Runde", schrieb die größte türkische Zeitung "Milliyet". Und Trainer Nis äußerte: "Ich hatte nicht zuviel versprochen, daß wir noch weiterkommen könnten." Die türkischen Zeitungen hatten nicht unrecht, als sie vor allem von Akif und Mustafa I schwärmten, die das Spiel ihrer Elf dirigierten, den Jenaern die meisten Sorgen bereiteten.

Die saalestädter gestanden selbstkritisch ein, daß sie noch einmal davongekommen waren. Aber eine Cuprunde besteht eben aus zwei Spielen. Nach dem ersten Match galt der FC Carl Zeiss als eine sichere Bank, beim zweiten war sie drauf und dran zu platzen. "Wer hätte das wohl verstanden", fragte Hans Meyer. Ja, wer wohl? Hoffentlich eine heilsame Lehre für die Zeiss-Mannen. Zaghaftigkeit wird auswärts besonders bestraft, selbst von nur mittelmäßigen Mannschaften wie Altay.

(Jürgen Nöldner in "Die Neue Fußballwoche" vom 4. Oktober 1977)