1978/1979 10. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - 1. FC Union Berlin 0:1

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Spieldaten
Wettbewerb DDR-Oberliga, 10. Spieltag
Saison Saison 1978/1979, Hinrunde
Ansetzung FC Carl Zeiss Jena - 1. FC Union Berlin
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld
Zeit Sa. 25.11.1978 14:00 Uhr
Zuschauer 5.000
Schiedsrichter Siegfried Kirschen (Frankfurt/Oder)
Ergebnis 0:1
Tore
  • 0:1 Heine (50.)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Jena
Hans-Ulrich Grapenthin
Lothar Kurbjuweit
Gert Brauer, Konrad Weise, Dieter Noack
Andreas Krause (57.), Matthias Kaiser, Dietmar Sengewald (81. Uwe Neuber)
Martin Trocha, Jürgen Raab, Eberhard Vogel (15. Thomas Töpfer)

Trainer: i. V. Helmut Stein

Berlin
Wolfgang Matthies
Dieter Wünsch
Lutz Möckel, Rainer Wroblewski, Bernd Vogel
Klaus Papies, Lutz Hendel (74. Henry Treppschuh), Joachim Sigusch
Karsten Heine (53. Michael Paschek), Ulrich Netz, Klaus-Dieter Helbig

Trainer: i. V. Detlef Schwarz

Spielbericht

Für ein Kontertor war Union stets gut

Ob Jena am Ende 5;2 gewinnen, seine erste Heimniederlage vermeiden konnte, und ob Union mit seinem ersten Auswärtssieg dieser Saison (und auf dem Ernst-Abbe-Sportfeld überhaupt) nicht allzusehr auf der Sonnenseite der kämpferisch betonten Auseinandersetzung war, bewegte am Ende sicherlich noch lange die Gemüter. Um diese graue Theorie scherten sich die Gäste wenig. Sie waren nach Thüringen gereist, um nach den BFC-Pokal-"Einbrüchen" die Stabilität ihres Mannschaftsgefüges zu beweisen, den einen oder anderen zu starten. Dazu mangelte es ihnen nicht an Selbstvertrauen, an Selbstsicherheit oder gar an Mut zum Risiko. Teufelskerl Matthies hechtete, faustete sich in Hochform; der sein erstes Saison-Punktspiel bestreitende Libero Wünsch (Etat-Libero R. Rohde pausierte die dritte gelbe Karte ab) war alles andere als "Ersatz"; Möckel, Papies, und Netz besaßen genügend Spürsinn, um auf die Konterchancen zu lauern. Möckels Sturmlauf (selbst der schnelle Trocha hatte das Nachsehen) beendete Heine mit einem sehenswerten Kopfballtor. Noch zweimal initiierte der Union-Rechtsverteidiger Blitzaktionen, ehe Netz (80.) die größte 2:0-Möglichkeit verpaßte. "Zum Glück schoß er mich beim Herauslaufen an. Hätte er mich umspielt, wäre ich machtlos gewesen", so Zeiss-Schlußmann Hans-Ulrich Grapenthin.

Ohne Lindemann (Fersenprellung) und Schnuphase (für dieses Treffen noch gesperrt) sowie nach einer Viertelstunde auch ohne Vogel ("Meine alte Oberschenkelzerrung brach wieder auf", erklärte er verärgert) trat Jena die "Flucht nach vorn" an. Druckfußball, Dauerstreß für die Union-Abwehr - das war die Zeiss-Devise. Sie hatte den Vorteil, daß die Gastgeber über weite Strecken das Geschehen diktierten. Der Nachteil der ungestümen Angriffswucht lag im überschaubaren, weil zu stereotypen Stil. Natürlich fehlte oft genug nur das berühmte Quentchen, um den Ball über die Linie zu bringen, ganz abgesehen davon, daß Vogel und Möckel auch gleich zweimal auf der Linie retteten (45., 73.). Aber die DDR-Nachwuchsauswahl-Stürmer Töpfer, Raab und Trocha bekamen im dichten Gewühl vor dem oder im Union-Strafraum auch keinen Meter Spielraum zuviel, den sie halt noch immer brauchen, um platziert abzuschießen. Auf 10 Chancen kann Jena ruhigen Gewissens verweisen. Sie hatten statistischen Wert, mehr nicht. 480 Minuten (acht geschlagene Stunden schon!) grassiert in der Zeiss-Elf die Torarmut nun schon. Union leistete sich da einen besseren Dienst!

Zum Schiedsrichterkollektiv: Kirschen scheute den ersten Saison-Feldverweis gegen Krause nicht ("Er trat den am Boden liegenden Netz nach dem Freistoßpfiff in den Magen. Ich stand nur einen Meter daneben", so der Unparteiische). Er leitete korrekt. Seine jungen Linien-Assistenten sind klarere Abseitsentscheidungen anzuraten.

(Günter Simon in "Die Neue Fußballwoche" vom 28. November 1978)