1979/1980 EC III 4. Spiel: FC Carl Zeiss Jena - Roter Stern Belgrad 2:3

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Spieldaten
Wettbewerb EC III, 2. Runde Rückspiel
Saison Saison 1979/1980
Ansetzung FC Carl Zeiss Jena - Roter Stern Belgrad
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld
Zeit Mi. 07.11.1979 17 Uhr
Zuschauer 18.000
Schiedsrichter Coutney (England)
Ergebnis 2:3
Tore
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Trikotfarben
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Jena
Hans-Ulrich Grapenthin
Rüdiger Schnuphase
Gert Brauer, Konrad Weise, Lothar Kurbjuweit
Andreas Krause (69. Jörg Burow), Ulrich Oevermann, Gerhardt Hoppe
Martin Trocha, Jürgen Raab, Eberhard Vogel (57. Thomas Töpfer)

Trainer: Hans Meyer

Trikotfarben
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Belgrad
Aleksandar Stojanović
Slavoljub Muslin
Nikola Jovanović, Dragan Miletović, Milan Jovin
Cvijetin Blagojević (76. Zdravko Borovnica), Đorđe Milovanović, Nedeljko Milosavljević
Vladimir Petrović, Radomir Savić (58. Zoran Filipović), Srebrenko Repčić

Trainer: Branko Stanković


Spielbericht

Blagojevic´s Extraeinlage war die Krönung

Das sei vorangestellt: Der FC Carl Zeiss bezog bei seinem 62. Europacup-Auftritt zwar seine vierte Heimniederlage, aber enttäuscht, gar versagt hat er nicht! Nach einem voller Leidenschaft geführten Pokalfight, der von enormen Tempo und spielerischem Esprit gezeichnet war, unterlag er einem Besserem, "einer Klasseelf, die zur europäischen Klubspitze gehört". Auch der UEFA-Beobachter aus der CSSR, Dr. Vaclav Jira, zeigte sich beeindruckt vom 12fachen jugoslawischen Titelträger, der sich in seinem 110. Cupspiel (!) als exzellente Vertretung vorstellte.

Eintrittskarte

Selbstbewußtsein, Cleverness, Beweglichkeit und eine glänzende Ballkontrolle hießen die Trümpfe der Belgrader, für die das knappe 3:2 vom Hinspiel ebensowenig ein Grund zur Panik war wie das 0:1 durch Trocha. Warum auch! Im vorjährigen UEFA-Pokal bewältigten sie auf dem Weg ins Finale immerhin viermal ähnlich diffizile Situationen, räumten nach jeweiligen 1:0-Heimsiegen dennoch den FC Gijon, Arsenal, West Bromwich Albion und Hertha BSC Westberlin aus dem Wege.

"Diese Spiele und Erfolge haben den Reifeprozeß der Mannschaft weiter gefördert. Außerdem ist sie im Angriff stärker, variabler geworden." Branco Stankovic spielte damit auf die neuen "Sterne" an. Auf den 23jährigen Srebjenko Repcic. den Dribbelkünstler am linken Flügel, der vor zwei Monaten von Sarajevo kam, und auf den 28jährigen Slatko Filipovic (27mal A), der erst kürzlich vom Militärdienst zurückkehrte. Und eben diese beiden entschieden mit einer Blitzaktion diesen dramatischen Kampf.

"Wenn Ulli Oevermann kurz nach der Pause das 2:0 schießt, dann wären wir durch gewesen", bemerkte Mannschaftsleiter Peter Rock. "Ich mußte aus dieser Riesenchance ein Tor machen", ärgerte sich auch der 22jährige. Nach glänzendem Doppelpaßspiel mit Trocha tauchte er halbrechts vor Stojanovic auf, scheiterte jedoch zweimal! "Hier fehlt ihm die Ruhe, die Übersicht. Eberhard Vogel stand außerdem links völlig frei", fügte Hans Meyer hinzu, der seinen Mannen vor der Pause eine nahezu "optimale Leistung" bescheinigen konnte. Hier spielten die Gastgeber in der Tat ihre Vorzüge, ihr Kämpfertum (Schnuphase, Krause, Hoppe, Oevermann), ihr Tempovermögen resolut aus.

Aber trotz des sehenswerten Lauf- und Druckspiels der Jenaer, das sich in vielen turbulenten Szenen im Gäste-Strafraum niederschlug, ihre Linie, ihre Kaltblütigkeit verloren die Gäste nie, "deren geschmeidiges und schnelles Lösen aus der Abwehr beeindruckte", erklärte DFV-Cheftrainer Prof. Dr. Hugo Döbler. Außerdem wirkte Stojanovic bei hohen Flankenbällen souverän, glänzte mit tollen Paraden gegen Gewaltschüsse von Vogel, Schnuphase und Kurbjuweit. Dem Verteidiger unterlief dann jenes unglückliche Selbsttor, das alles drehte, "vor allem die Gastgeber völlig aus der Bahn warf" (Wladimir Petrovic).

Von diesem Zeitpunkt an war ein großer Konzentrationsschwund beim FC Carl Zeiss unübersehbar, jetzt zeigte es sich, daß er, ausgehend von der Stärke des Kontrahenten, in den ersten 60 Minuten kräfte- und tempomäßig fast alles aus sich herausgeholt hatte. Jetzt wurden auch die Lücken immer größer, die durch das vorzeitige Ausscheiden Vogels ("Eine Zerrung") und das Fehlen Lindemanns nicht geschlossen werden konnten.

Probleme dieser Art kannte dagegen Stankovic angesichts seines breiten Spielerangebotes, "das einem mit Neid erfüllen kann" (so Roland Ducke), nur vom Hörensagen. Für den verletzten Regisseur Sestic fügte sich Milosavljevic nahtlos ein, ebenso wie später Filipovic und Borovnica für Savic und Blagojevic. Zuvor aber, als bereits seine Nummer zur Auswechslung auf der Bank gezogen worden war, zog er schnell noch eine Extraeinlage ab, kickte nach einem Rettungsversuch Grapenthins gegen Filipovic den Ball aus dem Stand aus fast 50 Metern (!) ins Netz. Zufall? Bestimmt nicht! Individuelle Glanzaktionen ähnlicher Art hatten auch die anderen "Sterne" zu bieten.

(Klaus Thiemann in "Die Neue Fußballwoche" vom 13. November 1979)