1983/1984 02. Spieltag: 1. FC Union Berlin - FC Carl Zeiss Jena 3:3: Unterschied zwischen den Versionen
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In der Abwehr der Jenaer agieren wirklich gestandene Männer. Torsteher Grapenthin wird am 2. September 40 Jahre alt, Weise, Schnuphase, Hoppe und Brauer - sie alle sind schon "um die 30" und haben sich manchen Fußballwind um die Nase wehen lassen. Nun aber scheinen selbst sie etwas verunsichert. Durch den mißglückten Start auf eigenem Platz haben sie offenbar weiche Knie bekommen. Ihre Unsicherheit wurde auch an der "Alten Försterei" sichtbar. Zuerst schnappte eine Abseitsfalle nicht zu, und Reinhold stand völlig frei, dann wurde Hoppe von Hovest nach Belieben passiert, und das 2:0 nach nicht einmal 20 Minuten war fertig, weil Quade unbedrängt am langen Pfosten einköpfen konnte. "Wir begannen das Spiel wieder einmal mit einer Torvorgabe für den Kontrahenten", nahm es Jenas trainer Meyer gewohnt sarkastisch. | In der Abwehr der Jenaer agieren wirklich gestandene Männer. Torsteher Grapenthin wird am 2. September 40 Jahre alt, Weise, Schnuphase, Hoppe und Brauer - sie alle sind schon "um die 30" und haben sich manchen Fußballwind um die Nase wehen lassen. Nun aber scheinen selbst sie etwas verunsichert. Durch den mißglückten Start auf eigenem Platz haben sie offenbar weiche Knie bekommen. Ihre Unsicherheit wurde auch an der "Alten Försterei" sichtbar. Zuerst schnappte eine Abseitsfalle nicht zu, und Reinhold stand völlig frei, dann wurde Hoppe von Hovest nach Belieben passiert, und das 2:0 nach nicht einmal 20 Minuten war fertig, weil Quade unbedrängt am langen Pfosten einköpfen konnte. "Wir begannen das Spiel wieder einmal mit einer Torvorgabe für den Kontrahenten", nahm es Jenas trainer Meyer gewohnt sarkastisch. | ||
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''(Rainer Nachtigall in "Die Neue Fussballwoche" vom 23. August 1983)'' | ''(Rainer Nachtigall in "Die Neue Fussballwoche" vom 23. August 1983)'' | ||
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* [http://www.youtube.com/watch?v=bfn_UOeEoic | * [http://www.youtube.com/watch?v=bfn_UOeEoic Video (2 Minuten) vom Spiel auf Youtube] | ||
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Version vom 3. Januar 2015, 15:26 Uhr
Spieldaten | |
Wettbewerb | DDR-Oberliga, 2. Spieltag |
Saison | Saison 1983/1984, Hinrunde |
Ansetzung | 1. FC Union Berlin - FC Carl Zeiss Jena |
Ort | Stadion "Alte Försterei" in Berlin |
Zeit | Sa. 20.08.1983 15:00 Uhr |
Zuschauer | 12.000 |
Schiedsrichter | Manfred Bahrs (Leipzig) |
Ergebnis | 3:3 |
Tore |
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Andere Spiele oder Berichte |
Aufstellungen
- Berlin
- Wolfgang Gehrke
- Lutz Hendel
- Holger Sattler (85. Heiner Thomas), Olaf Seier, Peter Wirth
- Lutz Möckel, Bernd Quade, Henry Treppschuh
- Lutz Hovest, Olaf Reinhold (67. Peter Riedtke), Uwe Borchardt
Trainer: Harry Nippert
- Jena
- Hans-Ulrich Grapenthin
- Rüdiger Schnuphase
- Gerhardt Hoppe, Konrad Weise, Gert Brauer
- Stefan Meixner (75. Robby Zimmermann), Heiko Peschke (46. Thomas Töpfer)), Thomas Ludwig
- Andreas Bielau, Jürgen Raab, Jörg Burow
Trainer: Hans Meyer
Spielbericht
Routiniers mit weichen Knien
In der Abwehr der Jenaer agieren wirklich gestandene Männer. Torsteher Grapenthin wird am 2. September 40 Jahre alt, Weise, Schnuphase, Hoppe und Brauer - sie alle sind schon "um die 30" und haben sich manchen Fußballwind um die Nase wehen lassen. Nun aber scheinen selbst sie etwas verunsichert. Durch den mißglückten Start auf eigenem Platz haben sie offenbar weiche Knie bekommen. Ihre Unsicherheit wurde auch an der "Alten Försterei" sichtbar. Zuerst schnappte eine Abseitsfalle nicht zu, und Reinhold stand völlig frei, dann wurde Hoppe von Hovest nach Belieben passiert, und das 2:0 nach nicht einmal 20 Minuten war fertig, weil Quade unbedrängt am langen Pfosten einköpfen konnte. "Wir begannen das Spiel wieder einmal mit einer Torvorgabe für den Kontrahenten", nahm es Jenas trainer Meyer gewohnt sarkastisch.
Aber vor allem wird er sich Gedanken machen müssen, wie diese Art Fußball zu spielen möglichst schnell abgestellt wird. Union imponierte in dieser ersten halben Stunde mit allen Tugenden, die man dieser Mannschaft nachsagt. Bissig in den Zweikämpfen (Wirth, Sattler), im raschen Erfassen der Situation (Möckel, Quade) und pfiffig in den Abschlußhandlungen (Borchardt, auch Hovest). DFV-Cheftrainer Dr. Dieter Fuchs aber ahnte die Misere offenbar schon in dieser guten Phase der Unioner. "Aufwand und Nutzen stehen in keinem rechten Verhältnis", analysierte er nüchtern auf der Tribüne, und obwohl der Gastgeber ungeschoren zum Pausentee kam, danach geschah, was viele schon eher erwartet hatten - Jena drehte auf.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Der 1. FC Union trug dazu ein schönes Scherflein mit bei. Er zog sich komplett in die eigene Hälfte zurück, zu weit, um von dort aus Konter zu starten. Sie verpufften zumeist schon im Mittelfeld. Schnuphase spürte die veränderte Situation sofort, überließ anderen die Deckung und orientierte sich voll auf die Unterstützung des Angriffs. Mit Erfolg wie bald festzustellen war. Er selbst machte den Anfang, später wurde das Durcheinander in der Abwehr der Unioner derart stark (Gehrke, Wirth), daß weitere Gegentreffer einfach nicht ausbleiben konnten.
Es spricht für die Willensqualitäten der Unioner, daß sie zu einem Zeitpunkt noch mal anruckten, als alles schon damit rechnete, daß die Wuhlheider den Platz erneut als Verlierer verlassen würden. Quade nutzte jedoch eine Unsicherheit in der Jenaer Abwehr zum verdienten Ausgleichstreffer. Eine Partie, nach der beide Trainer vor allem Kritik zu verteilen hatten; den Zuschauern aber gefiel sie: immerhin fielen sechs Treffer!
(Rainer Nachtigall in "Die Neue Fussballwoche" vom 23. August 1983)