2001/2002 28. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - 1. FC Dynamo Dresden 0:2

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Spieldaten
Wettbewerb Oberliga, 20.Spieltag
Saison Saison 2001/2002, Rückrunde
Ansetzung FCC - 1. FC Dynamo Dresden
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld
Zeit Fr. 12.04.02 19:00 Uhr
Zuschauer 12.165
Schiedsrichter Fröhlich (Berlin)
Ergebnis 0:2
Tore
  • 0:1 Oppitz (25.)
  • 0:2 Heidrich (84.)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Jena
Svetozar Okrucky
Olaf Holetschek, Frank Schön (76. Zoran Saraba)
Christian Hauser, Thomas Lässig, Dirk Hempel (60. Kemo Ceesay), Stefan Treitl, Gediminas Sugzda
Jörg Nowotny, Tobias Kurbjuweit (73. Andreas Schwesinger), Sergio Sanchez

Trainer: Frank Eulberg


Dresden
Kresic
Czik, Dabac, Oppitz, Paulus
Heidrich, Petrowsky (76. Anyanwu), Wagefeld
Sebastian Hähnge (89. Heller), Koslov, Neubert

Trainer: Christoph Franke

Spielbericht

Mehr als nur ein Spiel verloren

Viel Wahres wurde bislang geschrieben, und auch viel Stuss. Will mich auch mal versuchen, auch wenn es schwer fällt. Denn letztlich wurde gestern aus einem glanzvoll beginnenden Abend einer der schlimmsten Erlebnisse für jeden FCC-Fan seit langem.

Ich weiß nicht, was in unsere Mannschaft gefahren ist. Das war nicht der FCC der letzten Wochen, und es ist absolut unverständlich, warum wir vom Anpfiff an dermaßen die Hosen voll hatten. Olaf Holetschek, Frank Schön, Jörg Nowotny, Thomas Lässig: alles gestandene Ex-Bundesligaprofis. Sugzda, Hempel, Hauser haben in der zweiten Bundesliga schon vor ganz anderer Kulisse gespielt. Die Erfahrung und die Klasse unserer Einzelspieler schien eigentlich unser Plus im Aufstiegskampf, von beidem war gestern nichts zu spüren. Ich möchte nicht in die Kerbe "mangelnder Kampf" schlagen. Insofern finde ich auch Forderungen nach einer Erklärung der Mannschaft unsinnig. Gekämpft haben sie, leider fehlte jegliches Selbstvertrauen in die eigene Stärke, und es mangelte an Ideen, der dicht gestaffelten Gästeabwehr beizukommen. Beim Spiel der Dresdner in Plauen war die halbe Mannschaft nebst Trainer, eigentlich war dort zu sehen, wo Stärken und Schwächen von Dynamo liegen. Hohe Flanken in den Strafraum oder lang geschlagene Bälle nach vorn waren jedenfalls kein Rezept, wurden aber angesichts der eigenen Hilflosigkeit viel zu oft praktiziert. Die taktische Abgeklärtheit der Dresdner, die kompromisslose und konzentrierte Abwehrarbeit war beeindruckend. Spielerisch wären sie zu knacken gewesen, und wir haben die Spieler, die "untenrum" dafür hätten sorgen können. Leider erreichte keiner von ihnen Normalform und so waren uns die Dresdner nicht nur körperlich (das war zu erwarten), sondern auch spielerisch überlegen, der Sieg absolut verdient.
Vielleicht wäre es anders gelaufen, wenn der Schiedsrichter eine andere Messlatte angelegt hätte, und die Dynamos ihr stark körperbetontes Spiel nicht so umsetzen hätten können. Man könnte jetzt auch über die Schwalbe diskutieren, die den Freistoß zum 0:1 nach sich zog. Man könnte darüber philosophieren, ob Okrucky bei jenem Tor im 5m-Raum behindert wurde. Und natürlich kam diese Führung den Dresdnern im weiteren Spielverlauf total entgegen, da sie ihre Defensivstärke voll ausspielen konnten. Aber auch zuvor schon war von einer selbstbewussten, spielstarken Heim-Elf nichts zu spüren und so richtig schien an einen Sieg keiner zu glauben. Eben jener Glaube an die eigene Stärke, der unbedingte Wille, hier zu gewinnen war bei Dresden in jeder Phase spürbar. Glückwunsch Herr Franke, er hat sich eine gute Truppe zusammengestellt, die nicht umsonst an jene CFC-Elf erinnert, die vor ein paar Jahren mal den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffte. Mit Anlaufschwierigkeiten in der Hinrunde, dann aber hochkonzentriert und mit starker 2. Halbserie, körperlich robust, defensivstark, taktisch diszipliniert und abgezockt. Auch wenn man natürlich bis zum letzten Spieltag kämpfen muss, die Art und Weise, wie dieses Spitzenspiel verlief, lässt eine Vorentscheidung vermuten. Nicht nur, weil wir - einen Sieg in Riesa vorausgesetzt - 2 Punkte Rückstand und das mit Abstand schwerere Restprogramm haben. Sondern vor allem in psychologischer Hinsicht, sowohl was unsere als auch die Dynamo-Elf betrifft.

Insofern haben wir wohl mehr als nur ein Spiel verloren. Und das nicht nur auf dem Rasen. Selten wurde über ein Spiel im Vorfeld so viel diskutiert, war der FCC mal wieder von Montag bis Freitag Thema in der Lokalpresse. Im Rahmen der Aktion "Volle Hütte gegen Dynamo" wurden durch zahlreiche freiwillige Helfer von Saalfeld bis Camburg, von Gera bis Suhl Plakate geklebt, 25.000 Flyer verteilt, eine Liveband organisiert, die Leute einfach heiß gemacht auf dieses Spiel. Die Thüringer haben es mit dem größten Besuch eines FCC-Heimspiels seit den 80ern gedankt, und wurden maßlos enttäuscht. Es ist nicht einfach, in der Akademikerstadt Jena Leute zur Unterstützung ihres Fußballvereins zu mobilisieren, künftig wird es wohl noch schwerer. Wir hatten gestern eine Riesenchance, jene für einen Aufstieg nötige Euphorie zu entwickeln, die nun in Dresden um sich greifen wird. Sie wurde vertan, bei Zuschauern und bei den so dringend benötigten Sponsoren. Mit was hätte man bei denen besser werben können, als einem Sieg vor 12.000 begeisterten Leuten und anschließenden Jubelarien in Thüringens Presse?

Zur Stimmung: Solche Spiele, wo Ränge durchsetzt sind mit Gelegenheitszuschauern und Ich-geh-mal-ins-Stadion-weil-es-in-ist-Leuten, leiden oftmals unter schlechter Atmosphäre. Aber die Zeit vor dem Anpfiff und auch die ersten Minuten des Spieles haben gezeigt, was in Sachen Stimmung möglich gewesen wäre. Der Lärm war ohrenbetäubend, vom DD-Block war auf der Tribüne in dieser Phase kaum etwas zu hören. Dass dies im weiteren Spielverlauf immer weniger wurde und die Dresdner das Stimmungsduell natürlich eindeutig zu ihren Gunsten entschieden verwundert nicht, angesichts unserer Chancenlosigkeit auf dem Platz. Ich denke, gerade angesichts der Zusammensetzung des gestrigen Publikums muss man ihm zugute halten, dass die Mannschaft zumindest von den Rängen nicht noch weiter verunsichert wurde. Das war auch schon anders in Jena. Ich glaube, es hätte nicht wenig bedurft, um die Leute auch in HZ 2 noch einmal aufzuwecken. Eine kleine Druckperiode hätte vielleich schon genügt - leider hatten wir die gestern nicht.

Ein Lob gibt es von mir diesmal für die anwesenden "Streitmächte" in grün, auch wenn dies viele Dynamos anders sehen werden. Ich war beim DD-Gastspiel in Plauen und konnte mir von der Tribüne aus ziemlich genau das ansehen, was zahlreiche Hirnis mit den baulichen Vorrichtungen im Gästeblock veranstaltet haben. Dort zögerte die Polizei lange, angesichts einer eingestürzten Stützmauer und eines fast eingerissenen Zaunes fast zu lange, um eine totale Eskalation zu verhindern. Gestern hatte sie das richtige Maß gefunden. Zunächst Zurückhaltung, selbst nach der Leuchtrakete in die Tribünenmassen keine direkte Reaktion. Nachdem dann aber wie schon in Plauen auch unser Zaun bearbeitet und sichtlich beschädigt wurde, konsequentes Durchgreifen. Manch einem mag das Auffahren von Wasserwerfern übertrieben vorkommen. Doch letztlich blieb es danach ruhig, und der Erfolg gibt den Polizeikräften somit recht. Wenn sich jemand von den Dresdnern beschwert, dass sich in den über den gesamten Gästeblock hinziehenden drei freien unteren Reihen (da war sicher noch Platz für ca. 500 Mann!) eine schlechte Sicht bot, dann sind wohl die eigenen Chaoten der beste Ansprechpartner. Auch der Abgang der Gästefans war sehr professionell organisiert. Die Busfahrer wurden sofort auf die Reise geschickt, und die restlichen Fans nicht den üblichen Weg, sondern hinten über die Trainingsplätze des EAS in Richtung Parkplätze geleitet, wo wiederum die Polizei angemessene Präsenz zeigte. Wenn wir uns als krasses Gegenbeispiel da noch an das Spießrutenlaufen der FCC-Fans nach dem Hinspiel in Dresden erinnern, scheinbar unter Billigung der vollkommen planlosen und überforderten Grünen, so wurde gestern deutlich, wie ein ordentlicher Polizeieinsatz aussieht. Kompliment!

Falls der geneigte Leser noch nicht eingeschlafen ist, noch eine Personalie zum Abschluss: Frank Eulberg sollte wirklich einmal über eine Änderung auf der Liberoposition nachdenken. Seit Wochen spielt Sugzda unterirdisch. Gegen Cottbus der katastrophale Fehler zum Gegentor und weitere Lässigkeiten, in SDH war es nur der Unfähigkeit der Gastgeber zu verdanken, dass ähnliche Situationen unbestraft blieben, gestern war er wiederum Unsicherheitsfaktor Nr.1, legte auch das 0:2 auf. Ich will hier gar nicht von den Konsequenzen im ja mittlerweile nicht mehr vorauszusetzenden Falle eines Regionalligaaufstiegs reden, auch für eine Oberligamannschaft mit Ambitionen ist dies zu wenig und man sollte die Alternativen nutzen.

Tja, und für uns bleibt nur noch Prinzip Hoffnung. Vielleicht gelingt es Frank Eulberg, statt eines Einbrechens der Mannschaft eine Trotzreaktion hervorzurufen. Doch es bedarf schon eines kleinen Wunders für das Ziel Aufstieg, zumal selbst im Falle eines Ausrutschers der Dynamos (deren "schwerstes" der verbleibenden Spiele ist in Gotha - das sagt alles) noch immer eine Mannschaft aus Plauen auf der Lauer liegt. Trotz der Riesenenttäuschung - die Hoffnung stirbt zuletzt, und in drei Tagen um 18 Uhr werde auch ich im Gästeblock von Riesa stehen!

--GUNNER 13. Apr 2002