2003/2004 20. Spieltag: 1. FC Magdeburg - FC Carl Zeiss Jena 1:0

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Spieldaten
Wettbewerb Oberliga, 20.Spieltag
Saison Saison 2003/2004, Rückrunde
Ansetzung 1. FC Magdeburg - FCC
Ort Ernst-Grube-Stadion in Magdeburg
Zeit So. 08.02.04 14:00 Uhr
Zuschauer 4.040
Schiedsrichter Herzberg (Berlin)
Ergebnis 1:0
Tore
  • 1:0 Kreibich (55.)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Magdeburg
Beer
Otte
Prest, Kallnik, Kreibich (70. Probst)
Müller, Neumann, Schulz (90. Griep), Uffrecht
Kühne (70. Siemke), Woitha

Trainer: Heyne

Jena
Tino Berbig
Olaf Holetschek
Markus Grasser, Gert Müller, Kais Manai
Stefan Treitl, Eric Noll, Daniel Petrowsky (70. Christian Müller), Alexander Maul (75. Kai Zimmermann)
Miroslav Jovic (61. Andreas Schwesinger), Carsten Klee

Trainer: Joachim Steffens

Spielbericht

Eintrittskarte

„Es war einmal eine 5:0-Stadt …“. Wer weder an den Klapperstorch noch an den Weihnachtsmann glaubt, wird am Sonntag wohl nicht mit der Erwartung an die Elbe gefahren sein, dass Jenas zwei Kantersiege der Vorsaison gegen Magdeburg künftig das Maß aller Dinge sind. Dass man sich Anderes erhoffte als eine 0:1 Pleite, dürfte ebenso klar sein. Vor allem hätte man sich als Zeissfan gewünscht, dass die Mannschaft spielerisch nicht so enttäuscht, denn es gab am Sonntag keinen bösen Schiri, der etwa drei Abseitstore für den FCC nicht anerkannt hätte, und es war auch kein übergroßes Pech zu beklagen, weil man vielleicht eine Vielzahl von Chancen nicht genutzt hätte. Was Jena im Ernst-Grube-Stadion bot, war, gemessen an den eigenen Ansprüchen, einfach zu wenig, und weil man sich gegen einen gleichwertigen Gegner eben einen dicken Patzer zu viel erlaubte, verlor man verdient. Da gibt es nichts schön zu reden.

Ich will jetzt gar nicht auf die Einzelheiten der Partie eingehen, dazu steht mehr als genug im offiziellen Spielbericht, aber am Sonntag bot nicht nur das Geschehen auf dem Rasen Fußball zum Abgewöhnen. Bereits beim Eintreffen der Fanbusse befiel mich ein ungutes Gefühl, denn das spätpupertäre Rumgepose etlicher besoffener Zeissfans empfand ich einfach nur als peinlich. Nun lebe ich in Bezug auf den Genuss geistiger Getränke selbst nicht in strengster Askese und war ja auch mal jung, aber selbst im dicksten Suff kam ich früher nicht auf die Idee, mich derart zu exponieren. Die Bullizei hätte sich mal den Spaß erlauben sollen, für eine halbe Minute ihre um den Gästeeingangsbereich errichtete Wagenburg so aufzulösen, dass es zur direkten Auseinandersetzung beider „Fan“-Blöcke gekommen wäre. Eine solche Maßnahme wäre für etliche der Pseudohools vielleicht zu einer pädagogisch wertvollen Erfahrung geworden. So ging das Mimikry nach Spielschluss bedauerlicherweise in die zweite Halbzeit.

Damit nicht genug des Ärgers. Mitte der 1. Hälfte fing der Nebel des Grauens über dem Grube-Stadion an, Regen, Graupel und Schnee zu speien; im Zusammenspiel mit dem böigen Wind eine eklige Kombination. Spätestens jetzt reute mich meine Knausrigkeit, keine Karte für die Tribüne erworben zu haben. Da wäre es wenigstens trocken gewesen und man hätte sich zudem im Glanz des Hainicher Hochadels sonnen können. So kritzelte ich in der Kälte weiter schwer entzifferbare Zeichen auf meinen Schreibblock und sehnte mich nach dem Schlusspfiff. Natürlich hätte ich mir gewünscht, irgendeiner hätte vorm Spielende noch Voodoo getrieben und die Kicker aus allen Städten verhext, die mit „M“ beginnen und auf „Burg“ enden. Speziell Gunner hätte sich für diese Aufgabe wohl leicht motivieren lassen. Aber weder Klärchen noch höhere Mächte waren an diesem Tag dem FCC gewogen.

Auf die wird man sich auch in Zukunft nicht verlassen können, sondern muss jetzt rasch zu irdischen Lösungen kommen, mit denen sich der FCC wieder in die Erfolgsspur bringen läßt. Es dürfte wohl noch zu früh sein, den Spielbetrieb einfach einzustellen, weils der FCC ja eh wieder nicht packt, um damit wenigstens die Reisekosten zu sparen. Dergleichen fordern nicht mal die „Jena ist unaufsteigbar“-Defätisten. Dafür kennt die Avantgarde dieser Neunmalklugen den Königsweg aus der Krise um so besser: „Den Steffens ans Kreuz! Der ist an allem schuld!“ Recht so! Das wird uns helfen! Der nächste Frank Eulberg wird´s schon richten!

Ich schlage statt dessen eine nüchterne Bestandsaufnahme vor. Der FCC ist immer noch Spitzenreiter der Nordost-Oberligastaffel Süd. Auf den nächsten Verfolger hat man 4 Punkte und 15 Tore Vorsprung (Hat der HFC schon in Auerbach gewonnen?). Bis zum Sonntag war man in allen den Pfichtspielen der Saison noch ungeschlagen; neben den Bayern-Amateuren als einzige Elf unter den über 250 Mannschaften in den obersten vier Ligen. Nun hat auch Jena mal verloren, verdient sogar. Soll man jetzt die Töppen an den Nagel hängen?

Natürlich steigt Jena mit der gegen Magdeburg gebotenen Leistung nicht auf, natürlich spukt im Hinterkopf herum, dass man im Paradies bereits zweimal nacheinander deutliche Punktevorsprünge vergeigte. Aber es wäre grundfalsch, den weiteren Verlauf der Saison allein daran festzumachen, dass der FCC im Ernst-Grube-Stadion zum zweiten Mal nacheinander ohne Auswärtstor blieb, durch den dämlichen Gegentreffer diesmal sogar ohne Punkt. Der FCC der Saison 2003/2004 ist nicht mehr die Truppe der Vorjahre, denn die Mannschaft hat bisher Charakter und Siegermentalität bewiesen. Am deutlichsten wurde das in den Spitzenspielen gegen die Teams, die neben Jena die Plätze 1-5 belegen. Hier holte der FCC in den fünf Partien gegen Magdeburg (2:0 H/0:1 A), Halle (2:1 A), Plauen (1:1 A) und Dresden-Nord (4:1 A) 10 von 15 Punkten. Zum Vergleich: In der Saison 2001/2002 kam man gegen die Topteams auf 8 von 24 möglichen Punkten (Lok 3:0 H/1:0 A; Dynamo 0:0 A/0:2 H; Plauen 0:0 H/ 0:1 A; Chemie 1:3 H/0:3 A), in der Saison 2002/2003 auf 12 von 24 (Lok 1:4 A/0:0 H; Plauen 1:0 A/1:0 H; Chemie 1:1 H/1:3 A; Halle 0:0 A/2:1 H). Die verheerende Bilanz Jenas in den Spielen gegen die anderen Aufstiegsambitionierten war bisher der Grund für das Verfehlen des Staffelsieges. An der Spitze zu stehen bedingt, dass man in den direkten Vergleichen ein Stück besser ist als jene Mannschaften, die auch nach ganz oben wollen möchten. Das gelang Dresden 2001/2002 und Chemie 2002/2003, deshalb behaupteten diese Teams am Ende den Platz an der Sonne.

Mit den bisher erzielten Ergebnisse hat Jena, trotz der aktuellen Krise, gute Chancen, es den Aufsteigern der Vorjahre gleich zu tun. Es wäre aber arrogant, anzunehmen, man könne schon nach gut der Hälfte der Saison als Staffelsieger feststehen. Jena hat noch zwölfmal die Chance, zu zeigen, dass man es besser kann als in Magdeburg. Dafür muss man sich wieder auf die eigenen Stärken besinnen und darf sich nicht durch die letzten durchwachsenen Spiele aus der Bahn werfen zu lassen. Meisterschaft und Aufstieg werden nicht dadurch entschieden, ob man mal verliert oder eine schlechte Saisonphase durchläuft, sondern wie man mit solchen Situationen umgeht.

Darum, Kopf oben behalten, FCC! In Dresden läuft´s wieder besser!

--Al Knutone


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