2007/2008 01. Spieltag: Alemannia Aachen - FC Carl Zeiss Jena 2:2

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Spieldaten
Wettbewerb 2. Bundesliga, 1. Spieltag
Saison Saison 2007/2008, Hinrunde
Ansetzung Alemannia Aachen - FCC
Ort Tivoli in Aachen
Zeit 10.08.2007, 18:00 Uhr
Zuschauer 19986
Schiedsrichter Aytekin (Oberasbach)
Ergebnis 2:2
Tore
  • 1:0 Vukovic (1.)
  • 2:0 Nemeth (6.)
  • 2:1 Maul (28.)
  • 2:2 Petersen (76.)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Aachen
Kristian Nicht
Stehle, Klitzpera, Vukovic (33. Casper), Weigelt
Lehmann, Polenz (75. Leiwakabessy)
Reghecampf
Nemeth, Ebbers, Pecka (81. Milchraum)

Trainer: Guido Buchwald

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Jena
Kasper Jensen
Felix Holzner, Alexander Maul, Darlington Omodiagbe, Ilia Kandelaki
Stefan Kühne
Niels Hansen, Torsten Ziegner (74. Christian Fröhlich), Robert Müller (74. Nils Petersen)
Jan Simak (58. Michael Stegmayer)
Werner

Trainer: Frank Neubarth

Inthronisierung knapp verpasst (Spielbericht)

„Alter Mann“ und „Junger Hüpfer“ lassen’s krachen

Es ist Freitag und an sämtlichen Raststätten quer westwärts führender Autobahnen tummelt sich zahlreiches blaugelbweiß gewandetes Volk. Was ist los? Klar, eine weitere Zweitligasaison hat begonnen und wieder machen sich allwöchentlich Tausende auf den Weg, um Zeugen fußballerischer Heldentaten der sportlichen Enkel Carl Zeiss’ zu werden. Doch diesmal gab es auch auf der Anreise schon Neues zu bestaunen: KFZ mit dem Nationalitätenkennzeichen der Tschechischen Republik, vorbildlich mit FCC-Schals versehen, machten sich ebenso auf den Weg in einen der westlichsten Winkel der Republik. Ob Jan Simak die Weitgereisten entsprechend belohnen würde, galt es zu diesem Zeitpunkt noch abzuwarten.

Der (versehentliche) Erstligist der vergangenen Saison aus Aachen, der bisher noch nicht das Vergnügen hatten, pflichtspielend gegen den FCC antreten zu dürfen, sollte nun auch dieses Manko aus seiner Statistik streichen können. Vom Aachener Tivoli ginge, so behaupten es die bunten Blättchen und ihre medialen Nachplapperer gerne, ein ganz besonderes Flair aus. Betrat man den Gästeblock knapp 1:45 Sunden vor dem geplanten Anpfiff, erschloss sich dieses „Besondere“ auch sofort: Ein strenger Hauch von Guantanamo weht durch den Gästekäfig. Die Bemerkung eines Nebenstehenden, hier fühle man sich ja an das berüchtigte „Gelbe Elend“ erinnert, war sicherlich nicht auf 50% der Aachener Vereinsfarben bezogen und soll daher aus Gründen der PC hier auch nicht wiedergegeben werden. Unwillkürlich stellt man sich die Frage, auf welch allgemeingefährliche Spezies der Menschheit in Form von Alemannia-Fans man hier wohl treffen würde? Sind die denn wirklich derart gewaltbereit, dass man friedlich anreisende Gäste-Supporter mit derart martialischen Aufbauten vor den Übergriffen der Einheimischen schützen muss? Aufbauten, die derart übertrieben daher kommen, dass man das Tor vor lauter Gittern nicht sieht? Schade eigentlich, denn ansonsten hat das Stadion trotz seiner überall sichtbaren Morbidität mit 3 Stehplatz-Tribünen (bzw. –Wällen) mehr Charakter als die meisten „Wir-machen-Fußball-zum-Event-nur-Sitzplatz-Arenen“.

Nach meiner Schätzung gut Tausend Fans der Saalestädter geraten erstmals in kollektive Verzückung, als unsere Helden, wenn auch ziemlich spät, ihre Muskeln, Sehnen und Gelenke auf Betriebstemperatur bringen und klar wird, Jenas spektakulärster und zugleich risikobehaftester Neuzugang der letzten Jahre würde von Beginn an seine angereisten Landsleute erfreuen. Die kurz vor Spielbeginn einsetzende Alemannia-Disco ist dann eher verblüffend. Erst bringen die Heimischen ihre Erstliga-Abstiegs-Freude zum Ausdruck, in dem sie zum ersten Spiel in Liga 2 phrenetisch „Alemannia, my Love – wir sind wieder da!“ grölen und anschließend ertragen sie widerstandslos eine musikalische Grausamkeit, die perfekt zu jeder Karl-Moik-Fete gepasst hätte. Als dann jedoch das unvermeidliche YNWA verklungen war und die Teams gen Mitte strebten, herrschte beste Stimmung auf allen Seiten.

Alle Diskussionen um mögliche Spiel- und Saisonverläufe erstarben jäh 45 Sekunden nach Aytekins erstem Trillerchen, als Vukovic nicht eben großartig am Einköpfen der Reghecampfschen Freistoß-Eingabe gehindert wurde. Jensens erste körperliche Anstrengung bestand also im Einsammeln eines sich hinter der eigenen Torlinie befindlichen Balles. Ein Gefühl, welches auch CP noch „gut“ kennen dürfte, Jensen sich aber sicher gerne erspart hätte. Was für ein „billiges“ Tor! Die Unseren machten sich dann zunächst 3, 4 Mal in Richtung Gästeblock auf den Weg, aber dann dachten sich Jensens Spielkameraden nur fünf Minuten später, der Junge hat ein breites Kreuz, der verträgt noch mehr. Einem harmlosen Einwurf auf rechts folgte ein harmloser und fast unbedrängter Kopfball, wiederum gefolgt von einem harmlosen und missglückten Direktschussversuch. Von soviel demonstrativer Harmlosigkeit fasziniert, hebt Omo locker trabend das Abseits auf und der nun freistehende Nemeth hämmert die Kugel dem bedauernswerten Jensen um die Ohren und in die Maschen (6.). 2:0 und schon nach wenigen Minuten brachen sich im FCC-Block so unschöne Erinnerungen wie die an Karlsruhe oder Duisburg Bahn. Trotz der großen Entfernung glaubte man Guidos schmalziges Breitwandgrinsen quer über den ganzen Platz leuchten zu sehen und Aachens Fans zelebrierten derweil einen verständlichen und recht hübsch anzusehenden Programmpunkt namens „Das ganze Stadion hüpft!“

Simaks erster Torschuss nach 14 Minuten wird abgeblockt und bleibt somit dennoch der einzige matte Lichtschimmer in finsteren 25 Anfangsminuten. Die Bienenfarbenen machen bei eigenem Ballbesitz das Spiel schnell und vor allem breit und stürzen die Abwehr der Heldenhaften von einer Panik n die nächste. Besorgt ruft man sich die Verbreitungsmöglicheiten des H5N1-Virus ins Gedächtnis, wirkt doch unsere Abwehr bis zur 25. Minute ein ums andere Mal wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen. Jensens formidable Kopfball-Rettungstat in der 25. Minute, als die Aachener uns nach einem Freistoß klassisch auszukontern drohten, beendete diese furchterregende Phase zum Glück. Wir können auch anders! – Denken sich zunächst Ziege und Hansen, doch Hansens Volley nach des Kapitäns Vorlage kann der Ex-Jenaer Nicht entschärfen – auf Kosten einer Ecke. Schön schwebt diese auf den langen Pfosten, wo sich Kühneclever per Kopf gegen 2 Bewacher durchsetzt und de Kugel auf den entfernten Pfosten zurück befördert. Unbeirrbar steht dort Alex, lässt sich auch von Vukovics’ versuchter Körperverletzung nicht irritieren und befördert den Ball dort hin, wo er auch hin gehört – ins Aachener Toooooooor! Alex Maul, dieser heldenhafte Recke, seit Jahren souverän und unbeugsam sein fußballerisches Tagwerk zum Wohle der Zeissianer verrichtend, nie zum Lautsprecher mutierend, immer wieder in Frage gestellt und dann erst recht sich immer wieder einen Stammplatz erkämpfend, entfacht die Glut der Thüringischen Hoffnung neu. (28.) Wie habe ich gerade ihm dieses Tor gegönnt!

Fortan übernehmen die weißen das Kommando und hätten schon 5 Minuten später den Gleichstand wieder herstellen können. Kühne kommt in beste Schussposition, zögert aber zu lange und spielt dann doch auf Simak ab. Jener stellt eine perfekte Verbindung zwischen Kopf und Fußgelenk her und das Ergebnis ist ein Traumpass af den startenden Werner. Einsam, wie der Rufer in er Wüste steht TW plötzlich vor dem Nicht(s), seinem gut gemeinten Heber mangelt es jedoch an osteuropäischer Präzision – drüber! Jenas Offensivdrang wird jetzt nur durch einen Aachener Fernschuss in der 40. Minute unterbrochen, den undankbaren Flatterball nimmt Jensen zwar mit Mühe aber sicher auf. Kühne, der als einer der Ersten nach 25 Minuten den Hebel umgelegt hatte, setzte die letzten Akzente vor der Pause. Zunächst erweist er sich bei einer Tobi-Flanke als zu klein für einen zielgerichteten Kopfball und als er in gleicher Minute eine Simak-Ecke per Stirn Richtung Tor befördert, kann Nicht den Ball sicher aufnehmen (43.).

Halbzeit und der blaugelbweiße Pulk hat seine Hoffnung zurück. Auch deshalb, weil wir einen geldgierigen Münchner davon abhalten konnten, jenes glänzende Geldstück, welches vor uns auf dem Boden herum lag, in seine Börse zu raffen, immerhin hatten wir das Teil vor Spielbeginn zum „Glücksgroschen“ erkoren. Halbzeit 2 beginnt aus unserer Sicht mit einer Überraschung. Die Rückkehr Kandelakis auf seine linke Abwehrseite hatten wir nicht erwartet. Für uns war das, was er in der ersten Hälfte fußballerisch gezeigt hatte, viel weniger als das, was er fußballerisch vermissen ließ. Dies sollte sich in HZ 2 jedoch nachdrücklich ändern. Zunächst mal waren die Gäste jetzt von der ersten Minute an präsent und von Aachener Hurra-Fußball war nix mehr zu sehen. In der 52. Minute nutzt Jensen die Gelegenheit, gegen 2 Einheimische seine technischen Fähigkeiten im Dribbling an der Strafraumgrenze vorzuführen. Bluthochdruckpatienten und Herzrhythmusgeschädigte werden sich jedoch nur mit Schrecken an diese Szene erinnern. In einer Art Wiedergutmachung präsentiert dafür 3 Minuten später Simak mal wieder einen Zungenschnalzpass auf Tobi, allerdings einen Tick zu weit. Kurz darauf wird der Tscheche durch Stegmayer ersetzt und erhält seinen verdienten Beifall für eine Auftakt-Vorstellung, die Hoffnung und Lust auf mehr macht. Jans fußballerische Möglichkeiten sind eh über jeden Zweifel erhaben und wenn sein Fitnesslevel bald 90-minütige Zweitligatauglichkeit erreicht hat, wird sicher noch mehr Spektakuläres und Geniales folgen.

So sehr sich die Aachener auch bemühen, das Spiel wieder unter Kontrolle zu kriegen, die Unvergleichlichen sind und bleiben jetzt ebenbürtig, haben optisch sogar Vorteile. Nach 67. Minuten erkämpft Stegi wunderbar einen Freistoß, den Ziege auch (ausnahmsweise) mal gut getimet vors Tor bringt, leider kommt Omo jedoch nicht an den Ball. In der 73. Minute nimmt Neubarth Ziegner und Müller vom Feld, bringt Petersen und Fröhlich. Die Weitgereisten jetzt also ohne die beiden Mittelfeld-Zampanos Ziege und Simak – würde das funktionieren? Und wie! Das Weiße Ballett gab jetzt ganz klar auf dem Rasen den Takt vor und auch von der viel gerühmten Aachener Publikums-Stimmgewalt war nicht mehr viel zu vernehmen. Nach 74 Minuten schaltet mal wieder Tobi seinen Turbo an, enteilt all seinen Verfolgern über links, lässt es bei seinem Querpass allerdings an der nötigen Präzision mangeln. Nur eine Zeigerumdrehung weiter gibt es einen Freistoß auf rechts für die Thüringer. Wieder bringt Tobi den Ball scharf nach innen, es folgt noch eine zum Glück etwas verunglückte Direktabnahme (Kühne?), der Ball geht in Aachens Sechzehner, Petersen taucht ein wenig ab, bringt seinen Kopf an den Ball, befördert diesen Richtung Tor und während der verdutzte Nicht diesem nur hinterher sehen kann, bricht im Gästekäfig Jubel los – TOOOOOOR!!!! Ausgleich nach 76 Minuten – 2:2.

Zwischen 936 (Otto I.) und 1531 (Ferdinand I.) wurden in Aachen 30 deutsche Könige und Kaiser inthronisiert. Hätte Nils Petersen nur eine Minute nach seinem Ausgleichtreffer, als er erneut frei vor Aachens Keeper auftauchte, etwas mehr die Ruhe bewahrt und auch bei seinem zweiten Ballkontakt eingenetzt, diese Tradition hätte wohl Anno 2007 Auferstehung gefeiert, zumindest im Lager aller Blaugelbweißen und zumindest für diesen Abend. Jetzt drückten die Ruhmreichen die Gastgeber permanent in deren Hälfte, beherrschten Spiel und Gegner und hätten wir die Randbelgier jetzt eingetütet, es wäre verdient gewesen. Möglich auch. So allerdings musste Nicht lediglich bei einer Kandelaki-Flanke mit Problemen kämpfen, im übrigen war es erstaunlich, wie solide ebenjener Kandelaki HZ 2 abspulte. Als dann nach 88 Minuten Aachen mal wieder vor unserem Strafraum auftauchte, versemmelte Reghecampf seine Schusschance gehörig und kurz darauf konnten die Unabsteigbaren und ihre Treuen einen mehr als verdienten Auswärtspunkt gebührend feiern. Nach dem dann auch so ziemlich jeder Gästefan noch den Satz „Mensch, ein Auftakt wie damals in Offenbach!“ ausgesprochen hatte, war es Zeit zufrieden heimwärts zu streben. Von Zufriedenheit war bei den entgegen kommenden Aachener Anhängern wenig zu vernehmen. Das hatten sie sich „gegen solche wie Jena“ anders vorgestellt. Sie werden wohl (hoffentlich) nicht die Einzigen bleiben, die umdenken müssen.

Mehr als sechs Stunden nächtlicher Autobahnfahrt vergehen mit einem Auswärtspunkt doch immer wieder recht entspannt. Noch dazu, wenn man an so ziemlich jeder Pausenstätte auf gut gelaunte Gleichgesinnte trifft. Diskussionswürdiges hatten die Unseren ja wieder reichlich abgeliefert: einen verpennten Auftakt, 20 Minuten am Rande der Demontage, eine nimmermüde Aufholjagd, Tore durch einen „alten“ Haudegen sowie einen Kracher aus dem eigenen Nachwuchs und am Ende sogar die 3-Punkte-Option. Ganz schön viel für’s erste Match.

Auf manches würde ich Sonntag gerne verzichten, wenn gegen St. Pauli auf neuem Rasen das alte Gesetz gilt:

Hier regiert der FCC!

--Kopfnuss 16:43, 12. Aug. 2007