2007/2008 02. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - FC St. Pauli 0:1

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Spieldaten
Wettbewerb 2. Bundesliga, 2. Spieltag
Saison Saison 2007/2008, Hinrunde
Ansetzung FCC - FC St. Pauli
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld
Zeit So. 19.08.2007 14:00
Zuschauer 12.300
Schiedsrichter Schalk (Augsburg)
Ergebnis 0:1
Tore
  • 0:1 Schnitzler (20.)
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Aufstellungen

Trikotfarben
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Jena
Kasper Jensen
Felix Holzner, Alexander Maul (40.), Darlington Omodiagbe, Ilia Kandelaki
Robert Müller - Stefan Kühne (67. Nils Petersen), Niels Hansen
Torsten Ziegner (46. Jan Simak)
Tobias Werner, Sandor Torghelle (77. Sebastian Helbig)

Trainer: Frank Neubarth

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
St.Pauli
Borger
Rothenbach, Morena, Eger, Gunesch
Boll, Meggle
Brunnemann (45. Braun), Takyi (42.), Trojan (79. Bruns)
Schnitzler (64. Ludwig)

Trainer: Trulsen

Spielbericht

Spielen sie noch?
… und in Jena gibt’s Willkommensgrüsse statt Stadionverbot.

Wer schon die eine oder andere Fußballsaison durchlebt und -litten hat, kennt diese Tage. Du siehst ein Spiel deiner Angebeteten und irgendwo in den Untiefen deiner blaugelbweißen Hirnzellen zuckt irgendwann, zunächst nur für Sekundenbruchteile, ein elender Gedanke auf. Obwohl du es nicht willst, aber so ganz langsam kriecht er aus dem Hinterkopf los. Millimeter für Millimeter frisst er sich vorwärts. Du hoffst und betest zum Fußballgott, irgendeiner deiner Heldenhaften möchte mit einer genialen Aktion diesen Wurm ein für alle mal in ewige Verdammnis schießen. Du willst deine Hoffnung nicht aufgeben, aber mit jeder vergeigten Chance nährt sich der elende Gedanken-Wurm. Und dann ist es soweit, frech und dämlich grinsend sitzt der Fiesling plötzlich hinter deiner Stirn und du kannst einfach nicht mehr anders, du musst es aussprechen. Der schmerzende Ring um dein Herz signalisiert dir nämlich, es wird tatsächlich so kommen: „Die können heute noch spielen, bis es dunkel wird, ein Tor schießen sie nicht!“ Wenn es dann raus ist, hilft es dir zwar auch nicht weiter, aber zumindest weist du Eines: Solche Spiele siehst du 2 oder 3 Stück pro Saison, das erste ist jetzt, zum Glück, vorbei.

Thüringens Fußballhauptstadt hatte zum heimischen Saisonauftakt gerufen und 12.300 füllten das Sportfeld (fast). Nur die Stadtverwaltung Jena schien vom Saisonbeginn mal wieder völlig überrascht worden zu sein. So präsentierte sich der größte und stadionnaheste Parkplatz mal wieder gut gefüllt mit Baufahrzeugen und –schutt. Nichtsdestotrotz herrschte auf diesem eine völlig relaxte und entspannte Stimmung beim mobilen Eintreffen der Fans beider Kontrahenten. Die Pauli-Fans, u. a. mit WAK- und V-Kennzeichen, aber auch mit Bussen aus der Niederlausitz angereist, füllten ihren Block respektabel und trugen somit ihren Teil zu bester Stadionatmosphäre bei.

Als die 22 Hauptakteure an den (etwas albern anmutenden) Fahnenwedlern vorbei defiliert waren, war klar, der bis dato noch ungeschlagene FCC-Coach setzte zunächst nur auf einen Mittelfeld-Zampano, Torsten Ziegner. Besonders gespannt sein konnte man allerdings auf Jenas neueste Stürmererrungenschaft, den Ungarn Sandor Torghelle. Dass Ungarn ungehindert deutsche Stadien betreten, war ja nicht immer selbstverständlich. Jenes Berner WM-Endspiel, das hierzulande gerne als Wunder von Bern verklärt wird, bleibt für viele Magyaren immer die „Wunde von Bern“. Diese medizinische Anleihe hat ja, wie inzwischen bekannt , durchaus einen gewissen (Hinter)sinn. Auch wegen einer seltsamen Gelbsucht-Epidemie, welche die meisten Endspielteilnehmer befiel, verlor die Herberger-Elf die folgenden 3 Länderspiele und gewann in den nächsten beiden Jahren ganze 4 Mal. Der legendäre Kapitän der Ungarn, Ferenc Puskas, fragte daraufhin 1957 in einem Interview mit „France Football“, ob denn bei den Deutschen wohl alles mit rechten Dingen zugegangen sei? Die ausgesprochen spritzige Antwort des DFB: Puskas wurde zur Persona non grata und erhielt ein deutschlandweites Stadionverbot, welches die Funktionärsclique erst 1964 wieder aufhob. In Jena hieß es heute jedenfalls „Willkommen, Sandor!“

Zum Auftakt des Matches versuchte sich nach 2 Minuten Kandelaki mit einer ersten Flanke von links, Borger fischte sie aber sicher. Als Tobi nur 2 Minuten später den ersten Freistoss für die Unseren erkämpft, tritt der Kapitän das ruhende Murmelchen allerdings aus 20 Metern knapp am Tor Braungekleideten vorbei. Bis zur 10. Minute passierte dann kaum etwas, da die Paulianer (auf deren brauner Brust ja der gleiche Konzern wie bei den ach so gern geschmähten Bayern prangt – nur eben standesgemäß in der Billig-Variante) die Räume im Mittelfeld eng machten und bei den Weißen noch die Ordnung im Spiel fehlte. Seltsam unsicher wirkten die Helden vom Tivoli. Kühne versuchte sich hernach als Wachrüttler. Nach guter Ziegner-Vorarbeit setzt er einen 20-Meter-Kracher jedoch knapp neben die Hütte (13.). Dann will ich das auch mal probieren, denkt sich nun TW und zieht eine Minute später ebenfalls aus 20 Metern ab. Da muss Hamburgs Keeper dann schon mehrmals zufassen. Gleiches widerfährt Borger in der 16. Minute, als er für einen raffinierten Schuss vom rechten Strafraumeck erneut mehr als einen Versuch benötigt. Absender in diesem Falle war Sandor T. Zwei Minuten später glänzt der Ungar mit einem diagonalen Außenrisst-Pass , Hansen ist allerdings einen Schritt zu spät. Den folgenden Angriff über links beendet Kühne mit einem Kopfball(tor). Doch wenige Zehntelsekunden bevor der Ball einschlägt, kriegt Borger da noch seinen Handschuh dazwischen. Das war mehr als knapp. Weiter geht’s mit einer FCC-Ecke, in deren Folge Hansen aus 15 Metern abzieht – knapp vorbei(19.). Die Hausherren präsentieren sich jetzt auch als solche, Pauli unter Dauerdruck. Da scheint es auch nicht weiter schlimm, als die Gäste seit längerem mal wieder mit Ball am Fuß die Mittellinie überschreiten. Zunächst jedenfalls. Da bei den Weißen aber plötzlich alle nach der Devise „Geh-bloß-nicht-ran,-denn-ich-mach’s-auch-nicht!“ handeln, reicht eine einfache Ballstafette, um die Viererkette genau an ihrer Schnittstelle auszuhebeln. Paulis ersten Angriff beendet Schnitzler mit dem 0:1 (20.) – Jensen ist machtlos. Genau in dem Moment, als die Ruhmreichen Spiel und Gegner anfingen zu beherrschen, werden sie eiskalt erwischt. Ein unverdienteres Führungstor gibt’s selten. Während man sich auf den Rängen noch über diesen Glückstreffer ärgert, bietet er Stadionservice erneuten Anlass zu Unbill. Welcher Ahnungslose ist denn auf die Idee gekommen, Zwischenstände müssten im EAS von falschfarbenen Männchen auf der Videowand präsentiert werden? Unfassbar! Nie wieder will ich dieses Wesen rumspringen sehen! Der FCC braucht bis zur 27. Minute um den nächsten sinnvollen Angriff zu initiieren, allerdings wird dieser durch Takyis’ fieses Drüberhalten gegen Felix H. übel beendet. Wieder eine Freistoß-Chance für en Kapitän, der den Ball allerdings butterweich in die Arme von Borger sendet. Jenas Angriffe wirken jetzt dennoch reichlich statisch und einfallslos. Torghelle ist zwar bemüht und eifrig, allerdings fehlte ihm gelegentlich noch die richtige Bindung zum Spiel. Naja, und wenn er dann erstmal austrainiert ist … Dennoch, nach 34 Minuten läuft eine feine Kombination über links, von Kandelaki kommt der Ball über Torghelle zu Ziegner, aber der verzieht aus 15 Metern.

Nach 38 Minuten überschreitet St. Pauli mal wieder die Mittellinie und plötzlich muss Alex M. zur etwas rustikaleren Gangart übergehen und klären. Schnitzler gefällt es derart auf dem neuen Rasen, dass er sich dreht wie eine Spindel und gar nicht wieder aufstehen will. Die umherstehenden Gäste gestikulieren, als könne nur noch ein Rettungshubschrauber den nahen Tod Schnitzlers verhindern und so kommt, was kommen kann/muss – GRK! Dann können wir ja mit der Zeitschinderei beginnen, denkt sich Freistoss-Treter Takyi (obwohl „denken“ wohl für diesen Moment das falsche Verb ist), ignoriert des Schiris Gesten und hat wenige Sekunden doch ganz viel Zeit – auch er darf schon mal ganz für sich alleine duschen gehen (GRK/40.). Die Nachspielzeit der 1. HZ begann zunächst erfreulich. Aus dem Match ging jener unbeholfene No Name, dessen Herumgestakse vor der Jenaer Tribüne garantiert von einem Kosmetik-Produzenten bezahlt wurde. Dieser wollte allen Anwesenden sicher zeigen: Seht her, so sch… seht ihr aus, wenn ihr die Blondierungspackung eines Mitanbieters verwendet und der Versuch dann auch noch schief geht. Dann aber doch noch eine Freistoßgelegenheit für Ziege. 18 Meter zentral vor dem Tor liegt die Kugel bereit. TZ läuft an, mit Rechts streichelt er das Spielgerät und unbeeindruckt zieht dieses an der Gäste-Mauer vorbei. Borger macht erst gar keine Anstalten, um an diesen aussichtslosen Ball zu kommen und schaut diesem nur versteinert hinterher. Die Kugel senkt sich und wird gleich im ……und geht Zentimeter am linken Pfosten vorbei – Pause!

Der zweite Akt beginnt, irgendwie erwartungsgemäß, mit Simak für Ziegner. Dessen erster Ballkontakt ist gleich vom Feinsten, als er mal eben locker mit der Sohle die neben ihm stehende braune Parkuhr umspielt. Überraschenderweise gelingen St. Pauli jetzt zwei ansehnliche Konter nacheinander, allerdings sind diese am Ende harmloser, als sie zunächst aussehen, zumal Jensen sich als verlässlich erweist. Kurz darauf ist Torghelle wieder brandgefährlich im 16-er der Gäste, sein Schussversuch wird aber im letzten Moment abgeblockt. Nach 51 Zeigerumdrehungen flankt Holzner von rechts und bei Torghelles Kopfballversuch sieht es so aus, als wäre eine Hamburger Hand im Spiel? Als auch der Nachschuss aus 18 Metern in luftige Höhen entschwindet, zuckt, zunächst nur im Hinterkopf, blitzartig so ein fieser, elender Gedanke erstmals auf … Dann setzt Felix per Einwurf Simak in Szene, doch der verhaspelt sich im Strafraum (55.). Dennoch scheint es nun so, als würde sich dank Simak der Druck auf Paulis Abwehr weiter erhöhen. Rätselhaft allerdings, warum Jenas Spiel prinzipiell nur über rechts stattzufinden schien? Wieder mal Zeit für einen Freistoß und diesmal hämmert Tobi das Ding scharf auf den Kasten, allerdings direkt auf den dort postierten Keeper. (56.) Noch in der gleichen Minute behauptet sich Hansen gegen 3 Mann, geht rechts zur Grundlinie, flankt – doch im hinteren linken Teil des Strafraums herrscht gähnende Leere. Torghelle will sich den Ball dann ersprinten, ist dabei nicht zimperlich und hat beim kleinlichen, ohne Linie pfeifenden Herrn Schalk wohl Glück, nur Gelb zu sehen. Die Göttlichen nehmen sich eine fünfminütige Verschnaufpause und in der 64. zieht Tobi erst los und dann ab, aber wieder vorbei. Gleich darauf kommt wieder Felix H. über rechts, spielt Torghelle an, der dreht sich, schießt – und wieder vorbei. Machen wir das eben erneut, denken sich Felix und Sador in der 66. jetzt allerdings benutzt der Ungar seinen Kopf, um den Ball neben das Tor zu setzen. Okay, dann flanke ich eben auch mal, sagt sich jetzt Torghelle, diesmal kommt allerdings der eingewechselte Petersen zu spät. Bei allem Pech und teilweisem Unvermögen, etwas muss man den Glorreichen lassen, sie zeigten Moral und ließen wirklich nix unversucht (außer vielleicht auch mal die linke Spielfeldseite zu nutzen?), doch noch zum Ausgleich zu gelangen.

Die Schlussviertelstunde beginnt furios. Wieder ist es Nils Petersen, dem der Ausgleich zu gelingen scheint. Wieder flankt Holzner von der Tribünenseite und nun setzt NP zum Kopfball an. Als der Ball schon fast im Tor ist, überlegt er es sich komischerweise noch anders und entscheidet sich für den Pfosten. Egal, da kommt ja der Ungar angerauscht und der macht jetzt … das Ding drüber. Das gibt’s doch wohl nicht! Der fiese Hinterkopf-Gedanke wandert und wandert. Jetzt tanzt wieder mal Simak drei Zuschauer aus und zieht ab – wie immer heute: vorbei! (76.) Jetzt nach 77 Minuten ist es soweit, endlich das Comeback des Sebastian Helbig! Prima, so eine „Kampfsau“ brauchst Du jetzt. Vier Stürmer! Los, wenigstens noch diese eine Kiste! Helbig hat auch gleich ne gute Strafraumaktion und wird aus meiner Tribünensicht elfmeterreif von den Beinen geholt (78.). Noch ehe der Sekundenzeiger seine nächste Runde absolviert hat, kommt erneut NP aus bester Position zum Schuss, aber auch hämmert das Leder über das Tor. Noch 9 Minuten. Tobi erkämpft sich den Ball und zieht ihn schön in Paulis Strafraum. Ja! Helbig steht allein am Fünfer, steigt fein hoch, trifft den Ball mit der Stirn und … Borger verhindert mit Glanzparade den Ausgleich. Dann ist es Zeit für einen Konter der Gäste, bei dem zunächst Kandelaki vernascht wird, den Rückpass versemmelt aber Ludwig.

Jena kämpft! Jena ackert! Jena lässt nichts unversucht! Dennoch mutet es irgendwie seltsam an, aber man hat immer den Eindruck, es falle Pauli letzten Endes gar nicht so schwer, das Ding nach Hause zu schaukeln, zumal sich Simak auch noch die eine oder andere Schaffenspause gönnt.
Noch 5 Minuten!
Wieder versucht es der nimmermüde Tobi, jetzt ausnahmsweise mal über links. Aber auch sein Schuss vom linken Strafraumeck geht nach schönem Solo nur am Tor vorbei.
Noch 2 Minuten!
FH erkämpft mit letztem Einsatz die Kugel, passt zu Helbig, der beschäftigt mehrere Gegenspieler im Strafraum, kommt aber nicht zum Schuss. Jetzt probiert es Werner noch mal über rechts aber erneut vorbei. Genau so wie das Spiel!

Enttäuscht und fassungslos starrst du mit all den anderen auf den Platz. Du ärgerst dich über einen derart unverdienten Spielausgang und weißt, das musste irgendwie so kommen, denn: „Die hätten heute noch spielen können, …“

Ja, man darf sich als Gast durchaus freuen, wenn man im EAS 3 Punkte holt, so funktioniert das Spiel. Ja, man kann auch gerne mit den eigenen Fans gebührend solch unbeschreibliches Glück feiern. Wer allerdings so provokativ wie Paulianer und ihr Frisuren-Modell anschließend vor der Heimtribüne rumkaspert, dessen Wert auf der Unsympathen-Skala steigt gegen unendlich! Dies ist weder kultig noch lustig – das ist einfach nur unglaublich dämlich und wird hoffentlich irgendwann bestraft – spätestens im Rückspiel!

Und nun? Köln und Mainz stehen an. An Motivation sollte also kein Mangel herrschen. Wie es mit spielerischer Klasse und taktischer Beweglichkeit aussieht, werden wir sehen. Ruft das Team sein Potential ab, ist Vieles möglich. Grund zu Panik besteht (noch [lange])) nicht! Grund zur Hoffnung gibt es (noch) genügend!

Am Freitag geht’s zur aufgeplusterten Diva an den Rhein. Die wird gerupft! Denn was in dieser Saison (nur) noch fehlt, ist ein Sieg. In dem Falle eben ein

Auswärtssieg!!!
YNWA

--Kopfnuss 22:10, 19. Aug. 2007 (CEST)