2008/2009 05. Spieltag: FC Bayern München II - FC Carl Zeiss Jena 2:1

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Spieldaten
Wettbewerb 3. Liga, 5. Spieltag
Saison Saison 2008/2009, Hinrunde
Ansetzung FC Bayern München II - FCC
Ort Stadion an der Grünwalder Straße
in München
Zeit Fr. 29.08.08 19:00
Zuschauer 2.500
Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin)
Ergebnis 2:1
Tore
  • 1:0 Yilmaz (20.)
  • 2:0 Müller (41.)
  • 2:1 Amirante (84.,
    direkter Freistoß)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Trikotfarben
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Bayern II
Thomas Kraft
Timo Heinze, Christian Saba, Georg Niedermeier, Oliver Stierle (58. Alexander Benede)
Thomas Müller (74. Tom Schütz), Holger Badstuber, Mehmet Ekici (86. Stefan Rieß), Marco Stier
Deniz Yilmaz, Daniel Sikorski

Trainer: Hermann Gerland

Trikotfarben
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Jena
Carsten Nulle
Amadeus Wallschläger (46. Richard Kolitsch), Marco Riemer, Robert Müller, Carsten Sträßer
Danny Reuther (75. Patrick Amrhein), Torsten Ziegner (46. Nils Petersen), André Schembri, Niels Hansen
Salvatore Amirante, Sebastian Hähnge

Trainer: Henning Bürger

Spielberichte

Stürmische Zeiten

Nach erneut zwei Abwehrfehlern verliert der FCC 1:2 beim Spitzenreiter

Was ist das eigentlich, was da gerade über das ansonsten so beschauliche (Fußball-)Jena hinwegzieht? Ein Tornado? Ein Hurrikan? Gustavs Bruder? Ob aus dem zeitlich und räumlich eher eng bemessenen Tornado doch noch ein länger anhaltender und sich auch räumlich ausdehnender Hurrikan wird, der durchs Paradies zieht, scheint noch offen. Klar dürfte allerdings sein, über extrem zerstörerische Kräfte verfügen beide. Und ganz egal, ob die Windstärke in den kommenden Tagen zu– oder abnimmt, der ziemlich missratene Start in Liga Drei dürfte noch lange Wirkung zeigen, so weit klaffen die Wahrnehmungen, das Suchen nach Ursachen und das Finden von Lösungen im (Fan)Umfeld inzwischen auseinander. Wer hoffte, ein Sieg beim Spitzenreiter in München könnte Gustavs kleinen Bruder aus dem Saaletal vertreiben, sah sich am Ende getäuscht. Alles wie gehabt. Der FCC verlor Dank zweier individueller Abwehrfehler gegen (nahezu) fehlerfrei agierende Bayern-Bubis, Bayern-Trainer Gerland lobte nach Spielschluss die Leistung der Gäste in höchsten Tönen und äußerte sein Unverständnis über die Jenaer Trainerdiskussion. Jenas Trainer Henning Bürger musste erneut eine vermeidbare Niederlage erklären, derweil im Gästeblock die alte Geschichte der gegen den Trainer spielenden Mannschaft die Runde machte. Und irgendwie haben alle Recht – aber irgendwie auch wieder nicht … Immerhin war ja nicht zu erwarten, dass Gerland es an Trainer-Contenance mangeln lässt, sich hinsetzt und äußert: „Bis zu unserem Sechzehner haben die Gäste über weite Strecken ganz gut gespielt. Da sie aber selbst zu wenig Torgefahr erzeugten und obendrein noch zweimal in der Abwehr prächtig patzten, empfehle ich einen dringenden Trainerwechsel.“ Auch ein Wallschläger-Statement „Eigentlich bin ich dem Trainer dankbar, dass er mich von Beginn an hat spielen lassen. Aber als dann diese harmlose Flanke von rechts in unseren Strafraum segelte, die ich per Brust zu Nulle ablegen wollte, fiel mir wieder ein, dass wir ja konspirativ beschlossen hatten, gegen den Trainer zu spielen. Also ließ ich den Ball erst auf meinen Bauch und dann vor meine Füße platschen und dann hat der Yilmaz das auch geschickt zu Ende gebracht. Tja, nun ist der Trainer vielleicht bald weg, aber ich bin ja noch da …“ wird wohl nicht zu erwarten sein. Wie immer in stürmischen Zeiten, den stärksten Gegenwind hat der Trainer. Und so bleibt auch nach dem gestrigen Spiel zu konstatieren: alles ist denkbar, von der Aalener bis hin zur Stuttgarter (Kickers) Lösung. Gute Gründe für beide Varianten gibt es reichlich. Aber da Fußball zu allererst Emotionalität bedeutet, dürften die Diskussionen noch lange anhalten. Tänzeln, schlingern, Schleifen drehen, sich selbst abschwächen oder sich selbst verstärken – Orkane sind zu allem fähig …

Wer, wie unsere kleine Reisegruppe das Glück hatte, München staufrei und somit rechtzeitig zu erreichen, konnte den späten Fußballnachmittag standesgemäß mit einem Biergartenbesuch in Giesing beginnen und dann frohen Mutes den Berg zum GWS erklimmen. Schlecht war er nicht, der Eindruck, den das traditionsreiche Münchner Stadion bot, als es da so in der Abendsonne lag. Abendsonne ist im Übrigen auch der Grund dafür, warum der Bereich gegenüber der Gästekurve nie ausgebaut werden durfte. Eine Anwohnerinitiative klagte erfolgreich mit der Begründung, ein Kurvenausbau würde ihren Anwesen zuviel Sonne vorenthalten. Nun gibt es Pläne das Stadion abzureißen und statt seiner ein Einkaufszentrum zu errichten. Sonnige Aussichten. Unter dem Tribünendach, an welchem eine örtliche Brauerei ihre Verbundenheit mit den 60ern kundtat, hatte sich ein mehrere Hundert Mann starker Mob von Bayern-Fans versammelt und wusste während der gesamten Spielzeit die optimale Akustik bestens für sich auszunutzen. Sogar mit richtig nettem Liedgut und viel Kreativität. Respekt. Die Gästekurve füllte sich anfangs recht zäh, dann dürften aber doch rund 350-400 Leidenswillige anwesend gewesen sein.

Die Unseren, wie erwähnt mit Wallschläger vom Start weg in der Abwehr-Vierer-Kette, tauchten schon nach 2 Minuten erstmals gefährlich vor Krafts Tor auf. Ziegner zog einen Freistoß von rechts vor das Tor und Amirante bot sich eine erste Kopfballchance. Die zweite Angriffswelle fand ihren Abschluss mit einem sehenswert mutigen Reuter-Volley, der sein Ziel allerdings knapp verfehlte. Jena blieb weiter am Drücker und im Anschluss an die erste Ecke von links, nach ca. 5 Minuten, fehlte bei einem Schembri-Schuss aus 12 Metern auch nicht viel bis ins Ziel. Und erneut war es eine Ecke (TZ, 10. Minute), die Gefahr brachte. Halbhoch segelte der Ball in den Münchner Strafraum und kam Dank einer Jenaer Kopfballverlängerung zu Hähnge, der aus 12 Metern allerdings ebenfalls zu ungenau zielte. Auch wenn es spätabends bei manchem in Vergessenheit geraten war, die ersten 20 Minuten unseres Teams waren stark, und das Bemühen, dem Spiel einen eigenen Stempel aufzudrücken, deutlich erkennbar. Schade nur, dass der auf rechts immer wieder anspielbare Reuther seiner Probleme bei der Ballannahme nur selten Herr wurde.

Michael Jackson, der alte Naseweiß, feierte gestern seinen 50. Geburtstag und jeder Radiosender wusste mehr oder weniger Sinnvolles über den „King of Pop“ zu berichten. Als im GWS 20 Minuten gespielt waren und eine ziemlich lasche FCB-Eingabe von rechts in unseren Strafraum schwebte, wurde, wie schon eingangs beschrieben, Amadeus Wallschläger zum „King of Flop“ und dürfte sich anschließend wesentlich älter als 50 gefühlt haben. Yilmaz ließ sich jedenfalls nicht lange bitten, umkurvte Nulle und ohne bisher eine einzige echte Torchance besessen zu haben, führten die Bayern-„Amateure“ mit 1:0. Als kurz darauf die Bayern Abwehr um den souveränen Niedermeier ihren ersten (und wohl einzigen) Fehler begeht, profitiert Amirante zwar davon, aber Zählbares springt dabei nicht raus. Auch das so ein seltsames FCC-Phänomen der Gegenwart: nach Gegentoren gelingt es uns nicht, kurzfristig derart Druck aufzubauen, dass wir den Gegner verunsichern, zu mehreren Fehlern in Folge zwingen, einen davon nutzen und das Match wieder offen gestalten. (Umgekehrt sieht das schon anders aus.)

Anschließend bietet sich auf dem Rasen ein seltsames Bild. Die FCC-Kicker halten das Spiel meist von ihrem Strafraum entfernt, spielen nach vorn und haben augenscheinlich doppelt so viele Ballkontakte wie der Gegner. Aber dennoch wirkt unser Spiel zerfahren, nervös und ziellos. Anders die Bayern. Kommen sie doch mal in Ballbesitz, nehmen sie in Sekundenbruchteilen ein Höllentempo auf, nähern sich in Windeseile direktpassend unserem Strafraum und wirken stets doppelt so gefährlich wie die Gäste. Sinnbild dafür die 38. Minute. Ewig scheinen wir den Ball in unseren Reihen zu haben, aber mit jedem Meter, dem wir uns dem gegnerischen Strafraum nähern, scheint das Maß an Umständlichkeit expotentiell zu steigen. Dann sind wir den Ball los. Ekici nimmt samt Ball am Fuß fahrt auf und kann reichlich unbehelligt über den gesamten Platz sausen, bestaunt von etlichen Jenaern. Ekici nutzt diese Freizügigkeit und spielt den Ball flach in unseren Strafraum. „Huch, ein Ball!“, scheint sich Riemer zu denken und zelebriert ein gepflegtes Luftloch. Da auch Sträßer nicht mehr schnell genug reagieren kann, hat Müller wenig Mühe, das Leder zum 2:0 über den armen Nulle hinweg ins Tor zu lupfen. So wird es wieder mal ein Abwehrschnitzer sein, den man mit dem Namen Sträßer in diesem Spiel verbindet. Dabei kann der Junge auch anders. Zum Besten, was Jenas Kicker gestern zu bieten hatten, gehörten nämlich Sträßers blitzsaubere 40-50-Meter-Diagonalpässe auf den sich Rechtsaußen anbietenden Reuther. Wie mit dem Lineal gezogen erreichten diese ein um das andere Mal Reuther butterweich und zentimetergenau und förderten jedoch leider nur dessen (gestrige) Probleme bei der Ballan- und Mitnahme zutage. Zum Glück war Nulle in Minute 45 noch hellwach, so blieb es beim deprimierenden 0:2 zur Pause.

Wieder mal ein engagierter, nicht unansehnlicher Beginn und nach einem sofort gnadenlos bestraften, individuellen Blackout schien jegliches Selbstbewusstsein wie vom Winde verweht. Wer sich jetzt im Block der Gäste umsah und umhörte, der konnte die Depression scheinbar mit Händen greifen. Fatalismus allenthalben. Da hatte es der Münchner Anzeigetafelbediener besser. Der holte seine gelbe Plaste- (Neudeutsch: Plastik) Brotbüchse hervor und mampfte zufrieden und genüsslich Muttis liebevoll geschmierte und belegte Pausenbrote …

Ohne Ziegner und Wallschläger, dafür mit N. Petersen und Kolitsch betraten die Jenaer nach nur wenigen Minuten erneut den Platz. Zusammen mit ihnen ihr Trainer und dessen Co. fanden sie sich dort nochmals zu einem Kreis in der Mitte zusammen. Bürger ließ jetzt hinten eine Dreierkette spielen, und die erledigte ihren Job zunächst auch recht passabel. Auch jetzt noch war Jenas Bemühen, nach vorn zu spielen, deutlich zu erkennen. Aber auch jetzt noch versprühten die wenigen Angriffe der Bayern mehr Gefahr. Ja, im Mittelfeld standen wir nun sogar kompakter als die Münchner. Da Hähnge seine Position als Ballverteiler oftmals mit der Geschwindigkeit und Beweglichkeit eines Gletschers ausfüllte, mangelte es aber permanent an Kreativität und Tempo im Spielaufbau. Noch dazu schien Hansen häufig vom Charalambides-Syndrom befallen zu sein und fegte viel zu oft quer statt längs über den Rasen. Kam dann doch mal ein brauchbarer Pass bei einer unserer Spitzen an, fehlte es in der Regel am Durchsetzungsvermögen im Eins gegen Eins, egal ob der Angespielte Reuther, Amirante, Petersen oder Schembri hieß. Sogar einige Chancen hatten die Gelb-Blauen. So traf Hähnge nach einer Ecke (58.) 5 Meter vor dem Tor per Kopf den Ball nicht richtig, reagierte Kraft bei Hansens Geschoss (60.) großartig oder hämmerte Amirante den Ball aus guter Position über das Tor. (64.) Schon seltsam, zwischen der 70. und 75. Minute diskutierten wir mit der Münchner FCC-Fraktion darüber, ob der FCC nun gefühlte 80 oder 90 % Ballbesitz habe und rauften uns des Geschehens auf dem Platz immer wieder die nicht mehr vorhandenen, kurzgeschorenen oder schon ergrauten Haare. Noch dazu, da Hansen jetzt regelmäßig von Krämpfen geplagt schien und sich eine Auszeit als eine Art Aushilfslibero nehmen musste. Nun ja, es folgten 3 gnadenlos schnelle und konsequente Bayern-Konter (78., 81., 84.) und vor allem Nulle war es zu verdanken, dass die Gastgeber uns nicht das Lebenslicht endgültig auspusteten.

3 Minuten vor Ende des Spiels fächelte Amirante dem fast erloschenen FCC-Hoffnung-Flämmchen noch mal etwas Sauerstoff zu. Einen 25-Meter-Direktfreistoß setzte er perfekt und spektakulär über die Mauer hinweg ins Münchner Tor. (Während ich noch überlegte, wie Ziegner das wohl von der Bank aus wahrgenommen habe, freute sich mein Nachbar, endlich mal wieder ein FCC-Tor exakt auf der Fotospeicherkarte zu haben) Ein geiles Tor! Aber so richtig wollte dann doch kein Jubel aufkommen …

Finale furioso? Mitnichten! Fehlerfrei und abgezockt, angetrieben von Niedermeier und Saba, vereitelte der Tabellenführer alle (ungeschickten) Bemühungen der Unseren, den Ball nochmals irgendwie gefährlich in den Bayern-Strafraum zu bringen. Der gute Siebert pfiff ein letztes Mal und viele FCC-Anhänger taten es ihren Kickern gleich – sie sanken (allerdings mehr enttäuscht als erschöpft) zu Boden. Wer im Gäste-Fanblock noch Lust, Laune und Bock hatte, buhte, pfiff oder teilte mit, daß er gerne mal wieder Kämpfer sehen würde … Die einfachste Erklärung für die gestrige Niederlage wäre, die beiderseitigen Abwehrfehler gegenüber zu stellen – Überraschung: 1:2! Aber das reicht wohl in stürmischen Zeiten nicht mehr aus.

Anzurechnen ist den Geschlagenen, nach Spielende nicht gekniffen, sondern den Weg zum Zaun gefunden zu haben. Ich wünschte mir von Hähnge auf dem Platz mal wieder dieselbe Coolness, wie die, mit der er einen adrenalingeschwängerten Zaunkönig auf den Boden zurückholte und sich mit den meisten anderen der folgenden Diskussion stellte. Bringt zwar auch keine Punkte, ist aber auch nicht selbstverständlich. Die Verweildauer Hähnges, Riemers und Hansens am Zaun war übrigens beträchtlich, Erklärungsbedarf bestand ja auch zur Genüge …

Stürmische Tage erwarten den FCC – und danach?
The answer, my friend …

Und dann gibt es auch weiterhin Fußball. Auf’m Platz.

Nur der FCC!
YNWA

--Kopfnuss

Quo vadis, FCC?

So ein wenig Wehmut schwang wohl bei den meisten FCC-Fans mit, als sie am Freitagnachmittag kurz vor München die Allianz-Arena neben sich liegen sahen, aber anders als in den letzten beiden Jahren nicht den Blinker rechts setzen durften, sondern sich in Münchens wenig anheimelnden Süden durchschlagen mussten. In jenes Stadion, in dem der FCC vor 17 Jahren seine bayerische Premiere in der 2. Bundesliga feierte mit einem 0:0 gegen die Münchner Löwen. Da die schon lange nicht mehr auf Giesings Höhen kicken, musste man gegen eine jener ungeliebten Zweitmannschaften ran, die nun wirklich niemand in dieser Liga sehen möchte, abgesehen von Rummenigge und Co., und jenen FCB-Spaß-Supportern, die mit einem emotionslosen 90minütigen Singsang für Dauerbeschallung im Stile eines Staubsaugers sorgten und ihre unverarbeiteten Probleme mit der deutschen Wiedervereinigung textlich verarbeiteten. So unattraktiv der Gegner auch sein mochte, unbequem war er allemal, durfte er sich doch vor dem Anpfiff sportlich mit dem Etikett „Tabellenführer“ schmücken. Davon war zu Beginn der Partie wenig zu sehen, Jena hatte die beiderseits vorsichtig geführte Begegnung im Griff und mit Reuthers Diagonalrakete (2.), Schembris Hinterhaltsschuss (6.) und Hähnges verzogenem Versuch (11.) auch so etwas wie Chancen. Doch da Jenas Offensivabteilung das Toreschießen von Spiel zu Spiel schwerer fällt, erinnerte man sich in der Hintermannschaft wohl daran, für Gefahr vor dem Gehäuse zuständig zu sein, dem eigenen wohlgemerkt. Die jungen Bayern hatten bis dahin noch nicht ein einziges Mal auf das Tor des wiederum fehlerlosen Nulle geschossen, da durften sie nach 20 Minuten schon die Führung bejubeln. Wallschläger, für den verletzten Bochud ins Team gerutscht, sah einen eigentlich harmlosen Ball aus der eigenen Hälfte der Bayern auf sich zu fliegen. Hätte der Ex-Hertha-Bubi mit dem klangvollen Vornamen Amadeus im Stile eines mozartschen Marsches in D-Dur agiert, kein Mensch hätte sich an jene Szene überhaupt erinnern können. Stattdessen ließ er das Leder mit der Sanftheit einer Griegschen Sonate von der Brust abtropfen, viel zu kurz und somit vor die Füße von Yilmaz, der Nulle nur umspielen und ins leere Tor einzuschieben brauchte. Fast hätte Amirante ein ähnliches Missgeschick auf der Gegenseite zum postwendenden Ausgleich nutzen können, doch die Kaltschnäuzigkeit war wohl der größte Unterschied an diesem Freitagabend zwischen Spitzenreiter und Möchtegernspitzenteam. 41. Minute, Schembri verliert den Ball in der eigenen Hälfte an Ekici und eskortiert diesen über das halbe Feld, der bedankt sich für soviel Passivität mit einem Zuspiel auf Müller, welcher vor dem seelenruhig zwei Meter hinter ihm hertrottenden Sträßer auf 2:0 erhöht. Zwei Geschenke, zwei Tore, man war bedient im Gästblock und auch Henning Bürger hatte nur wenige Worte für seine Schützlinge parat, standen die doch nach nur sieben Minuten geschlossen wieder auf dem Rasen. Mit dabei Richard Kolitsch und Nils Petersen für das Duo Wallschläger/Ziegner. Um es vorwegzunehmen, Impulse setzen konnten beide Einwechsler keine, doch die damit verbundene taktische Umstellung auf eine Dreierkette nebst einer deutlich gesteigerten Lauf- und Kampfbereitschaft ließ den FCC nun wirklich dominant erscheinen, man schnürte die kleinen Bayern förmlich in ihrer Hälfte ein. Dass bei all dem Ballbesitz, bei all dem Herumgespiele um den gegnerischen Strafraum so gut wie keine klaren Einschussmöglichkeiten heraussprangen, legt das ganze Dilemma des Jenaer Spieles offen. Hähnge per Kopf nach einer Ecke (56.) hatte die größte Gelegenheit, Hansens per Glanzparade über die Latte gelenkter Schuss zwei Minuten später ist ebenfalls der Kategorie Großchance zuzuordnen, der Rest war Stückwerk und nicht weiterer Erwähnung wert. Stattdessen boten sich den Nachwuchsbajuwaren in der Folge zahlreiche Kontermöglichkeiten zur Resultatserhöhung, bevor Salvatore Amirante mit einem schönen Freistoßtor für den Anschluß sorgen konnte. Zu spät, denn in den verbleibenden vier Minuten wurde es nicht ein einziges Mal brenzlich vor dem Kraft-Gehäuse, zu harmlos, umständlich und unglücklich agierte ein von Verunsicherung und mangelnder mannschaftlicher Geschlossenheit gezeichneter FC Carl Zeiss. Reichlich Gesprächsbedarf gab es somit für den mickrigen Haufen von nur 350 mitgereisten Fans, denen sich zumindest Spieler wie Hansen, Hähnge und Nulle am Zaun stellten. Henning Bürger scheute den möglicherweise letzten Weg in die Gästekurve, angesichts der angestauten Wut im Fanlager sicherlich nicht von ungefähr. Quo vadis, FCC?

--GUNNER