2015/2016 5. Spieltag: ZFC Meuselwitz - FC Carl Zeiss Jena 2:0

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Spieldaten
Wettbewerb Regionalliga, 6. Spieltag
Saison Saison 2015/2016, Hinrunde
Ansetzung ZFC Meuselwitz - FCC
Ort bluechip-Arena in Meuselwitz
Zeit Mi. 26.08.2015 18:30 Uhr
Zuschauer 1.844
Schiedsrichter Jens Klemm (Gröditz/Sachsen)
Ergebnis 2:0 (0:0)
Tore
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Trikotfarben
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Meuselwitz
Norman Teichmann
Pierre le Beau, David Urban, Francesco Lubsch (58. Rene Weinert)
Frank Müller, Carsten Sträßer, David Haider Kamm Al-Azzawe, Marco Schuhmann, Sebastian Albert
Dawid Krieger (75. Manuel Starke), Andy Trübenbach (66. Andreas Luck)
Trainer: Heiko Weber
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Jena
Raphael Koczor
Sören Eismann, René Klingbeil, Justin Gerlach, Filip Krstic
Marcel Bär, Robin Krauße, Manfred Starke (58. Dušan Crnomut), Maximilian Schlegel (86. Dominik Bock)
Jakub Więzik (77. Johannes Pieles), Velimir Jovanovic
Trainer: Volkan Uluc

Spielbericht

Realität 2.0

„Zwei Euro, bitte!“. Eigentlich hätte ich auf der Stelle wieder kehrt machen müssen, als mir die Servicekraft des örtlichen Nepper-Schlepper-Bauernfänger-Syndikats den Freundschaftspreis fürs Parken auf der Wüstung vor der Glaserkuppe nannte. Wenigstens gabs diesmal Parkplätze in Stadionnähe; nicht der einzige Unterschied zum letzten Thüringenpokalfinale an gleicher Stelle. Auch sportlich lief die Partie anders als im Mai: Jena ging die Partie nicht an im Stil eines Vorausscheids für die Meisterschaften im Beamtenmikado sondern bemühte sich sofort um Spielkontrolle.

Der ZFC als Finalverlierer hatte seine Lektion gleichfalls gelernt: Back to the roots! Also klassischer Antifußball. Elf Mann in die eigene Hälfte, von Minute 1 mit Zeitspiel, sofort ein taktisches Foul, wenns mal gefährlich werden könnte, selbst unter Inkaufnahme Gelber Karte. Ansonsten Lauern auf die Konterchance im eigenen Stadion, wofür bei Gelegenheit per Luftpost lange Bälle an Gegners Strafraum versandt werden, egal, wie oft die mit Vermerk „Empfänger unbekannt“ retour gehen. Gegen diese Taktik gibt es ein einfaches Hausrezept: Ein frühes Tor für Jena! So wie jüngst beim BFC oder gegen die Viktoria.

Ein solches Tor fiel aber nicht und damit fehlten die Räume, die Jena für sein laufintensives Spiel braucht. Der Einsatzwille war zweifellos da, aber eben nicht die Qualität, um sich Chancen zu erspielen. Lange Bälle in die Spitze verpufften, trotz Wiezik im Sturm, oder gerade weil der lange Pole dort agierte, denn strittige Zweikampfentscheidungen fällte der Schiri nach dem Muster, das Kindern mit jüngeren Geschwistern bekannt vorkommen dürfte: Im Zweifel ist immer der Große Schuld! So blieb für den FCC in der ersten Halbzeit viel Ballbesitz und Spielkontrolle, aber kein Tor und kaum eine Chance.

Nach der Pause sollte sich zumindest letzteres ändern, wobei es eher Einzelaktionen waren, die Gefahr ausstrahlten. Kaum Flanken von der Grundlinie, stattdessen Standards, bei deren Nachstellung in einer Geisterbahn die Besucher reihenweise tot umfielen. Mit den Einwechslungen von Crnomut und Pieles wurde das Jenaer Spiel zwar um Nuancen besser, aber eben nie so zwingend, als dass ein erlösendes Tor nur eine Frage der Zeit gewesen wäre. Meuselwitz präsentierte sich weiter als würdiger Preisträger des Deutschen Handwerks in der Kategorie „Betonbau“. Und fing auf einmal an zu kontern, als Jena im Bemühen um ein spätes 1:0 auf Dreierkette umstellte oder wie immer man die taktische Formation nennen soll mit jenem Wurmloch auf Jenas rechten Seite, die zuvor von Eismann dicht gemacht wurde.

Genau über diese Seite fiel dann das 0:1, nachdem die Zipsendorfer doch tatsächlich bis in Jenas Strafraum gestolpert waren. Dass im Alles-oder-Nichts-Bemühen um einen Punktgewinn in der Nachspielzeit erzielte 0:2 eigentlich nur Makulatur, wäre seine unglückliche Entstehung nicht von einigen Fußballphilosophen im Gästeblock zum Anlass genommen worden, die These von der Alleinschuld Koczors aufzustellen. Natürlich geht das Tor zum großen Teil auf seine Kappe. Natürlich hat Koczor nicht alle Latten am Zaun; Koczor ist komplett fußballverrückt, ein Triebtäter der Siegesgeilheit. Ich habe mich lange gefragt, was mir mit solch einem Psycho in der Mannschaft wollen; spätestens nach dem Pokalfinale vom Mai wusste ich es. Ohne Koczor hätten wir damals verloren (legendär die Szene, als er den am Boden liegenden Gerlach wieder zum Laufen brachte), ohne ihn gäbe es keine HSV-Sensation, ohne seine Paraden, wie jüngst in der Nachspielzeit beim BFC, gäbe es nicht jenen Anflug von Euphorie und Aufbruchstimmung, als deren Totengräber ihn einige denunzieren. Diesen simplen Zusammenhang zu akzeptieren, zu verstehen, dass man Koczor nur als Gesamtpaket erhält, nicht nur ihn, sondern jeder unserer Spieler Dinge vollbringt, die uns jüngst häufig jubeln ließen, aber eben manchmal auch Geduld abverlangen, wäre für mich nach dieser unnötigen Niederlage Zeichen für den Aufbruch in eine neue Realität.

--Al Knutone