2012/2013 14. Spieltag: RB Leipzig - FC Carl Zeiss Jena 1:1

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Spieldaten
Wettbewerb Regionalliga, 14. Spieltag
Saison Saison 2012/2013, Hinrunde
Ansetzung RB Leipzig - FCC
Ort Zentralstadion in Leipzig
Zeit So. 02.12.2012 13:30 Uhr
Zuschauer 12.194
Schiedsrichter Robert Wessel (Berlin)
Ergebnis 1:1 (0:0)
Tore
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Trikotfarben
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Leipzig
Fabio Coltorti
Christian Müller , Niklas Hoheneder (79.Henrik Ernst) , Fabian Franke , Juri Judt
Dominik Kaiser
Bastian Schulz (57.Timo Röttger) , Sebastian Heidinger (57.Carsten Kammlott)
Thiago Rockenbach da Silva
Daniel Frahn , Stefan Kutschke

Trainer: Alexander Zorniger

Trikotfarben
Trikotfarben
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Jena
Tino Berbig
Matthias Peßolat , Ronald Wolf , Gábor Dvorschák , Dennis Schulte
René Eckardt , Marco Riemer , Tom Geißler , Marcel Schlosser (86.Yves Brinkmann) , Sebastian Fries (89.Pascal Ibold)
Tino Schmidt (90.+2 Daniel Barth)


Trainer: Petrik Sander

Spielbericht

Ein Traditionsverein feiert

Zum Heimspielabschluss wollte man es krachen lassen bei RBL, dem künftigen neuen Rom des Weltfußballs. Da konnten solche ungebetenen Gäste nur stören wie die Gallier aus Thüringen, die als einzige aller Ligakontrahenten bisher störrisch den Kotau verweigerten. So gabs einen netten Hinweis gen Jena, besser gleich zu Hause zu bleiben, da es sportlich eh nichts zu holen gäbe beim selbsternannten Ligakrösus. Veröffentlicht wurde das Ganze nicht etwa auf irgendeiner Fanseite, wo Spätpubertierer und leicht verpeilte Nerds ihre Machtphantasien ausleben und sich verbal an der Welt dafür rächen können, dass keiner mit ihnen spielen will. Nein, dieser Artikel im verschmockten Pennälerstil prankte als Link auf der offiziellen RBL-Homepage; Spiegel des Selbstverständnisses eines Vereins, der sich zu Größerem berufen fühlt, zumindest zu Höherem als Wolfsburg, Hertha und Hannover 96, denen RB-Sportchef Ralf Rangnick im Unterschied zum eigenen Produkt im vergangenen Sommer en passant die Bundesligatauglichkeit absprach.

Der FCC wollte sich auf dem Weg dahin nicht mit der Rolle des Sparringspartners bescheiden. RBL sei schlagbar, meinte Jenas Trainer Petrik Sander im Vorfeld, und als Rene Eckardt keine 40 Sekunden nach Anpfiff freistehend aus spitzem Winkel am RB-Keeper scheitert, zeigen die Thüringer, dass sie es nicht bei Worten belassen wollen. Kurzes Raunen im Jenaer Block, wo es sonst ruhig bleibt, da man sich als Teil einer vereinsübergreifenden Fangemeinschaft versteht, die mit ihrem 12:12-Stimmungsboykott eine Kultur verteidigt, deren Werte dem fröhlich daher trällernden Rasenball-Anhang naturgemäß fremd sind. Viel zu feiern gibt es indes nicht für die rot-blauen Komparsen auf den Rängen, denn Jenas Miraculix Sander hat seinen Galliern das richtige taktische Rezept gemixt: Früh den Gegner attackieren, dessen geordneten Spielaufbau unterbinden und ihn zu langen Bällen zwingen. RBL wirkt irritiert und verfällt tatsächlich in ein berechenbares Angriffsmuster. Das Leder wird meist zu einem Basketballer namens Kutschke gedroschen, den die Jenaer Defensive weitgehend abmeldet und der eher dadurch auffällt, dass er im Austeilen ein Mike Tyson und beim Einstecken ein Materazzi ist.

So ergibt sich in der ersten halben Stunde ein Match, das an 80-Jahre-Computerspiele erinnert. Der Ball flippert hin und her in einer Zone 30 Meter links und rechts der Mittellinie ab, ohne dass es hüben wie drüben gefährlich wird. Nur einmal stockt den Zeissfans der Atem, als das Verschieben misslingt und der Ball über zwei Stationen an der Strafraumgrenze bei Frahn landet, der von Ronald Wolf erst im letzten Moment behindert werden kann Sonst steht Jena hervorragend in der Defensive, nur im Angriff klemmt es noch. Das Mittelfeld schnell zu überbrücken und die Spitzen steil zu schicken, daran versucht man sich mehrfach, doch aufgrund hoher eigener Fehlpassquote und einer aufgerückten wie aufmerksamen RB-Verteidigung bleibt es lange beim Versuchen. Aber mit jedem gewonnenen Zweikampf trauen sich die Blauen mehr zu, merken, dass bei Rasenball kein Goldstaub aus dem Wasserhahn tropft, wenn die sich morgens einen Kaffee kochen.

Im Ergebnis steht es zur Halbzeit nach Ecken 6:0 für den FCC, wobei Gabor Dvorschak bei einem Konter sogar die Chance zur Führung hat. „Irgend so ein Scheißding muss mal durchrutschen!“, wünscht man sich im Gästeblock, überrascht und erfreut von der Leistung des eigenen Teams, das nach der Pause so weiter macht wie vor dem Wechsel. Jetzt allerdings ergeben sich Chancen für den FCC, wie bei Schultes Kracher, der das Lattenkreuz touchiert. Tom Geißler führt im Mittelfeld klug Regie, vorne gewinnen Schmidt, Eckardt, Schlosser und Fries immer öfter ihre Duelle gegen die Cyborgs der RB-Abwehr, die wohl einige Updates verpasst haben. Ein ärgerlicher Zorniger wechselt früh aus und gibt Kammlott und Co. die Chance, einen Jenaer Angriff live zu erleben: Langer Ball von Berbig auf Schlosser, der täuscht am Strafraum einen linken Hammer an, steckt aber durch auf Schmidt. Der Torwart rennt raus, verkürzt den Winkel, aber im allerletzten Moment hebt Jenas Youngster die Kugel über ihn hinweg in den Kasten.

Es ist ein Tor, nicht nur hochverdient, sondern von eleganter Schönheit, wie man es eher gewohnt ist von Kickern, deren Vornamen Cristiano oder Lionel lauten. Jena bleibt danach am Drücker, der eigene Anhang tanzt Pogo hinterm RB-Tor, während sich im Produktbereich Unmut breit macht. Im Rasenball-Block suchen die ersten Kunden schon die Serviceschalter, wo man seine All-inklusive-Gewinngarantie reklamieren kann. Der Rest hat in dem beiderseits kleinlich das Spiel mehr zerpfeifend als leitenden Referee den Schuldigen ausgemacht. Und als dann Frahn beim vermeintlichen Ausgleich knapp im Abseits steht, nimmt der heimische Anhang ein ausgiebiges Bad im Selbstmitleid und singt schmollend: „Ohne Schiri habt ihr keine Chance!“, dabei vergessend, dass Herr Wessel aus Berlin allein an Jena großzügig Gelbe Karten verteilt, während Motzki Frahn und Kung-Fu-Kutschke weder für rüdes Einsteigen, noch für absichtliches Handspiel oder mehrmaliges demonstratives Ballwegschlagen den Karton sehen, geschweige denn für minutenlanges Meckern.

Das Match ist in einer Phase, wo die vermeintlichen Überflieger der Liga alles nach vorne werfen. Dabei lebt das RBL-Spiel allein von der Physis. Esprit sucht man vergebens. Der spielerischen Potenz nach sind es Roten Ochsen, am Nasenring von einer Mannschaft übers Feld gezogen, in die man sich als Fan verlieben kann, weil sie leidenschaftlichen Willen zeigt, enorme Laufbereitschaft und fußballerische Klasse, alles, was es braucht für erfolgreichen Fußball.

Fast alles. Denn es fehlt jemand bei Jena, der einem wackenden Koloss den letzten tönernen Fuß wegschlägt, damit man zur Palliativbehandlung über gehen kann. Marcel Schlosser hat die Chance dazu, Rene Eckardt auch. Beide scheitern. So bleibt es beim hauchdünnen Vorsprung, immer öfter geht der Blick rücklings zur Stadionuhr. Noch 20 Minuten bis Buffalo, noch 15, noch 10. Und dann ergibt sich die Szene, wo die RB-Filigrantechniker wieder zur Dampframme greifen und der Ex-Hoffenheimer Kaiser in der 83. Minute zum ersten gefährlichen Torschuss des Spiels ansetzt. Ein Sonntagsschuss, schwer zu verteidigen für die Jenaer Abwehr und unhaltbar für Berbig. Es bleibt neben dem Abseitstreffer die einzige echte Chance für RBL, denn den nächsten Kracher gibt es erst nach Spielschluss, als sich Projekttrainer Zorniger nicht entblödet, vis-a-vis mit den Klatschpappen der Heimkurve von einer dreijährigen Tradition zu schwadronieren, worunter man bei Rasenball wohl die beeindruckenden Ehrenrunden durch die Viertklassigkeit versteht, die man mit zweistelligem Millionenaufwand bisher gedreht hat.

Dieser den Verein so ungemein sympathisch machenden Bescheidenheit wollte Kung-Fu-Kutschke beim MDR-Interview nicht nachstehen. Da die Traube „Heimsieg gegen den direkten Konkurrenten“ ohnehin furchtbar sauer schmeckt, wertete er mit Stolz geschwellter Brust die zuvor erlebte Jenaer Lehrstunde als RB-Triumph, der nur deshalb nicht höher ausfiel, weil man einen schwachen Tag erwischt habe; selbst das habe gereicht, um den tabellarischen Vorsprung zu verteidigen. So gönnerhaft diese Attitüde daher kommt, so sehr hat sie einen wahren Kern. Hält RBL seinen Punkteschnitt, sind sie rechnerisch nicht mehr einzuholen, selbst wenn Jena alle ausstehenden Regionalligapartien einschließlich des Rückspiels gewinnt. Ob es für Rasenball am Ende zum Aufstieg langt, steht auf einem anderen Blatt. Mit der Leistung vom Sonntag wird es dem Projekt in der Relegation wohl so ergehen wie der Produktschwester aus Salzburg. Die scheiterte im Sommer in der CL-Quali, nachdem man mit dem Luxemburger Spitzenclub Düdelingen ein absolutes Hammerlos gezogen hatte. Dann wird es wieder bei RBL heißen: Neuer Trainer, neue Spieler, neue Millionen. Nur die Gegner werden die alten sein. Was Jena betrifft, ist man dann ein Jahr reifer und wird sich bei einem Spiel wie am Sonntag nicht mehr die Butter vom Brot nehmen lassen.

--Al Knutone


  • A-Junioren-BL : FCC : Energie Cottbus 1:3
  • B-Junioren-RL : FCC : 1.FC Magdeburg 1:0