1967/1968 21. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - FC Vorwärts Berlin 3:0

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Spieldaten
Wettbewerb DDR-Oberliga, 21. Spieltag
Saison Saison 1967/1968, Rückrunde
Ansetzung FC Carl Zeiss Jena - FC Vorwärts Berlin
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld
Zeit Sa. 04.05.1968 15 Uhr
Zuschauer 12.000
Schiedsrichter Rudi Glöckner (Markranstädt)
Ergebnis 3:0
Tore
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Trikotfarben
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Jena
Wolfgang Blochwitz
Udo Preuße, Michael Strempel, Peter Rock, Jürgen Werner
Gerd Brunner (69. Werner Krauß), Rainer Schlutter
Helmut Stein (75. Heinz Marx), Peter Ducke, Dieter Scheitler, Roland Ducke
Trainer: Georg Buschner
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
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Berlin
Alfred Zulkowski
Peter Kalinke, Manfred Müller, Dieter Krampe, Wolfgang Strübing
Gerhard Körner, Rainer Nachtigall
Erich Hamann (74. Gerhard Alm), Horst Wruck, Horst Begerad, Jürgen Piepenburg
Trainer: Fritz Belger


Spielbericht

Jenas Tempospiel zermürbte den FC Vorwärts

Rundfunk-Kollege Wolfgang Hempel sprach in seinem aktuellen Kommentar von einer "meisterschaftsverdächtigen ersten Jenaer Halbzeit". Die Besitzer von Kofferradios auf den dichtgefüllten Rängen des Ernst-Abbe-Stadions, die bei dem unerwarteten 1:2-Rückstand des Magdeburger Mitfavoriten ihrer durchaus verständlichen Freude Luft machten, nahmen das mit unterschiedlicher Reaktion zur Kenntnis. Nicht allein wohl deshalb, weil ihre Elf in der zweiten Spielphase deutlich hinter jenem Elan zurückblieb, der den FC Vorwärts vom ersten Augenblick an in die Rolle eines chancenlosen Außenseiters gedrängt hatte, sondern weil zu gleicher Zeit die Nachricht vom Ausrutscher des FC Hansa in Halle ausblieb. Jenes Rivalen, der nun am Mittwoch im heimischen Ostsee-Stadion darauf hofft, zum Spitzenreiter aufzuschließen!

Wenn es bedauerlicherweise nichts aus dem von allen Seiten erwarteten großartigen, spannenden Duell zwischen diesen beiden alten und stets leidenschaftlich um den Erfolg kämpfenden Rivalen wurde, dann trifft den Tabellenführer daran nicht die geringste Schuld! Selbst Vorwürfe dahingehend, er habe in der zweiten Hälfte doch spürbar an Konzentration, kämpferischer Bereitschaft und Mut zum beherzten Tempospiel nachgelassen, sind unmotiviert. Für den an diesem Tag niemals voll geforderten Spitzenreiter, der im dritten Treffen innerhalb einer Woche begreiflicherweise kräftesparend operieren mußte, bestand auch dann niemals echte Gefahr, die Initiative aus der Hand zu geben. Um es auf einen Nenner zu bringen: So deprimierend schwach und hausbacken in den spielerischen Mitteln wirkte der Exmeister in Jena bisher noch nie!

So jedenfalls formulierte es ein Spieler aus der alten, bewährten Garde der Jenaer: Siegfried Woitzat. Sein Kommentar traf den Nagel auf den Kopf: "Kämpferische Eigenschaften waren noch niemals die besonderen Stärken der Berliner Elf, aber sie verstand es doch zumeist in imponierender Haltung, spielerischen Glanz auszustrahlen und damit auch auswärts Eindruck zu hinterlassen. Davon war diesmal nicht das geringste zu sehen. Wie enttäuschend!" Deshalb nahmen die Geschehnisse ihren Lauf in einer Art und Weise, wie sie wohl selbst der optimistisch gestimmteste Besucher unter den 12000 von vornherein nicht erwartet hatte:

Mit imponierendem Tempospiel, ganzen Serien zweckbetonter und einsatzstarker Angriffsfolgen wurde dem FC Vorwärts schon in den ersten Minuten deutlich vor Augen geführt, welch energiegeladener Gegner hier auf ihn wartete. Die Berliner waren nicht in der Lage, diesen Schwung in selbstsicherer Haltung abzufangen und wirkungsvolle Mittel gegen die variable Konzeption des Jenaer Spiels zu finden. Vergeblich versuchten Krampe und der wiederholt ins Mittelfeld aufrückende junge Strübing, die einsatz- und lauffreudigen Stein und P. Ducke unter ihre Kontrolle zu bringen. Größere Beweglichkeit und Antrittsstärke entschieden in den meisten Fällen für die Angriffsspitzen Jenas, die auf diese Weise immer wieder Breschen in das Deckungsschema der Berliner schlugen. Wenn die an diesem Tag ausgezeichnet disponierten Preuße, Rock, Strempel oder auch Werner blitzschnell in den freien Raum vorstießen und ihre Aktionen zumeist mit überraschenden, torgefährlichen Weitschüssen beendeten, zeigte sich in noch viel stärkerem Maße, wie wenig der FC Vorwärts in der Lage war, diesen Überraschungseffekten Rechnung zu tragen. Jena gestaltete das Spiel zunächst nach Belieben und in allen maßgeblichen Punkten der modernen, erfolgsbetonten Spielauffassung einwandfrei überlegen!

An gleicher Stelle hatte der seinerzeit gerade zum FC Vorwärts gestoßene Hamann in der vorausgegangenen Saison eine beeindruckende, mannschaftsdienliche Leistung geboten, die vollauf verdiente Würdigung fand. Wir mußten uns ganz zwangsläufig daran erinnern, als wir ihn diesmal in einer keinesfalls klar konzeptionsgebundenen Rolle im Mittelfeld und ohne jegliche Ausstrahlungskraft operieren sahen. Nicht einmal hier, im Mittelfeld, wo nachweisbar die (oft übertriebenen!) Stärken des FC Vorwärts liegen, vermochte die Mannschaft Eindruck zu erwecken. Das bezog sich nicht nur auf Hamann, der sich erfolglos an die Hacken des überragenden Schlutter heftete, sondern gleichermaßen auf Wruck und mit geringfügigen positiven "Erleichterungen" auch auf Körner, die einfach zu langatmig handelten und nicht in der Lage waren, das Sturmspiel entscheidend zu forcieren. Piepenburg, Nachtigall und der fast ausschließlich gegen zwei Deckungsspieler ankämpfende Begerad standen vor der unlösbaren Aufgabe, dem Gegner Respekt einzuflößen.

So zog der Spitzenreiter unbeirrt seine Kreise und ging selbst dann kein Risiko ein, als er das Tempo unmittelbar nach dem von P. Ducke verschossenen Foulstrafstoß in der 53. Minute (der Jenaer schmetterte den Ball gegen den rechten Pfosten) offensichtlich drosselte. Die größere Anzahl von Spielerpersönlichkeiten in den Reihen des Gastgebers bot ausreichend Garantie dafür, daß der Gegner niemals über bescheidene spielerische Ansätze hinauskam. Nicht zuletzt deshalb, weil der kleine Schlutter im konstruktiven, lauffreudigen und entschlossenen Spiel einfach nicht einzuengen war und immer wieder die Initiative an sich zu reißen verstand. Das unterstrich seine großartige Aktion vor dem dritten Treffer, als er auf der linken Seite drei Abwehrspieler des FC Vorwärts in souveräner, gekonnter Manier "aussteigen" ließ und das Leder dem dem mitgelaufenen Scheitler so haargenau auf den Fuß spielte, daß dieser mühelos vollenden konnte. Das war in der Tat eine abgeklärte, bewundernswürdige Leistung!

Zum Schiedsrichterkollektiv: Eine konzentrierte Spielleitung durch Glöckner, der das Geschehen jederzeit sicher in der Hand hatte.

(Dieter Buchspieß in "Die Neue Fußballwoche" vom 7. Mai 1968)

Reserven : 0:2 - Jena : Keller , Franke , Störzner , Schmidt , Rosenbaum , Freitag , Pfannschmidt , Ufert , Hadersbeck , Rauchmaul , Dreier - Tore: Schlupp , Kautzsch