1972/1973 EC II 4. Spiel: Leeds United - FC Carl Zeiss Jena 2:0

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Spieldaten
Wettbewerb EC II, 2. Runde Rückspiel
Saison Saison 1972/1973
Ansetzung Leeds United - FC Carl Zeiss Jena
Ort Elland Road Ground
Zeit Mi. 08.11.1972 19:30 Uhr
Zuschauer 26.885
Schiedsrichter Lo Bello (Italien)
Ergebnis 2:0
Tore
  • 1:0 Cherry (55.)
  • 2:0 Jones (63.)
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Aufstellungen

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
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Leeds
David Harvey
Jack Charlton
Paul Reaney, Norman Hunter, Trevor Cherry,
Terry Yorath, Billy Bremner, Mick Bates (80. John Giles),
Peter Lorimer, Mick Jones, Allan Clarke

Trainer: Don Revie

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Jena
Wolfgang Blochwitz
Peter Rock
Gerhardt Hoppe, Konrad Weise, Michael Strempel, Lothar Kurbjuweit
Harald Irmscher, Martin Goebel, Rainer Schlutter
Eberhard Vogel, Peter Ducke (70. Dieter Scheitler)

Trainer: Hans Meyer


Spielbericht

Leeds United nimmt Kurs auf seinen dritten Europacup-Gewinn!

Als der Bus der Jenaer eine Stunde vor Anpfiff ihres 34. Europacupspiels die Stadioneinfahrt passierte, vertrieben Straßenhändler die "Evening Post" und warben mit der Schlagzeile: "Sieg mit oder auch ohne Giles". Spätestens da wußten die Gäste, daß sie auf eine zu allem entschlossene Elf treffen würden, Die großen englischen Zeitungen hatten den FC Carl Zeiss mit Riesenlettern als "Gefahr" für Leeds angekündigt und eine "Nacht der heißen Schüsse" prophezeit. Sie nannten aber auch unumwunden das Ziel der gegenwärtig wohl bestbesetzten britischen Profi-Elf (mit fünf Mann aus Großbritanniens Elf des Jahres): "Leeds will seinen 3. Cup" (Yorkshire Post).

Don Revie sah im Respekt vor Jena einerseits, in der selbstbewußt geäußerten Zielstellung andererseits keinen Widerspruch: "Jena spielte beim 0:0 stärker als erwartet, diese Mannschaft kann jeden Gegner gefährden. Wir aber sind in Top-Form, seit Wochen ungeschlagen, der Sieg in diesem Cup-Wettbewerb ist in unserem Visier", bestätigte er, nicht ohne hinzuzufügen: "Aber Voraussetzung ist eben ein Sieg heute."

Wie konzentriert, umsichtig und klug er seine Star-Truppe auf die zweite Runde mit Jena vorbereitet hatte, zeigte sich schon in der Startphase dieser schnellen, eine Stunde lang hochklassigen Partie. Als er die Aufstellung ohne Gray (schottischer Nationalspieler), ohne Madeley (englischer Auswahlstammverteidiger) bekannt gab, sah man ringsum nur erstaunte Gesichter. "Nein, sie fehlen nicht wegen Verletzung", versicherte der Leeds-Manager nachdrücklich. Der Austausch war ein taktischer Schachzug. Ein gelungener wie sich zeigen sollte.

"Reaney rückte viel härter an den Mann, störte bissiger", äußerte Eberhard Vogel. Und er fügte hinzu: "Da die Nr. 11, Yorath, ins Mittelfeld rückte, dort mit zum Spielmacher wurde, mußte ich viel mehr als vorgesehen mit hinten aushelfen." Tatsächlich ging von Terry Yorath, einem Internationalen von Wales, enorm viel Bewegung aus. Da Schlutter, Jenas kleinster Mann, einen ganz großen Tag im Duell mit dem Kapitän der schottischen Auswahl, Billy Bremner, hatte, Bates von Hoppe, erstaunlich selbstbewußt und offensivfreudig, energisch gefordert wurde, war es vor allem Revies "Geheimwaffe" Yorath, die einschlug. Mit Bremner und dem mit wuchtigen Schüssen aus allen Lagen glänzenden Lorimer (schoß beim 2:2 gegen Ipswich Town sein 100. Liga-Tor), der fortwährend den rechten Flügel besetzte, wurde Yorath zum Spielmacher.

Auf dem vor Anpfiff naßgespritzten Rasen (um die elektrisch beheizte Rasenfläche geschmeidiger zu machen) fühlte sich Leeds Auswahl-Garde pudelwohl, während Jena doch 20 Minuten brauchte, viel rutschte, ehe man sich darauf eingestellt hatte. Die mit unheimlicher Schärfe geschlagenen Pässe forderten höchste Abwehrkonzentration. Anerkennung der kompletten Gäste-Abwehr. Sie ließ kaum Lücken zum Doppelpaßspiel, steigerte sich im Zerstören der Leeds-Angriffe erfreulich. Weise, einen Kopf kleiner als Englands Nationalmittelstürmer Clarke, zog sich in den direkten Zweikämpfen ebenso respektabel aus der Affäre wie Strempel gegen Jones, Kurbjuweit gegen Lorimer. Rock bewies Übersicht und ließ es nicht am Bemühen fehlen, überlegt und selbstbewußt abzuspielen. Daß diesbezüglich im fortwährenden Ansturm von Leeds, unter der unwahrscheinlichen Dauerbelastung Schwächen sichtbar wurden, überraschte allerdings kaum. Die eigene Angriffsreihe litt später doch darunter.

"Selbst durch eine rosarote Brille betrachtet, war Leeds bis zur 55. MInute kein berauschender Anblick, da hatte man viel Mühe zum Erfolg zu kommen", resümierte der "Daily Express". Schlutter (4.), P. Ducke (10.), Hoppe (21.) schlossen sehenswerte Angriffe gefährlich ab, und in Jenas wohl bester Phase nach Wiederbeginn, in die aus dem Eckballgetümmel Cherrys 1:0 platzte, mußte Leeds gar zittern. "Was wäre, wenn Lo Bello das klare Foul von J. Charlton an Vogel im Strafraum korrekterweise mit Penalty geahndet hätte...?" Hier kniff der sonst gut amtierende prominente italienische Referee. Jena nahm den Entscheid, der ein 1:1 in den Bereich des Möglichen rückte, sportlich hin, kassierte - erneut aus einer Standardsituation - das 0:2, ohne jemals aufzustecken.

"Mein Urteil bleibt - eine starke Elf, auch heute forderte sie von uns bis zur letzten Minute alles", anerkannte Don Revie.

(Horst Friedemann in "Die Neue Fussballwoche" vom 14. November 1972)

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