1979/1980 EC III 3. Spiel: Roter Stern Belgrad - FC Carl Zeiss Jena 3:2

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Spieldaten
Wettbewerb EC III, 2. Runde Hinspiel
Saison Saison 1979/1980
Ansetzung Roter Stern Belgrad - FC Carl Zeiss Jena
Ort Stadion Crvena Zvezda
Zeit Mi. 24.10.1979
Zuschauer 75.000
Schiedsrichter Andre Daina (Schweiz)
Ergebnis 3:2
Tore
  • 1:0 Savić (10., Elfmeter)
  • 2:0 Muslin (25.)
  • 2:1 Raab (63.)
  • 2:2 Raab (66., Elfmeter)
  • 3:2 Šestić (78.)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
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Belgrad
Živan Ljukovčan
Nikola Jovanović
Zlatko Krmpotić, Dragan Miletović, Milan Jovin
Slavoljub Muslin, (74. Đorđe Milovanović), Cvijetin Blagojević, Miloš Šestić
Vladimir Petrović, Dušan Savić, Srebrenko Repčić

Trainer: Branko Stanković

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
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Jena
Hans-Ulrich Grapenthin
Rüdiger Schnuphase
Gert Brauer, Konrad Weise, Lothar Kurbjuweit
Gerhardt Hoppe, Ulrich Oevermann, Lutz Lindemann (4. Dietmar Sengewald)
Martin Trocha (86. Thomas Töpfer), Jürgen Raab, Eberhard Vogel

Trainer: Hans Meyer

Spielbericht

Plötzlich waren die Sterne bedeckt

Eine Stunde lang verbreiteten die Sterne strahlenden Glanz Im Belgrader "Maracana" zur Abendstunde. Da wirbelten und kombinierten, dribbelten und tricksten die Petrovic, Sestic und Repcic, erzwangen für die Jenaer eine teuflische Situation nach der anderen im Strafraum. Ganze vier Minuten brauchten die Gäste dann aber nur, um den Glanz der Roten Sterne zu verdecken. Wäre Lothar Kurbjuweit nicht jener Patzer mit dem Rückspiel unterlaufen, "als ich Petrovic einfach nicht sah", schilderte er die verflixte Minute, die Sterne wären vor den 75000 leidenschaftlichen, alles fordernden Zuschauern wohl schon erloschen.

"Maximales Spiel - minimaler Vorsprung", kommentierte dann auch Soran Lukic in "Sportske Novosti". "Ist das eine Tor viel wert?", fragte Nikola Brotic in "Sport", Belgrad. Der Toremacher des vergangenen UEFA-Cups, Savic, braucht die Reise nach Jena wegen zweier Verwarnungen nicht anzutreten, denn für seine drei groben Fouls in den Anfangsminuten an Lindemann (1.), das den Jenaer Regisseur zum Ausscheiden zwang, Weise (3.) und Oevermann (9.) sah er vom Schweizer Referee (nur) gelb, wo es eigentlich nur rot hätte geben können. Daina machte den Gastgebern mit seiner Auslegung zu viele Zugeständnisse. "Diese Gangart haben die Belgrader gar nicht nötig", wunderte sich auch Trainer Hans Meyer. Wer nämlich so Fußball spielen, fast zaubern kann, sollte das allein zum Maßstab seiner Leistung machen. Die Jenaer kamen jedenfalls trotz der Abendkühle gehörig ins Schwitzen, als Muslin erst an Grapenthin scheiterte (24.), Savic sich beim Torschuß nicht konzentrierte (33., 44.), Repcic, der Brauer bei jeder Aktion sich um die eigene Achse drehen ließ, wenigstens beim Torschuß Schwächen offenbarte, Sestics Flachschuß am langen Pfosten vorbeizischte (61.). "Das Spiel im Griff zu haben, fördert bei uns den Leichtsinn", Jugoslawiens einstiges Fußballidol Dragan Dzajic, heute technischer Leiter bei Roter Stern, muß es wissen.

Obwohl der FC Carl Zeiss wankte, er fand wieder zu sich selbst. "Das lernte die Mannschaft im Europacup", meinte Hans Meyer. Grapenthin beging ohnehin keinen Fehler, Schnuphase und Weise zeigten Savic was Sache ist, die Mittelfeldspieler gewannen immer mehr Zweikämpfe (Oevermann), spielerische Ausstrahlung hatte nach dem Ausfall von Lindemann ohnehin von ihnen keiner erwartet. Trochas Bewegungsspiel, Raabs Ballhalten brachte die Belgrader Abwehr zunehmend in Schwierigkeiten. Bei Kurbjuweits Schuß standen die Gastgeber so konsterniert, daß gleich drei Jenaer sich den Schützen aussuchen konnten. Trochas "Hinein" in den Strafraum beantworteten Jovin und Jovanovic mit einer nicht zugelassenen Zange, Raab kühl bis ans Herz hinan, schob den Strafstoß ein. "Bei mir gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder der Schlußmann hält oder er ist drin. Drüber schieße ich ihn nicht", sagte er zu seiner Strafstoßaufgabe. In Birmingham und Belgrad löste er sie auf die angenehme Art, selbstsicher, vertrauensvoll.

"Sicherlich, dem Spielverlauf entsprach das 2:2 nicht", gestand kritisch Hans Meyer. Doch, was zählte da schon das Strahlen der Belgrader Sterne, wenn die Jenaer die Gunst der Minuten zu nutzen wußten, "uns aus den Träumen eines klaren Sieges rissen, wir schließlich über den Ein-Tore-Vorsprung zufrieden sein mußten", klagte sein Kollege Branco Stankovic. Vogels Flachschuß hätte bald auch das noch vereitelt, aber das Leder sauste an der Ecke vorbei (87.).

Für vier war die knappe Niederlage eine halbe Revanche. Mit 0:4 gingen die Grapenthin, Vogel, Weise und Kurbjuweit nämlich schon einmal in Belgrad im wahrsten Sinne des Wortes unter, schieden damit aus dem Europacup aus. Daß das "Maracana" sie diesmal nicht verrückt machte, ist ein Zeichen der neuen Jenaer Elf, die immer wußte, was sie wollte, "und zwei Tore schoß, was nicht viele in Belgrad schafften", meinte Branco Stankovic. Für die vier vom 0:4 ist die Revanche natürlich erst vollends geglückt, wenn der knappe Rückstand in Jena aufgeholt sein wird. Denn dann ist gewiß: Jenaer Sterne können auch hell leuchten. darauf warten wir!

(Jürgen Nöldner in "Die Neue Fußballwoche" vom 30. Oktober 1979)