1980/1981 ECII 2. Spiel: FC Carl Zeiss Jena - AS Rom 4:0

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Spieldaten
Wettbewerb EC II, 1. Runde Rückspiel
Saison Saison 1980/1981
Ansetzung FC Carl Zeiss Jena - AS Rom
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld
Zeit Mi. 01.10.1980 20:00 Uhr
Zuschauer 16.000
Schiedsrichter André Daina (Schweiz)
Ergebnis 4:0
Tore
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Aufstellungen

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
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Jena
Hans-Ulrich Grapenthin
Rüdiger Schnuphase
Konrad Weise (Kap.), Lothar Kurbjuweit
Gerhardt Hoppe, Andreas Krause (70. Martin Trocha), Lutz Lindemann, Dietmar Sengewald
Thomas Töpfer (70. Andreas Bielau), Jürgen Raab, Eberhard Vogel

Trainer: Hans Meyer

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
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Rom
Franco Tancredi
Maurizio Turone
Luciano Spinosi, Enzo Romano, Domenico Maggiore
Paulo Roberto Falcão, Agostino di Bartolomei (Kap.), Mauro Amenta (63. Francesco Rocca), Carlo Ancelotti
Bruno Conti (46. Roberto Scarneccia, 49. ), Roberto Pruzzo

Trainer: Nils Liedholm

Spielbericht

Kein "dolce vita" für die Roma-Stars

Original-Eintrittskarte
Foto: Peter Poser

Vor Selbstherrlichkeit strotzend, gedachten die hochdotierten Roma-Profis ein "süßes Leben" zu führen. Für 90 Minuten "dolce vita" schien ihnen der 3:0-Vorsprung das passabelste Ruhebett zu sein. "Ihn zu verteidigen, ist unser vorrangiges Ziel", tat Roma-Kapitän Agostino Di Bartolomei das Vorhaben seiner Elf, des italienischen Tabellenzweiten, kund.

Nun mußte das nicht unbedingt eine Fehlspekulation sein. Gemeinhin sind italienische Abwehrreihen, am verpönten Catenaccio geschult, verschlossen wie eine Auster. In sie einzudringen, ist nicht mit drei, vier Doppelpässen, Sprints oder Flügelläufen getan. Da ist permanenter Druckfußball, so hochtourig wie nur möglich gefragt. "Jena bot ihn, wie ich ihn selten erlebt habe, unwiderstehlich und stilvoll zugleich", drückte DFV-Cheftrainer Dr. Hugo Döbler den allgemeinen Tenor der gleich im Dutzend versammelten Experten aus.

Warum die Jenaer Tempoattacken nicht in Hektik, in Krampf ausarteteten, ist schnell gesagt: Trotz der vordergründigsten Absicht, das kopfballstarke und schlagsichere Deckungszentrum des Gegners mit flachen und hohen Eingaben, Nah- und Fernschüssen, Dribblings und Direktkombinationen zu zermürben, ließen es die Thüringer nicht an einem methodischen, flachen Spielaufbau im verstärkten Mittelfeld fehlen. Dazu gezwungen, ging der Klub jedes Risiko ein: Er verzichtete auf den Libero, zog Schnuphase und Hoppe fast ausschließlich in das Mittelfeld und in den Angriff hinein, vertraute der individuellen Steigerungsfähigkeit wie dem kollektiven Engagement, die Scharte von Rom auszuwetzen. "Besser konnte es die Mannschaft, einer wie der andere, nicht tun. Sie offerierte erstklassigen Fußball", so DFV-Präsident Günter Schneider. "Mit Herz und Verstand" fügte UEFA-Beobachter Nicolai Johansen, Generalsekretär des norwegischen Fußballverbandes bewundernd hinzu.

Ein 0:3 gegen einen erstklassigen Widersacher mit einem 4:0 zu beantworten, war eine Superleistung! "Darauf sind wir sicherlich nicht zu Unrecht stolz", resümierten Hans Meyer und Helmut Stein, die Zeiss-Strategen auf der Bank. Die "Alles oder Nichts"-Karte reizten sie mit der Einwechslung von Bielau und Trocha, von zwei frischen Stürmern, zum richtigen Zeitpunkt aus. Neuer Elan trieb die aufkommende Müdigkeit aus den Gliedern. 27:3 Torschüsse, 19:2 Eckbälle, 13:1 Chancen belegen hinreichend, welche Flutwellen über die Azzurri hereinbrachen. Sie selbst übten sich in der Bescheidenheit von drei Torschüssen (Conti/41., Di Bartolomei/58., 61.). Jena setzte dieser "Ausbeute" neben 27 Schüssen und 4 Toren sogar noch zwei Lattenknaller durch Vogel (10.) und Raab (41., Kopfball) sowie einen Volley-Pfostenschuß durch Hoppe (49.) entgegen. "Unbegreiflich, daß wir nicht nach dem 0:2 eigene Angriffe inszenierten, um ein Gleichgewicht gegen Jenas Dynamik herzustellen.", beklagte Roma-Trainer Niels Liedholm das totale spielerische Versagen seiner Elf. Und Falcao, der brasilianische Star? An einstige Mittelfeldstrategen seines Landes, an Didi, Zito, Clodoaldo oder Rivelino wagte man gar nicht zu denken. Mit der Roma ging auch er unter.


Nach einem derartigen Fußballabend war im Jenaer "Paradies" alles in Emotion getaucht. Zu schade, daß man sich aus Platzgründen nicht den Wunsch erfüllen kann, mehr darüber zu schreiben. Deshalb nur noch diese Bemerkung: Das Kalenderblatt wies den vergangenen Mittwoch, den 1. Oktober, als Weltmusiktag aus. das Furioso der Zeiss-Elf wird der Roma und ihren Tifosi sicherlich noch lange in den Ohren klingen - und schmerzen...

(Günter Simon in "Die Neue Fussballwoche" vom 8. Oktober 1980)

Video

Weitere Informationen zum Spiel

  • Der Sturm auf Rom“ (Wiederaufführung des Spiels im August 2009 im Rahmen der Jenaer Kulturarena)
  • Das Spiel aus Sicht der Römer (Anmerkungen zum Spiel auf Italienisch)
  • Das Spiel im Polizeiruf 110
    Polizeiruf 110 - Screenshot

    Im Polizeiruf 110 „Harmloser Anfang“ (Erstausstrahlung 2.8.1981) wird der Mörder von Günter Naumann gespielt. Bevor er allerdings von Hauptmann Fuchs des Mordes überführt wird, sitzt er in seinem Wohnzimmer und schaut Fußball. Aber nicht irgendein Spiel, sondern DAS Spiel der Spiele. Das 1:0 von Andreas Krause ist gut zu sehen und auch der Kommentar von Reporter Uwe Grandel ist deutlich zu hören: „Da gab es auch für den großartigen Tancredi nichts zu halten.“