1986/1987 ECIII 2. Spiel: FC Carl Zeiss Jena - Bayer 05 Uerdingen 0:4

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Spieldaten
Wettbewerb EC III, 1. Runde Rückspiel
Saison Saison 1986/1987
Ansetzung FC Carl Zeiss Jena - FC Bayer 05 Uerdingen
Ort EAS
Zeit Mi. 01.10.1986 20 Uhr
Zuschauer 15.300
Schiedsrichter Crycke (Belgien)
Ergebnis 0:4
Tore
  • 0:1 Herget (68.)
  • 0:2 Edvaldsson (76.)
  • 0:3 Kuntz (77.)
  • 0:4 Bommer (90.)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Jena
Perry Bräutigam
Heiko Peschke
Jens-Uwe Penzel, Mario Röser
Gert Brauer (68. Stefan Meixner), Stefan Böger, Andreas Krause, Thomas Ludwig, Mathias Pittelkow
Andreas Bielau, Jörg Burow

Trainer: Lothar Kurbjuweit

Uerdingen
Werner Vollack
Matthias Herget,
Michael Daemgen, Frank Thommessen (79. Ludger van de Loo), Rudi Bommer
Dietmar Klinger, Atli Edvaldsson, Werner Buttgereit, Wolfgang Funkel
Stefan Kuntz, Klaus Basten (70. Marcel Witeczek)

Trainer: Karl-Heinz Feldkamp


Spielbericht

Ergebnis den Gästen zu leicht gemacht

Eines war von vornherein klar. In der taktischen Konstellation würde es zum Hinspiel, als der Bayer-Konzernverein auf ein wuchtiges Powerplay setzte und die Jenaer dem Druck nicht widerstanden, gewaltige Unterschiede geben. Der Gastgeber konnte sich eigentlich nur an einer völlig offensivorientierten Marschroute beweisen - wobei bei manchem drinnen und draußen auf den Rängen vielleicht doch noch die Hoffnung an die Wunderwende a la AS Rom herumgeisterte, während Uerdingens kühle Rechner hauptsächlich ans Weiterkommen und dem damit verbundenen Ab-und-an-Ausbrechen aus der Umklammerung dachten. 45 Minuten, ja bis zum 0:1 traten diese Erwartungen ein.

Jena versuchte das Spiel in den Griff zu bekommen. Vornehmlich Böger, auch Krause lieferten ein großes Pensum im Mittelfeld, auch Peschke wagte sich nach vorn, Burow gewann einige Karussellfahrten. Doch es blieb nicht zu übersehen, daß je näher es dem Strafraum ging, der Bewegungsraum für die Saalestädter immer mehr eingeengt wurde. Die Uerdinger nämlich demonstrierten modernes Abwehrverhalten. Hart am Mann, wenn es torgefährlich wurde, klug heraustretend, wenn es die Situation erforderte. Es war beileibe kein Zufall, wenn es einigen auch so dünkte, daß aus guten Jenaer Schußpositionen oft nur der Körper eines Bayer-Abwehrspielers angeschossen wurde, eben weil so die Räume verengt und damit Vollack einige Arbeit abgenommen wurde. Mit Distanzschüssen blieb der gegnerische Schlußmann ohnehin nicht gefordert, erst bei Burows Flachschuß nach 44 Minuten mußte er ernsthafter eingreifen. Doch in dieser Phase gab es auch schon die Nadelstiche der Gäste durch Edvaldsson (18.) und Bastens Pfostenschuß (28.), später einen Lattenkopfball von Kuntz (65.).

Jenas inszeniertes und versuchtes Foreshecking forderte Kraft, und was noch viel schwerwiegender wirkte, dieser international übliche Trend wird im Oberligaalltag viel zu wenig, zumeist gar nicht praktiziert. So lebten die Jenaer läuferisch und konzentrationsmäßig über ihre Verhältnisse. Die Zahl der Fehlpässe und Ungenauigkeiten beim Angriff wuchsen zusehends, die Kontermöglichkeiten der Uerdinger stiegen rapide an. BRD-Auswahlspieler Herget, ob seiner Ausflüge bekannt, wechselte seine lange Zeit ausgeübte Libero-Rolle in eine angriffsunterstützende Mittelfeldfunktion um, nutzte die nun von den Jenaern weniger besetzten Räume für die Konterzüge. Sein Freistoß zum Führungstor war zwar schließlich technisches Können, aber ebenso unverständliche Leichtfertigkeit des Gastgebers bei der Mauerbildung. Doch nicht erst zu diesem Zeitpunkt war das Weiterkommen für Bayer 05 schon längst geklärt.

Die Chance für den FC Carl Zeiss, das Ergebnis wenigstens in ansehnliche Bahnen zu lenken, vergab Bielau mit technischer Unbeholfenheit bei der klarsten Gelegenheit per Kopf aus gut fünf Metern (74.). Statt des Ausgleiches fielen fast postwendend die Tore zwei und drei gegen den Gastgeber, dessen Widerstandskraft nun selbst bei der Torverteidigung verbraucht war.

So schlitterten die Gastgeber in ein Debakel, machten den Uerdingern das Ergebnis weitestgehend zu leicht. Vergessen das kämpferische Bemühen in der Anfangsphase, zurück blieb der bittere Beigeschmack einer deftigen Niederlage.

(Jürgen Nöldner in "Die Neue Fussballwoche" vom 8. Oktober 1986)


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