2000/2001 19. Spieltag: SV Darmstadt 98 - FC Carl Zeiss Jena 3:1

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Spieldaten
Wettbewerb Regionalliga, 19. Spieltag
Saison Saison 2000/2001, Rückrunde
Ansetzung SV Darmstadt 98 - FCC
Ort Stadion am Böllenfalltor in Darmstadt
Zeit So. 03.12.00 18:00
Zuschauer 3.800
Schiedsrichter Wolfgang Friedrichs (Ivesheim)
Ergebnis 3:1 (2:0)
Tore
  • 1:0 Hohmann (21.)
  • 2:0 Nagy (37.)
  • 3:0 Wagner (60.)
  • 3:1 Raickovic (69.)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Darmstadt
Andreas Clauß
Thomas Schmidt , Matthias Hohmann , Matthias Örüm
Oscar Corrochano, Zivojin Juskic, Roland Nagy , Alexander Lorenz
Boris Kolb (64.Sascha Lense) , Ronald Hoop (71.Elton da Costa), David Wagner (64.Audenzio Musci)

Trainer: Michael Feichtenbeiner


Jena
Roman Görtz
Dejan Raickovic
Timo Uster (66.Holger Lischke) , Krzysztof Kowalik , Zoran Saraba
Michael Mason (84.Tobias Kurbjuweit), Dirk Hempel , Gediminas Sugzda (70.Sebastian Barich) , Christian Hauser
Aleksandar Jovic, Miroslav Jovic

Trainer Slavko Petrovic

Spielbericht

Roland Nagy treffsicher

20 Minuten Leerlauf , dann übernahm Darmstadt die Partie . Hoop (20.) hatte noch Pech , dann Hohmann 1:0 . Danach vergab Darmstadt einige Chancen (27.Örüm , 28.Nagy , 30.Wagner ) , ehe Nagy per Freistoß das 2:0 erzielte . Jena blieb fast alles schuldig . Erst kurz vor der Pause , die erste Chance durch Raickovic . Nach dem Wechsel kurze Phase , wobei man auf den Anschluß drängte . Doch Wagner schaffte das 3:0 , ehe in der Schlußphase Raickovic doch noch den Anschluß schaffte .

Frei aus dem Bericht von Uli Mosberger im Kicker vom 4.12.00

Impressionen

Nach den freundschaftlichen Szenen im Hinspiel gegen Darmstadt sollte es nun zum Gegenbesuch ins Hessische gehen. Die Lokalmatadore wollten zu diesem besonderen Ereignis auch auf besondere Art und Weise reisen. Also wurden im vom Fanprojekt Jena organisierten "Task-Force"-Bus Plätze für die LOKALEN reserviert. Aufgrund einiger Frauenversteher wurden aus der Handvoll Lokalmatadore lediglich 3 Stammkräfte, welche sich im Gegensatz zu anderen Lutschern auch durch geplanten Kaffeeklatsch bei Oma und Sperrmüllaktionen im Wohngebiet nicht von der Reise nach Darmstadt abhalten ließen...
12 Uhr sollte es losgehen, und die Lokalen waren in Erinnerung bösartiger Ignoranz an gleicher Stelle diesmal rechtzeitig vorort. Endlich konnte man gestandene Onliner wie Framue, Frank Cichos ("ohne Nickname"), Aljoshua, Gysi (der Mann muss so heißen......) und andere Heroen des Keyboards kennenlernen. Nach kurzen einleitenden Worten von Matthias Stein vom Fanprojekt Jena und einigen selbstherrlichen Verweisen auf dessen käuflich zu erwerbende literarischen Machenschaften ging es dann auch los. Schnell wurden die versprochenen Musikvideos eingeworfen, welche sofort komatöse Symptome hervorriefen. So waren neben der rumänischen Wanderwarze Peter Maffay auch Fensterspringer Rex Gildo und Frisörinnungsmeister Wolfgang Petry mit deren grandiosen Sangeskünsten zu bewundern. Uneingeschränkter Höhepunkt des Mutantenstadels war eine Minnesängerin namens Hair, welche den Titel "Frank Mills" in unnachahmlich autistischer Art und Weise interpretierte. Während man sich dieses Machwerk ansah, spürte man förmlich, wie einem die Koteletten wuchsen....
Aufgrund der kulturell gehaltvollen Reizüberflutung verging die Fahrt bis zum Kirchheimer Dreieck wie im Fluge. Die Insassen der Kaffefahrt purzelten aus dem Luxusbus von Sell-Reisen und schlugen sich die Bäuche im BSE-Tempel voll. Die Lokalen schauten mal bei der Tanke vorbei und entschieden sich für ein Warsteiner-Party-Fass und leerten selbiges mit tatkräftiger und völlig uneigennütziger Hilfe dreier an Bord vertretener Titanen, welche ebenso wie die Lokalmatadore über ein ansehnlich asoziales Liedgut verfügen. Kompliment! Nachdem man neue Freunde fand und abenteuerliche Gechichten von gebeutelten Jenaer Fußballseelen austauschte, machte man sich kurz hinter Frankfurt daran, zur letzten Pinkelpause anzusetzen. Ein verhängnisvoller - wenn auch gut gemeinter Fauxpas - unseres Piloten! Mit der Thüringer Hymne, dem Rennsteiglied von Herbert Roth, auf den Lippen, wollte man den hessischen Boden betreten und wurde gleich einer beträchtlichen Anzahl von Oberförstern gewahr, die sich selbstlos um die Belange der angereisten Jenaer kümmerten. Anstandslos wiesen sie uns einen Parkplatz neben zwei bereits festgesetzten Bussen zu. Aussteigen lassen wollten uns die Grünjacken zunächst auch nicht: Die Frage "Was willst Du denn hier draußen?" wurde mit einem unmissverständlichen "Pissen" ehrlich beantwortet und das Ansinnen unter den verdutzten Augen sich Beine vertretender Rentner in die Tat umgesetzt. Warum dieser Terz veranstaltet wurde, war nach einem kurzen Blick zu den ebenfalls in Sippenhaft genommenen Insassen des nebenan unfreiwillig parkenden Busses aus Jena recht schnell deutlich. So hatten sich ca. 40 Fans der gepflegten 3. Halbzeit aus Jena zum Treff mit etwa ebensovielen Gladbacher Freunden an eben dieser zufällig von uns gewählten Tanke eingefunden. Die Bullerei überprüfte bei sämtlichen Anwesenden die Personalien, was die Weiterfahrt nach Darmstadt nicht unerheblich aufhielt. Darüberhinaus gipfelte diese übertriebene Berufsauffasung in eine vorzeitige von der Bullerei begleitete Abreise dreier mit Stadionverbot belegter Gladbacher Sportsfreunde. Als zwischenzeitlich die Angst im Jenaer Lager umging, das Spiel am Böllenfalltor unter Umständen nicht mehr live mitzuerleben, ging es doch noch von Blaulicht illuminiert Richtung Darmstadt. Dort angekommen wurden wir direkt bis an die Stadionkassen gefahren und löhnten brav unseren Eintritt ins Museum "Böllenfalltor". Ein traditionsreiches Stadion, das mit riesigem Stehplatzbereich der Initiative "Sitzplätze sind vorn Arsch" Nachdruck verleiht. Eine eigentliche Fankurve war nicht zu erkennen. Vielmehr waren 3 Fanblöcke in verschiedensten Ecken des Stadions auszumachen, die unkoordiniert zu sporadischen Unterstützungen ihrer Mannschaft bzw. Gegner-Schmähungen anhuben. Etwa 4000 verloren sich an diesem Abend im weiten Rund. Daran konnten auch die gerademal 200 mitgreisten Jenaer nichts ändern. Das Kalkül des Veranstalters, mit einem möglichst unmöglichen Anstoßzeitpunkt (18 Uhr!!!!) potentielle Jena-Supporter von der Anreise abzuhalten, ging offenbar auf. Unter den Jenaer Treuen eine stattliche Anzahl von Erlebnisorientierten und einem Disput nicht abgeneigter Kurzhaarträger, die sehr bald die Nähe des angrenzenden Heimfans-Bereiches suchten.
Jena begann nicht überragend aber auch nicht viel schlechter als die Lilien und erspielte sich sogar einige Ecken, welche der vollkommen brotlose Hauser planlos zum Abstoß für Darmstadt klären konnte. Schönen Dank auch! Ähnlich aggressiv ging man in der Abwehr zu Werke. Ständig zu spät am Ball und respektvoll Abstand haltend ermöglichten die sich als gute Gäste präsentierenden Jenaer den Lilien eine hochkarätige Chance, die der glänzend reagierende Görtz mit Klassereflex zunichte machte. Als es mal wieder zu einer Ecke für die Lilien kam, schlugen schon die ersten die Hände vors Gesicht und schienen zu ahnen, was sich kurz darauf dem ernüchterten Betrachter bot: Görtz segelte mit grandiosem Selbstverständnis an der Kugel vorbei, die ungehindert den Weg ins Tor fand. Jubel auf der einen und fatalistische Regungslosigkeit auf der anderen Seite charakterisierten die Gemütszustände der Fanlager. Sich weiter über Jenas an Frechheit grenzenden Auswärtsauftritt auszulassen, würde die Kräfte des Verfassers dieser Zeilen übersteigen. Viel interessanter als das zu diesem Zeitpunkt schon abzuhakende Spiel waren die netten Gesten, mit denen man den am Boden liegenden Jenaern auf Darmstädter Seite versuchte, den moralischen Dolchstoß zu versetzen. Dass die Mauer wieder aufgebaut werden soll, wissen wir ja schon längst. Dass wir alle asozial sind, ist auch nicht neu. Dass wir nur durch den Westen den aufrechten Gang und das Schälen einer Litchie gelernt haben, bleibt auch weiterhin unbestritten westdeutsches Verdienst. Damit kann man leben und darüber sogar noch lachen! Bitteschön. Neben diesen schon bekannten Tatsachen unterstrichen einige Darmstädter Herrenmenschen, welche den Ort ihrer Geburt offenbar selbst beeinflussen konnten, das wir Ossis das allerletzte sind, indem sie ein hübsch gestaltetes Transparent mit folgender Aufschrift präsentierten: "Niemals Freundschaft zwischen Ost und West - wir hassen Ossis wie die Pest!" Diese durchaus integrative und sich sogar reimende Verlautbarung prankte ca. 5 Minuten im Stadion und wurde bestimmt von den nach gewalttätigen Ossis suchenden Fernsehkameras übersehen.... Positiv zu erwähnen ist, dass die Aufforderung des "Stadion-Moderatoren", das Transpi verschwinden zu lassen, von der übergroßen Mehrheit des Darmstädter Publikums mit Beifall bedacht wurde. Es ist durchaus legitim, die "Gegner" mit Schmähungen vollzutexten. Okay. Aber uns pauschal als Ossis zu betiteln, können wir nicht akzeptieren. Schließlich könnte der Eindruck entstehen, dass wir etwas mit den Erfurtern gemein hätten.... Mensch Leute, dass es auch anders geht, zeigt doch die wirklich fruchtbare Freundschaft zwischen Jenaer und Gladbacher Faustsportlern, die sich grenzübergreifende Nachbarschaftshilfe auf ihre Fahnen geschrieben haben (Gruß ans Borussengeschwader)...
Nachdem Jena 3:1 verlor und sich fragen musste, warum die Punkte nicht gleich in einem Umschlag nach Darmstadt geschickt wurden, machten sich die treuen Lokalmatadore daran, ihren Fetisch vom Zaun zu knöpfen. Als der Jenaer Mob wie von der Tarantel gestochen die Nähe der Darmstadt-Fraktion auf dem Stadionvorplatz suchte, begann eine wilde Rennerei, da jeder Angst hatte!!!! ANGST, etwas zu verpassen!
So stiefelten auch die braven Lokalmatdore Richtung Tribünenvorplatz, als der am Grauen Star leidende Traudel eine Spinatwand in Form von sprintenden Grünjacken auf sich zukommen sah. Jahrelange Erfahrungen zeigen, dass übertriebene Passivität immer noch das probateste Mittel ist, um sich rauszuhalten. Also blieben wir stehen, und ließen uns vom Mob überrollen. Das hatte den positiven Effekt, dass wir uns auf einmal mit wenigen "Durchgekommenen" auf dem Tribünenvorplatz wiederfanden. Klasse! Nur wussten wir zu diesem Zeitpunkt nicht, dass man die Jenaer gar nicht aus dem Block lassen wollte. Wie dem auch sei, wir waren draußen. Die freundliche Frage inmitten Darmstädter Schränke nach dem Ausgang für Jena-Fans wurde mit einem lässigen "da drüben" zu unserer vollsten Zufriedenheit beantwortet. Also machten sich die vorher noch in Sippenhaft und Quaranäne stehenden Jenaer auf den Weg durch das komplette Stadiongelände (!). Diese nette Geste wurde mit verständnisvollen Gesprächen zwischen Jenaern und Darmstädtern belohnt! Vor lauter Glückseligkeit und interessierter Unterhaltung bemerkte man fast gar nicht, dass man auf einmal inmitten des Grundes für die etwas undifferenzierte Knüppelei der hessischen Grünjacken stand: Ein nicht zu unterschätzender Mob von ca. 40 C-Fans und 300 Gaffern. Die Bullerei tat recht wenig, um die Boxsportfreunde vom Empfang der Jenaer abzuhalten. Da waren die Darmstädter Hools schon wesentlich konstruktiver: "Die Sache geht euch nix an! Verpisst Euch oder es gips aufs Maul!" Mit diesen überaus zartfühlenden Worten machte man Gaffern unmissverständlich klar, dass man deren Hilfe wohl nicht benötigte..... Eine putzige Situation war die Frage eines Polizisten (wollte das Wort auch mal gebrauchen), als wir uns auf den Weg zu unseren Bussen machten, "was das wohl werden soll!". Eine Frage, die uns zum Outing unserer Herkunft und Passion zwang und durchaus nicht nur Sympathien inmitten der DA-Chaoten hervorrief. Brav, ehrlich und stolz sagten wir, dass wir Jenaer sind und schnell zum Bus müssen, da wir vergessen hatten, das Licht auszumachen. Diskussionen und unfreundliche Darmstädter ließen die Lage nicht gerade angenehmer werden und zwangen uns zum Durchbruch der Grünen Mauer, die uns den Weg zu unseren Bussen versperrte. Nach kurzem Haschen (ich meine damit "rennen", gelle?) waren wir den Grünen ausgebüxt und beobachteten das Treiben mit der letzten Neige Warsteiner zwischen den Fronten. Erst gegen 21 Uhr und weiteren 3 Festnahmen auf Jenaer/Gladbacher Seite konnten wir dann unter freundlichem Winken einiger Darmstädter Jungs den organisatorischen Super-Gau "Böllenfalltor" verlassen. Rundum eine gelungene Fahrt, ein Spiel mit prognostiziertem Ausgang und ein unterhaltsames Rahmenprogramm in und ums "Böllenfalltor". Wer diese Saison desöfteren auswärts dabei war, hatte wahrlich schon weniger geboten bekommen.
Bleibt zu hoffen, dass Jena die Liga hält. Denn Spiele gegen die Lilien könnten echte Klassiker werden......

--Traudel