2003/2004 12. Spieltag: VFC Plauen - FC Carl Zeiss Jena 1:1

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Spieldaten
Wettbewerb Oberliga, 12.Spieltag
Saison Saison 2003/2004, Hinrunde
Ansetzung VFC Plauen - FCC
Ort Vogtlandstadion in Plauen
Zeit So. 19.10.03 14:00 Uhr
Zuschauer 3.120
Schiedsrichter Marks (Lüderitz)
Ergebnis 1:1
Tore
  • 0:1 Klee (21.)
  • 1:1 Barich (44.)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Plauen
Golle
Hölzel
Pietsch, Barich, Berger
T.Pannach (80. M.Pannach), Paulick, Risch (46. Kellig), Schulze
Popa (61. Gleis), Zapyshnyi

Trainer: Vogel


Jena
Berbig
Holetschek
Schwabe, Grasser, G.Müller (76. Hänsel)
Treitl, Noll, Petrowsky, Maul (67. Müller)
Jovic, Klee

Trainer: Steffens

Spielbericht

Am Samstag traf er mit der Post ein, am Sonntag sollte er seine erste Bewährungsprobe bestehen. Die Rede ist von meiner neuesten Errungenschaft: Ein Phrasomat, den ich von einem Herrn B. Ecken-Bauer aus dem süddeutschen Raum mit der Versicherung erworben habe, das Gerät sei zwar längere Zeit im Dauergebrauch gewesen, aber voll funktionstüchtig. Also schnell mit allem Wesentlichem füttern, was ich am Nachmittag in Plauen gesehen hatte, auf die Enter-Taste drücken und dann gespannt warten was kommt.

Das Ergebnis war ernüchternd. Wo ich drei Seiten feinster Prosa erhoffte, war nur folgendes zu lesen: „Kackspiel - schwaches Remis - schnell abhaken und vergessen!“ Das konnte es ja wohl nicht sein, wofür ich mein Geld ausgegeben hatte, also Hörer in die Hand und die Herstellerhotline angerufen. Auf der Gegenseite folgte man geduldig meinen Schilderungen, aber statt detaillierter Hinweise zur Fehlerbehebung gab es nur eine als Frage getarnte lakonische Antwort: „Könnte es sein, dass das Match, welches sie dem Phrasomaten zu kommentieren auftrugen, so spannend und ereignisreich vielleicht nicht war?“ Ich überlegte kurz, verzichtete dann auf die Ankündigung strengster Maßregelungen und ließ das Spiel stattdessen noch mal Revue passieren.

Nun ja, von Beginn an merkte man gestern, dass beide Teams ein Herz für Nachzügler haben und auch jene Fans nichts Wesentliches verpassen lassen wollten, die noch irgendwo im Stau standen oder ihr Schicksal einer Naturgewalt namens Deutscher Bahn unterworfen hatten. Als dann nach einer reichlichen Viertelstunde die letzten Bummelanten im Vogtlandstadion eintrafen, konnte es also richtig losgehen und als Entree gab´s einen Kopfball von Carsten Klee zu genießen, den der Plauener Keeper jedoch problemlos hielt. Nicht schlecht für´s Erste, dachte ich mir, und wunderte mich anschließend, wieso Jenas Stoßstürmer völlig enthemmt in die Fankurve rannte und sich dort genügend Narren fanden, die mit ihm in ekstatischen Jubel ausbrachen. Ach wie, ach nee, ein Tor war das! Na, wenn´s der Linienrichter meint, dann wird´s wohl stimmen. Ich klaschte beflissentlich und beschloss sogleich, dass mir Gleiches nicht nochmals widerfahren solle, wechselte meinen Standort hinter dem Tor und begab mich in den äußersten Bereich der Fankurve auf Höhe der Gegengeraden.

Auf dem Weg dorthin registrierte ich im Augenwinkel, wie nur die Latte den Plauener Ausgleich im Gegenzug verhinderte, atmete kurz durch und erheischte erstmal Auskunft über Jenas Treffer. Der VFC-Keeper habe es wohl verstanden, sich den Ball zur Beute zu machen, wurde mir bedeutet, und es sei dies in einer Art geschehen, mit der sich Mädchenherzen in Zeiten erobern ließen, als Zwei-Felderball noch Trendsportart war. Positiv für Jena habe sich jedoch ausgewirkt, dass Herr Golle im Plauener Gehäuse der Verzückung über die eigenen Fangkünste nicht Herr zu werden verstand und im Überschwang der Gefühle in der Grundlinie nicht mehr sah als eine Orientierungshilfe zum Rasenmähen. Da wird wohl demnächst eine Betriebsanleitung für Torhüter auf einem Plauener Gabentisch liegen.

Mit diesem Zwischenstand ließ es sich aus Jenaer Sicht gut leben, zumindest wenn man als Fan bereit war, Abstriche bei so ziemlich allem hinzunehmen, was man Spielkultur nennt. Lag es nur daran, dass Kais Manai nicht mit dabei war? Der hatte sich nach dem Aufwärmen für unpässlich erklärt und so fehlte bei Jena der Ideengeber. Stattdessen ließ man sich ein auf ein Spiel fei noach Fuuchtländer Oart. Viel Kampf, viel Krampf, viele lange Bälle, kaum Kurzpassspiel. Kombinieren bereitet an diesem Tag aber auch nicht die größte Freude, da Plauen bissig in die Zweikämpfe ging, das Maß des Erlaubten dabei oft übertretend. Schwere oder gar brutale Fouls waren nicht zu beklagen, wohl aber beständiges Schubsen, Klammern und Gehacke nach dem Gegner. Im Referee fanden die Vogtländer einen generösen Spielleiter, der zur Einstimmung auf ein Match wohl gern mal schaut, was man in der Regionalpresse so über den Gegner schreibt und dank eines gewissen Hangs zur Leichtgläubigkeit hernach glaubte, sich allein auf die Freistöße schindenden Jenaer konzentrieren zu müssen.

Übermäßigen Anteil am Zustandekommen des Plauener Ausgleich konnte man ihm aber nicht nachsagen. Sebastian Barich mochte sich kurz vor der Pause nicht an Diskussionen in der Jenaer Hintermannschaft beteiligen, ob man die linke Abwehrseite des gepflegten Rasens wegen nicht als Landschaftsschutzgebiet ausweisen sollte, und so er kam zu seinem ersten Pflichtspieltreffer seit der F-Juniorenzeit. Damit bezeugte er die gute Jenaer Nachwuchsarbeit, deren Früchte zu ernten man allmählich die Lust verliert, zumal dem FCC Wochen zuvor im Heimspiel gegen das eigene Farmteam und bei Schwesingers Tor für den VfB Leipzig schon Ähnliches widerfuhr. Nichts wars demnach mit einem Halbzeitfazit von „Spiel kontrolliert und abgeklärt das Ergebnis gehalten“.

Im zweiten Durchgang das gleiche unbehagliche Bild. Jena bemüht, offensiv mehr Akzente zu setzen, dabei jedoch zu untauglichen Mitteln greifend. Einer massierten Abwehr mit langen Bällen begegnen zu wollen und auf Vorteile in der Athletik zu setzen, vermag erfolgverheißend sein, wenn es gegen reine Feierabendkicker geht; die Zahl der nach Standards erzielten Treffer belegt dies. Dass sich Plauen mit einer solchen Spielweise nicht beeindrucken läßt, dürfte jedoch vorher klar gewesen sein. Die Umsetzung eines alternativen taktischen Herangehens scheiterte allerdings an einer Vielzahl von Ungenauigkeiten im Jenaer Aufbauspiel.

So gab es nach der Pause nur zwei gute Chancen für Jena zu konstatieren. Stefan Treitl scheiterte bei seinem erstem Versuch per Direktannahme noch am Plauener Keeper, wofür ihm niemand einen Vorwurf machen kann und eher der Mut zum Risiko zu loben war. Weshalb er sich bei seiner zweiten Einschussmöglichkeit, völlig freistehend und nur wenige Meter vor dem Tor, für die Variante „Akrobat schön“ entschied, blieb mir jedoch ein Rätsel. Darum ein kleiner Hinweis: Stefan, was man jüngst in Karlsruhe verhandelte, war nicht das Kopfball- sondern das Kopftuchverbot. Du brauchst also keine Angst zu haben, beim nächsten Mal im schlimmsten Fall in Guantanamo zu landen, sondern kannst dir einfach in Ruhe eine Ecke im Tor aussuchen, wo der Ball gerne landen möge, deinen Schädel entsprechend hinhalten und dich anschließend in die Fankurve zum Feiern begeben.

Niemand hätte sich auf Jenaer Seite beklagen können, wenn man selbst noch ein Ding gefangen hätte. Beim Schuss des Plaueners Kellig in der Minute wäre Berbig wohl ohnehin dran gewesen. Sein Meisterstück lieferte unser Goalkeeper dann nach einem Konter des VFC ab, als sich die kunstgewerblich interessierte Jenaer Abwehr bei einer Flanke von rechts vom Vogtländer Stürmer zeigen ließ, was eine Plauener Spitze ist, und Berbig akrobatisch auf der Linie klären musste. Zum Glück war das die letzte verheißungsvolle Chance des VFC, doch auch Jena konnte nichts mehr nachlegen, denn leider hatte Robert Böhme in dieser Woche nicht schon wieder Geburtstag und muss deshalb wohl noch knapp zwölf Monate auf seinen nächsten Einsatz warten. Die statt ihm eingewechselten Christian Müller und Sebastian Hänsel waren gleichfalls unter keinem günstigen Sternzeichen geboren, was man leider auch von Alexander Maul sagen musste, der nach gut einer Stunde das Spielfeld verließ und zuvor eine Leistung geboten hatte, mit der er sich bei ein wenig mehr Zweikampfhärte durchaus in die Elf von Tina Theune-Meier hätte katapultieren können.

So blieb es am Ende beim verdienten 1:1, auch wenn Achim Steffens mit dem Wechsel von Hänsel für den Defensivmann Gerd Müller zeigte, dass er auf mehr als einen Punkt aus war. Die Fahrt ins Vogtland brachte somit nicht die erhoffte Vergrößerung des Punktepolsters zu DD-Nord und dem HFC und dürfte sich eigentlich nur für Kais Manai gelohnt haben, der nach der heutigen Partie wohl Ansprüche auf eine Stammplatzgarantie anmelden könnte. Vielleicht schaffte er es gestern ja noch, ins Arzgebirg zu fahren und nach Schwippbogen Ausschau zu halten, ansonsten wird es ihm wohl nicht besser ergangen sein als Jenas Anhang, der am Sonntag zum ersten Mal in der Saison erfuhr, mit welchen Mitteln man dem FCC nachhaltig das Leben schwer machen kann. Hoffentlich hat Herr Lieberam aus Halberstadt auf der Tribüne nicht zu genau hingeguckt, denn nächste Woche ist gegen seine Germania natürlich ein Heimsieg im EAS fällig. Leider werde ich mich am Samstag nicht Zeuge des Spiels sein können, denn ich will mich dem Tuning meines Phrasomaten widmen. Vielleicht schaffe ich es ja, dass er in 14 Tagen einen Auswärtssieg gegen DD-Nord verarbeiten kann und dann bereitwillig im Garten der deutschen Lyrik ein zartes Röslein pflanzt.

--Al Knutone