2003/2004 21. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - VfB Leipzig 4:0: Unterschied zwischen den Versionen

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Trainer: [[Joachim Steffens]]
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Version vom 16. November 2022, 13:09 Uhr

Spieldaten
Wettbewerb Oberliga, 21.Spieltag
Saison Saison 2003/2004, Rückrunde
Ansetzung FCC - VfB Leipzig
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld
Zeit Fr. 13.02.04 19:30 Uhr
Zuschauer 1756
Schiedsrichter Oliver Mattig (Frankfurt/Oder)
Ergebnis 4:0[1]
Tore
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Jena
Tino Berbig
Olaf Holetschek (38.Robert Böhme)
Gert Müller , Markus Grasser
Joachim Schwabe , Stefan Treitl , Kais Manai , Daniel Petrowsky , Christian Müller (37.Eric Noll)
Carsten Klee , Andreas Schwesinger (61.Alexander Maul)

Trainer: Joachim Steffens

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Leipzig
Frank Schöne
Mentor Miftari
Patrick Piontek (46.Sven Werner) , Thomas Spiotta
Torsten Kracht , Jan Schmidt , Jens Werner , Sven Dobiasch , Andreas Streubel
Nico Breitkopf , Mike Sadlo

Trainer: Herman Andreev

Anmerkung

Nach der Insolvenz vom VfB Leipzig war dieses Spiel nur noch ein Pflichtfreundschaftsspiel und ging offiziell nicht mehr in die Wertung ein , ich zähle Einsatz und Tore mit .

Spielbericht

Zur Aufarbeitung der Magdeburg-Niederlage des letzten Sonntags wollten es Achim Steffens Mannen am Freitagabend mal mit Bewegungstherapie versuchen und damit es niemandem dabei langweilig werde, mischten die besten Freunde des Pleitegeiers aus Probstheida auch ein bisschen mit. Natürlich kam der VfB Leipzig nicht allein, sondern mit gut 100 seiner überaus beliebten Fans. Entgegen aller Erwartung zeigten die sich auf der 1. Auswärtsstation der Nimmerwiedersehens-Tour ihres Vereins erstaunlich handzahm. Das „Juden-Jena“-Gegröhle und anderes sinnfreies Gepöpel der Lokfans trug zwar dazu bei, dass man sie kaum in falscher Erinnerung behält und der Fortgang des VfB in die Niederungen der Sachsenliga nicht von herzzerreißenden Abschiedsszenen erschüttert wurde, aber hinsichtlich ihrer Affinität zu allem, was nach Zunder und Pulver riecht, hielten sich die Lokis vornehm zurück. Wahrscheinlich sparen sie ihre Böller und Raketen schon für die nächste Saison, wenn dann ein Highlight das andere jagt und neben den Klassikern gegen Markleeberg und Markranstädt der Kracher gegen Chemie ansteht, auch wenn´s nur deren II. Mannschaft ist. Dann gibt´s sicher auch mehr Feind und mehr Ehr für jene, die sich am Freitag aus dem Lok-Block auf den Weg zur Gegengeraden machten, um sich dort kurz vor Schluss mit der Horda Azzurro ein Scharmützel zu liefern, sei es aus Hybris oder in suizidaler Absicht; weiß der Teufel, was sie trieb.

Innerhalb des Stadionrunds wurde den immerhin 1765 Interessierten darüber hinaus am Freitag noch Fußball geboten. Jena dabei von Beginn an um Forechecking bemüht und wieder mit dem Neu-Schwabe im Team; eine Umstellung, die sich lohnte, denn anfangs ging vom ihm viel Druck über links aus. Von dieser Seite wurde auch das 1. Tor vorbereitet. Nach einer Eingabe an den Fünfmeterraum der Leipziger stand Klee mit dem Rücken zum Tor, legte den Ball auf Gert Müller zurück und gegen dessen trockenen Schuss ins kurze Ecke hatte der Leipziger Keeper keine Chance.

Jena danach mit weiteren guten Möglichkeiten gegen eine Lok-Elf, bei der das Gefälle zwischen den renommierten Kracht oder Miftari und der großen Zahl von Landesliga- und A-Juniorenkickern einfach zu groß war. Nur im Hang zur rustikalen Gangart gab es zwischen den Spielern von der Pleiße keine wahrnehmbaren Unterschiede. Holetschek war der erste, der das zu spüren bekam. Bei der Abwehr einer Leipziger Flanke wurde er von seinem Gegenspieler umgegrätscht, als ginge es nicht um den Ball sondern um einen gedeckten Gehaltsscheck. Holle versuchte zwar erst noch weiter zu spielen, aber es ging offenbar nicht, und so musste Jenas Kapitän dann wenige Minuten später verletzungsbedingt vom Feld (38.). Zu diesem Zeitpunkt war er schon der Zweite, der den ungestümen Einsatz der VfB-Spieler büßte, denn kurz zuvor wurde bereits Christian Müller auf einer Trage nach draußen transportiert, nachdem ihm ein Leipziger ins Kreuz gesprungen war (37.).

Den Schiri und seinen Assi auf der rechten Seite scherte das wenig. Die zwei waren schon in Karnevalslaune, denn statt gelbe Karte für Lok zu verteilen, grienten sich die beiden am Spielfeldrand nur an. „Wollemers durchgehe lasse?“ „Yoa!“, meinte das Funkenmariechen an der Linie, und weiter gings. Zu ihrer Entschuldigung sei gesagt, dass sie die Karten nicht etwa vergessen hatten. Der Schiri wartete nur auf den rechten Moment, um nach der Brusttasche greifen zu können, und als Gert Müller und Eric Noll später Fouls knapp oberhalb der Wahrnehmungsgrenze begingen, gab als Reaktion auf diese Nichtigkeiten vom Mann in Weinrot den Beweis, dass der gelbe Karton nicht bereits zu Konfetti zerschnipselt war.

Tröstlich blieb, dass Jena schon bis zur Pause sportlich alles klar machte. Dem 2:0 Andreas Schwesingers gingen allerdings mehrere Versuche des selben Spielers voraus. Die erste 100%ige vermasselte er in der 27. Minute, als Gert Müller, für mich Jenas Bester dieses Abends, über rechts in den Strafraum eindrang und eine präzise Eingabe zum langen Pfosten schlug, wo Schwes mutterseelenallein wenige Schritte vor der Grundlinie stand. Es gibt wohl kaum einen dankbareren Ball für einen Stürmer - und es gibt kaum eine bessere Gelegenheit, seine Versagensangst zu kultivieren, indem man das Kunststück vollbringt, so einen Ball neben das Tor zu setzen. „Der war bestimmt überrascht, dass die Flanke noch durchkommt“, versuchte man sich vor mir auf der Tribüne in Entschuldigungen.

Bei Schwes´s zweitem Streich, als er, wieder völlig ungedeckt, eine Rechtsflanke an der Ecke des Fünfmeterraums direkt nahm und den Ball aufs Torwarteck drosch, konnte der Leipziger Keeper zur Ecke klären (30.). ´Okay, Mut bewiesen, weiter gehts!´ dachte sicher nicht nur ich angesichts dieser Aktion. Beim dritten Anlauf des Jenaer Stürmers (36.), endlich einen Treffer zu erzielen, schwand dann aber wohl bei vielen die Hoffnung, er könnte wirklich torgefährlicher agieren, als man es jahrelang von ihm in Jena gewohnt war. Wieder das alte Spiel, flache Eingabe zum Fünfmeterraum von rechts, diesmal zum kurzen Pfosten, Schwes wieder eher am Ball als sein Gegenspieler, das 7,32m breite Tor vor Augen und den Kopf voller Gedanken: ´Eh, wenn ich jetzt nicht treffen, dann halten mich alle für den letzten Stümper, und wenn dann im nächsten Spiel der Jovic nicht mehr gesperrt ist, dann wars dass erstmal für die nächste Zeit für mich, dann kann ich mich vielleicht mal bei der II. bewähren. Bloß nicht wieder neben den Pfosten ballern!´

Neben das Tor ging der Ball auch nicht, sondern flog in Torwarts Arme, und jetzt, jetzt konnte man das Gegrummel auch bei denen hören, die bisher gegenüber Schwes Milde walten lassen wollten: ´Ja so isser halt, der Andreas aus Sunneberch, der hat die Dinger früher nicht gemacht und der macht die jetzt nicht. Der ist ein Chancentod und der wird immer einer bleiben.´ Ein garstiger Trainer hätte nun nach dem Schild mit der „9“ gegriffen, die Schwes an diesem Tag trug, aber Steffens tat nichts dergleichen, wahrscheinlich ist er ein richtiger Softie und traut sich kaum mal, ein lautes Wort zu sagen. Oder aber er hat einen verdammt guten Riecher dafür, wann ein Spieler mit aller Macht etwas zu reißen versucht und dieser Spieler vielleicht noch die eine Chance mehr braucht, um wieder ein Erfolgserlebnis zu haben.

Und dann gabs wirklich noch ein kleines Wunder vom Paradies, denn nach einem Gewühl im Leipziger Strafraum schaffte es Schwesinger, im wievielten Anlauf auch immer, endlich den Ball ins Tor zu befördern. Es war nicht die eleganteste Art, in der man einen Treffer erzielen kann, aber wie Schwes für dieses Tor gerackert hatte und wie er trotz seines wiederholten Scheiterns zuvor gegen das Stigma des Versagers ankämpfte, dass verlieh diesem 2:0 die eigentliche Bedeutung. Nun hoffe ich, dass er sich künftig mehr zutraut und nachlegt, wenn die folgenden Partien in die Wertung gehen. Der Anfang ist gemacht und als er kurz vor der Pause in den Strafraum eindrang, seinen Gegenspieler narrte und den Lok-Torwart zur Parade zwang, zeugte das vielleicht schon von seinem neu gewonnenen Selbstbewußtsein.

Der Rest des Spiels ist schnell erzählt. Nach einer Unstimmigkeit der aufgerückten Leipziger Deckung kam ein langer Ball zu Manai, der lief ein paar Schritt aufs Tor zu und legte die Kugel ganz cool am Keeper vorbei zum 3:0 ins Netz. Kurz danach die einzige echte Torchance des gesamten Spiels für Lok, als sich bis auf Berbig, Grasser und Schwabe alle Jenaer im und am Leipziger Strafraum um den besten Platz zum Abstauben balgten und der VfB über Sadlo zum Konter ansetzte. Nach dessen Eingabe an die Strafraumgrenze verfehlte der Schuss seines Mitspielers das Jenaer Tor nur knapp (44.).

Nach der Pause erhöhte Manai bereits in der 56. Minute zum Endstand. Seinem Treffer vorausgegangen war die schönste Kombination des Spiels. Treitl und Petrowsky hatten wohl aufgeschnappt, wie sich einige ältere Zuschauer auf der Tribüne über so geheimnisvolle Dinge wie „Spiel ohne Ball“ und „Pass in den freien Raum“ unterhielten, jedenfalls fanden sich die beiden auf rechts für einen schönen Doppelpaß, Petrowsky spielte den Ball anschließend von der Grundlinie in den Rücken der Abwehr, und nachdem der Leipziger Keeper Treitls Schuss von der Strafraumgrenze nur nach vorne abklatschen konnte, hatte Manai keine Mühe mehr.

Danach schien es für Minuten so, dass Jena gegen einen immer stärker abbauenden Gegner jetzt die Lust am Kombinieren bekäme. Aber es fiel kein Treffer mehr und in der letzten halben Stunde verflachte die Partie wieder. Bemerkenswert war allein die Privatfehde, die sich erst Treitl und später Grasser mit dem Lok-Torwart lieferten, indem sie diesen mit Schüssen oder Kopfbällen aus dem Stadion zu treiben versuchten. Da auch der Rest von Jena nicht wirklich Angst und Schrecken verbreiten konnte, gelang das jedoch nicht.

Deshalb ist es für mich mehr als fraglich, ob man diese Partie als Befreiungsschlag empfinden kann. Am Freitag hätte die Mannschaft die Chance gehabt, ohne Erfolgsdruck wieder zu den ansprechenden Leistungen der Hinrunde zurückzufinden. Angesichts der hohen Zahl an individuellen Fehlern muss ich resignierend feststellen, dass bei einigen dafür offenbar das Spielvermögen fehlt. Einen Gegner wie den VfB hätte man am Freitag auseinandernehmen und fein abgepackt in Carepakete nach Probstheida zurückschicken müssen, aber dafür war der FCC selbst ohne die Last des Gewinnenmüssens und trotz eines beruhigenden Vorsprungs nicht in der Lage.

Eine Ursache dafür scheint mir die Verfassung der Reservisten zu sein. Nolls Spiel nach seiner Einwechslung kann man noch als solide bezeichnen, Maul war bemüht, aber mit den typischen Schwächen im Zweikampf, wie man sie halt von Mädchen seines Alters kennt, doch Robert Böhmes Treiben auf dem Rasen bleibt für mich ein Rätsel. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Situation im Spielerkader des FCC wirklich so prekär ist, dass er beständig Einsatzchancen erhält, und sollte es wider Erwarten doch keine Alternativen zu ihm geben, würde ich es vorziehen, wenn sich jemand mal auf den Weg zu Peter Ducke macht, um den zu fragen, ob er denn am Wochenende schon was vor hat.

Am kommenden Samstag könnte der FCC einen Schwarzen Peter ganz gut gebrauchen, denn nach den Siegen von Jenas Verfolgern an diesem Spieltag ist an der Elbe unbedingt ein Dreier fällig. Die Laubegaster spielen zwar im Augenblick nicht wie im Rausch, aber das war auch vor anderthalb Jahren nicht anders, als Jena dort zum ersten und bisher einzigen mal antrat es und für Blaugelbweiß am 5. Spieltag der Vorsaison eine böse Überraschung gab. Zwar befreite die zweite Pleite im fünften Spiel den FCC damals von der Last Frank Eulbergs, die Hypothek von sechs verlorenen Punkte aus den Anfangsspielen erwies sich jedoch als zu hoch für seine Nachfolger, um das Saisonziel Staffelsieg und Aufstieg zu erreichen. Soll dieses Unternehmen heuer abermals nicht gefährdet sein, muss der FCC an der Elbe vielleicht nicht unbedingt ein Blaues Wunder vollbringen, aber ein Auswärtssieg möchte es dann doch schon werden.

PS: Nachtrag in eigener Sache
Bevor ich heute vormittag die Nachbetrachtung des Lok-Spiels ins Netz stellte, machte ich mir aus Zeitgründen nicht die Mühe, hier im Forum nachzulesen, was am Freitag nach dem Spiel noch alles passierte. Da ich mich zu diesem Zeitpunkt schon irgendwo auf der A9 auf dem Heimweg befand, bekam ich außer der erwähnten Boxeinlage auf der Gegengeraden zum Spielende von diesen geschilderten Vorfällen selbst nichts mit. Nach dem, was ich hier im Forum zum Teil lesen musste, möchte ich mich deshalb bei allen entschuldigen, die am Freitag entweder ihren Allerwertesten hinhalten mussten oder denen Fan- und Wertsachen geraubt wurden, weil sie sich durch meine flapsige Sicht auf die Dinge vielleicht verhöhnt fühlen werden. Hätte ich gewusst, was nach dem Lokspiel noch gelaufen ist, hätte ich meine Nachbetrachtung entweder gar nicht oder nicht in dieser Form geschrieben.

In der Hoffnung, dass alle betroffenen Zeissfans sich durch das Erlebte nicht davon abhalten lassen, ihrem Verein weiter die Treue zu halten, auch beim vermutlich brenzligen Spiel gegen den HFC.

--Al Knutone


  1. Resultat wurde nach der Insolvenz des VfB Leipzig annulliert und ging nicht in die Tabelle ein.