2005/2006 22. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - Hertha BSC II 4:1: Unterschied zwischen den Versionen

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:Pallatz; Krecidlo, Samba, Bieler; Schmidt, Hoeneß, Wallschläger, Covic (79. Stachnik), Salihovic (54. Cubukcu), Altin (46. Müller); Dejagah
:Pallatz
:Krecidlo, Samba, Bieler
:Schmidt, Hoeneß, Wallschläger, Covic (79. Stachnik), Salihovic (54. Cubukcu)
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Trainer: Heine
 


== Spielbericht ==
== Spielbericht ==

Version vom 25. August 2007, 19:47 Uhr

Spieldaten
Wettbewerb Regionalliga, 22. Spieltag
Saison 2005/2006, Rückrunde
Ansetzung FCC - Hertha BSC II
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld in Jena
Zeit 04.02.2006, 14:00 Uhr
Zuschauer 2.705
Schiedsrichter Stachowiak (Duisburg)
Ergebnis 4:1
Tore
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Jena
Person
A. Maul, Hasse, Kowalik
Schmidt, Thielemann, , Anicic (56. Kühne), Ziegner, Schlitte
Hähnge (85. Sykora), Zimmermann(80. Juraschek)

Trainer: Weber


Hertha
Pallatz
Krecidlo, Samba, Bieler
Schmidt, Hoeneß, Wallschläger, Covic (79. Stachnik), Salihovic (54. Cubukcu)
Altin (46. Müller), Dejagah

Trainer: Heine


Spielbericht

Das Hallen-Tritratrallala macht einen Fußballjunkie nicht wirklich high und so fieberte ich dem Rückrundenauftakt entgegen. In meine Sorge, durch eine „Ski und Rodel gut!“-Meldung aus dem EAS könne sich mein Entzug noch um mindestens eine Woche verlängern, mischte sich allerdings auch etwas Furcht vor diesem ersten Pflichtspiel. Nicht umsonst stand der Gegner aus Berlin als auswärtsstarkes Team in der Tabelle vor Bennos Mannen. Zum Wissen um die Konterstärke der Hertha gesellten sich Zweifel an der Verfassung einer Jenaer Mannschaft, die in den letzten Testspielen gegen unterklassige Gegner vor allem defensiv nicht überzeugen konnte, ungeachtet dessen aber durch drei Offensivspieler verstärkt wurde, für deren Verpflichtung wohl nicht jeder Zeissfan das letzte Hemd gegeben hätte.

Im Blickpunkt bei den Neuen im blauen Dress stand allen voran Michael Anicic, dessen Last-Minute-Wechsel von Hessen nach Thüringen dafür sorgte, dass man auch im Jenaer Forum über den Export von Gammelfleisch debattierte. Dieser Diskussion dürfte nach Anicics Spiel vom Samstag kaum die Nahrung entzogen worden sein, denn der erste Auftritt unseres Neuzugangs lässt sich wohlwollend als eher unauffällig beschreiben. Nur gelegentlich deutete er sein Können an, so beim Pass auf Hähnge, dessen Drehschuss die erste Jenaer Chance markierte (8.). Ansonsten war nicht viel zu sehen, womit man einen Kostümwettbewerb als (Ex-)Bundesligakicker gewinnt.

Anders hingegen sah es bei Kevin Schlitte aus, dem zweiten Neuen in der Jenaer Startelf. Der maskierte sich nicht als jemand, der mal vorsichtig Regionalligaluft schnuppern will, sondern spielte mit erstaunlichem Selbstbewusstsein auf. Dass er ungemein schnell ist, wusste man vorher, dass sich diese Grundschnelligkeit mit guter Ballbehandlung paart, sah man spätestens in der 10. Minute, als er seinen Gegenspieler auf Herthas rechter Abwehrseite dumm spielte und bis zur Grundlinie durchlief. Obwohl ihm dann leider die Übersicht für einen Rückpass auf Thielemann fehlte und er gelegentlich in der Defensive nicht optimal stand, kann man sein Debüt schon fast als sensationell bezeichnen: Das ist niemand, der sich als Kindermilchschlitte vernaschen lässt!

Schlittes Leistung war nicht die einzige positive Überraschung an diesem Tag, denn der FCC drängte die Berliner von Beginn an unerwartet souverän in deren Hälfte. Und hatte Erfolg: Langer Ball von Thielemann aus dem Mittelfeld auf den links durchstartenden Ralf Schmidt, der nimmt die Kugel an der Strafraumgrenze gekonnt mit, läuft noch ein paar Schritte und netzt dann überlegt ins lange Eck ein. Feiner Fußball! Die Herthaner danach ohne Chance auf den Ausgleich, denn in die Jenaer Hälfte gelangten sie erst gar nicht. Stattdessen hilfloses Rumgebolze der Gäste vor dem eigenen Kasten, so dass man sich zuweilen die Frage stellt, ob die Defensivabteilung der Berliner vom weisen Konfusius trainiert wird. So boten sich Thielemann mit Distanzschuss, Maul mit Kopfball und Ziege mit einem Kracher an die Querlatte mehrere Chancen zu einer deutlicheren Führung.

Doch das Tor fällt auf der Gegenseite. Aus einem Befreiungsschlag der Berliner entwickelt sich ein Laufduell zwischen Hasse und Herthas Dejagah, wobei Jenas Verteidiger dank eigenem Vorsprung und angesichts des schwer zu kontrollierenden Balles die deutlich besseren Karten zu haben schien. Klare Sache also, triebe nicht in diesem Moment die schiere Entdeckerfreude FCC-Keeper Person aus seinem Kasten. Statt der großen, weiten Welt sieht Jenas Torwart allerdings nur, wie sich der optimal von Dejagah getroffene Ball über ihn ins Netz senkt. Null Chancen – ein Tor! Keine schlechte Quote für Hertha und ein Schock für Ziege und Co., denn fast gelingt es noch einem Berliner Stürmer aus einer fluchbeladenen Fußballerdynastie, mit einem Fallrückzieher kurz vor der Pause Herthas Verhältnis von Chancen und Toren in den Bereich des mathematisch Möglichen zu verschieben.

Die Zweifel über ein Jenaer Scheitern aus eigenem Unvermögen halten sich keine drei Nachpausenminuten. Dann bekommt der FCC einen Freistoß, Ziegner führt schnell aus und schickt Schlitte per Steilpass auf die Reise in eine vorbildlich verteidigerfreie Berliner Hälfte. Diesmal ist Jenas Neuer nicht nur flink auf den Beinen, diesmal hat er auch das Auge, mit einer präzisen Flanke Hähnge am Fünfmeterraum anzuspielen, dessen Tor den blaugelbweißen Anhang aus seinem traditionellen Pessimismus reißt. Der Treffer kommt einem Befreiungsschlag gleich, erst recht, als sich Torsten Ziegner Minuten später so durch die Berliner Reihen tankt wie Obelix durch römische Kohorten, sich vor dem Hertha-Strafraum den Ball auf den linken Fuß legt und derart genau auf Mark Zimmermann spielt, dass selbst ein Hobbit in Jenaer Diensten zu einem Kopfballtreffer kommt. Ein Tor, dessen Entstehung und Vollendung bei der Fernsehwiederholung im Fanhaus den blaugelbweißen Anhang streiten ließ, ob das noch 2. Bundesliga-Niveau sei oder nicht doch eher höherklassiger Fußball.

Dem ganzen Treiben auf dem Rasen wohnte mittlerweile auch die schwarze Schar auf der Tribünengegenseite bei. In der Hälfte eins war der K-Block noch gähnend leer geblieben. Allerdings ignorierten Schiedsrichtergespann und Spieler dieses Zeichen demonstrativen Liebesentzuges und besaßen die unverfrorene Dreistigkeit, die Partie trotz des Fehlens der Hauptakteure kurz nach 14 Uhr zu beginnen. Es spricht für den Großmut von Horda & Co., über diesen selbstverliebten Eigensinn der Akteure auf dem Platz hinweg zu sehen, denn nach der Pause geruhte man, das eigene Team nicht nur durch physische Anwesenheit sondern sogar durch lautstarken Support zu unterstützen. Bravo! Ohne diese Aktion würde ich wohl jetzt noch in dem weltfremden Glauben leben, die Ereignisse auf dem Rasen wichtiger zu nehmen als das, was sich außerhalb des Platzes abspielt.

Mit sinkender Temperatur wandelte sich das Grün in Halbzeit zwo mehr und mehr zur Bühne für diverse Slapstickeinlagen. Jenas Schaden musste es dabei nicht sein, dass es die Herthaner trotz des von Minute zu Minute seifiger werdenden Untergrundes unverdrossen versuchten, den Rückstand mit spielerischen Mitteln zu egalisieren oder zumindest zu verringern. Wie wenig sich das EAS als Ort fußballkünstlerischer Darbietungen eignete, zeigte sich beispielhaft an Dejagahs Freistoßversuch kurz vor Ende der Partie, als der Schütze zum zwischenzeitlichen Berliner Ausgleich aus zentraler Position gut 20 Meter vorm Jenaer Strafraum anlief, sein Zauberbällchen aber in Richtung Nordkurve hoppelte, während der Hertha-Stürmer mit einer Arschbombe symbolisch die Untauglichkeit der Berliner Taktik demonstrierte. Wie einfach es gehen kann, bewies auf der Gegenseite Fiete-„Mister Effizienz“-Sykora, als er in der Schlussminute einen, nennen wir es mal nicht verunglückten Torschuss sondern scharfen Pass, des ebenfalls eingewechselten Toni Juraschek annahm und freistehend ins lange Eck verwandelte.

Mit diesem 4:1 machten Webers Mannen den Grad ihrer Überlegenheit auch in Toren sichtbar, und das in einer Partie, der ich vor Anpfiff wegweisenden Charakter für den Verlauf der Rückrunde zusprach. Gegen die spielstarken Herthaner hielt ich eine Heimniederlage für alles andere als unwahrscheinlich, was vielleicht für den FCC bedeutet hätte, perspektivisch in die Tabellenregion abzurutschen, in welcher der Auswärtsschreck vom Steigerwald beheimatet ist. Ein Remis erschien mir am wahrscheinlichsten, auf einen Heimsieg hoffte ich insgeheim, ohne ihn wirklich zu erwarten. Nicht einmal zu träumen traute ich mir, dass der Erfolg gegen die Berliner so deutlich ausfallen würde, und schon gar nicht, dass er auf eine spielerisch so überzeugende Art zustande käme. Die Hoffnung auf ein kleines Jenaer Fußballwunder ist nach diesem Match bei mir neu entfacht!

--Al Knutone 0:47, 6. Feb. 2006