2005/2006 37. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - Fortuna Düsseldorf 2:3: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 15. Dezember 2007, 14:15 Uhr

Spieldaten
Wettbewerb Regionalliga, 37. Spieltag
Saison 2005/2006, Rückrunde
Ansetzung FCC - Fortuna Düsseldorf
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld
Zeit 20.05.2006, 14:00 Uhr
Zuschauer 12.127
Schiedsrichter Schössling (Leipzig)
Ergebnis 2:3
Tore
  • 0:1 Feinbier (19.)
  • 1:1 Ziegner (37.)
  • 1:2 Podszus (51.)
  • 2:2 Zimmermann (58.)
  • 2:3 Pusic (81.)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Jena
Christian Person
Stefan Kühne, Holger Hasse (48. Toni Wachsmuth), Alexander Maul
Tobias Werner, Ralf Schmidt, Ronny Thielemann, Torsten Ziegner (65. Kais Manai), Fiete Sykora
Mark Zimmermann, Sebastian Hähnge (71. Daniel Zaccanti)

Trainer: Heiko Weber


Düsseldorf
Deuß
Cakir, Steegmann, Heeren, Dirk Böcker
Lamertz, Cebe, Wolf, Canale (60. Albertz)
Feinbier, Podszus

Trainer: Weidemann

Spielbericht

„NIE MEHR NACH ERFURT, WIR FAHREN NIE MEHR NACH ERFURT!“ Die Hintergrundmusik der Zeissfans beim Bericht des Thüringenjournals über den Jenaer Aufstieg machte nur eine der positiven Folgen des Spiels vom Samstag deutlich, auch wenn das Ergebnis aus Wattenscheid zeigte, dass man am Steigerwald offenbar gewillt ist, den Vize-Rang in Fußball-Thüringen mit Händen und Klauen gegen den zu erwartenden Angriff unserer zweiten Mannschaft zu verteidigen.

Das 5:1 der Erfurter blieb nicht der einzige kleine Wermutstropfen an diesem Festtag des Thüringer Fußballs. Den Zweitligaaufstieg ausgerechnet nach der meistbeklatschten Jenaer Heimniederlage zu feiern, hinterließ bei mir und wohl auch anderen eine eigenartige Stimmung im EAS: Nichts da von dieser Welle überschwänglicher, fast kindlicher Begeisterung, die nach dem Sieg über Neuruppin im Vorjahr durchs Paradies schwappte und sich schließlich über die ganze Stadt ergoss. Kaum Euphorie; der Jubel wirkte verkopft: „Geile Saison!“, „Mensch, wirklich ein Durchmarsch!“, „Sensationelle Leistung!“ Jenas Wiedereinzug in die Bundesliga wird zwar rational erfasst, doch im Empfindungsbewusstsein zeigt er kaum Spuren. Vielleicht wird es noch Tage und Wochen brauchen, bis wir wirklich begreifen, wovon wir in dieser Saison Zeuge wurden. Vielleicht müssen wir erst den neuen Spielplan in den Händen halten, um dann schwarz auf weiß zu sehen, dass dort wirklich steht: Jena gegen 1. FC Köln. Nicht Köln II.; nein, Jena spielt gegen den großen FC. Es geht nach Müngersdorf, nicht ins Südstadion.

Vielleicht ließ aber auch das Spiel gegen die Fortuna bei vielen die Ahnung aufkommen, dass die Zeit vorbei ist, da wir vornehmlich in der Rückrunde ein Wunschkonzert sondersgleichen erlebten, bei dem Spiele wie gegen Essen, St. Pauli oder in Kiel und Erfurt zu Schlagern unserer Wahl wurden. Die Niederlage gegen Düsseldorf kündigte sich früh an, denn die Gäste zeigten über weite Strecken der Partie sehr guten Fußball und präsentierten sich spieltechnisch und –taktisch um Längen besser als etwa der VfB Lübeck in der Vorwoche: Ballsichere Kombinationen, gutes Flügelspiel – das war das Rezept, um Jenas Abwehr in Verlegenheit zu bringen. Nachdem Fortunas Podszus in der 9. Minute noch aus Nahdistanz an Person gescheitert war, klingelte es dann nach zuvor 700 Minuten ohne Gegentor mal wieder im Jenaer Kasten. Torschütze mit einem unhaltbaren Freistoßhammer aus 20 Metern war Marcus Feinbier, dessen wiederholtes schändliches Treiben in Jena einen radikalen Zeissfan in die Abstinenz treiben könnte.

Mit diesem Tor für Fortuna war der schlafende Hund allerdings geweckt. Hähnges Schuss, den Deuß im Fortunator erst im Nachfassen klärte, war ein erstes Kläffen. Dann zeigte Zimmermann die Zähne, konnte aber im letzten Augenblick noch geblockt werden, eh Tobias Werner mit einem Flugkopfball knapp über die Latte zum ersten mal richtig zuschnappte. Die blaugelbweiße Meute hatte nun Witterung aufgenommen, dabei jedoch Glück, dass dem frei durchlaufendem Wolf im Fortunentrikot der Ball bei einem Konter kurz vor dem Jenaer Strafraum noch versprang. Doch schon im Gegenzug gab es Freistoß für Carl Zeiss, fast genau auf der Strafraumgrenze. Eine Sache fürs Alphatier Torsten Ziegner, der sich den Ball in zentraler Position zurecht legte, während sich vor ihm ein Düsseldorfer Rudel zur Mauer aufbaute, in die sich einige Blaugelbweiße einschlichen. Ziegner lief an und drosch den Ball genau aufs rechte Eck, wo der Fortunenkeeper stand, der sich danach über einen frisch gezogenen Scheitel freuen konnte.

Der überfällige Ausgleich sorgte für das erste Stimmungshoch auf dem Rasen und den Rängen. Nun ging richtig die Post ab in der rappelvollen Südkurve, abgesehen von der gähnend leeren Pufferzone zum A-Block der Tribüne hin, die nicht geöffnet wurde, weil es offenbar an solch ausgefallenen Spezialwerkzeugen fehlte wie einer Handvoll Maulschlüsseln. Ungeachtet dieses Ärgernisses war es eine Wohltat für Auge und Ohren, die alte Heimstätte der Zeissfans wieder in blaugelbweißer Hand zu sehen, statt wie sonst meist spärlich besetzt oder gähnend leer, oder, schlimmer noch, wie beim Thüringenderby geschändet durch Horden ungestalter und übelriechender rot-weißer Orks. Zur aufgeladenen Atmosphäre trugen die Düsseldorfer unfreiwillig ihren Teil bei, denn als sich Tobias Werner für einen Jenaer Einwurf mit Nachdruck den Ball von einem Fortunen holen wollte, viel dieser um und wälzte sich so auf dem Boden, als habe er beim letzten Düsseldorfer Gastspiel an der Ostsee zu intensiv mit toten Schwänen am Strand gespielt. Kurz nach dieser Szene, für die Werner Gelb sah, revanchierten sich die Fortunen in Person von Ahmed Cebe, bei dessen Temperament und Statur ich den Verdacht habe, dass sich seine Ahnenreihe vor nicht allzu vielen Generationen von der Linie des Zwergpinschers abgespalten hat.

Schiedsrichter Schössling aus Leipzig hatte nun gut zu tun, die hitzigen Gemüter zu beruhigen und zog hier ebenfalls Gelb. Die Vorpausendruckphase des FCC brachte zwar keinen weiteren Treffer für die Blauen, nährte aber die Hoffnung, dass es genauso in der zweiten Halbzeit weiter gehen könne. Doch diese Hoffnung trog, denn wie schon in Hälfte eins war die Fortuna zu Wiederbeginn das bessere Team und nachdem Podzus in der 49. Minute noch die abermalige Düsseldorfer Führung verpasste, machte es derselbe Spieler kurz darauf besser, wobei er von der Unentschlossenheit der Jenaer Defensive profitierte, denn die hatte von Abwehrarbeit wohl den Kanal voll und ließ Canale frei, so dass der Fortune in den Strafraum eindringen und unter Bedrängnis für seinen Mannschaftskollegen auflegen konnte.

Aber auch jetzt kam es zur Parallelität der Ereignisse, denn der FCC fing sich sofort wieder und drängte auf das 2:2. Diesmal mussten die Jenaer Fans nur 7 Minuten warten, dann sahen sie den schönsten Angriff des Spiels. Bei der ersten blaugelbweißen Welle hielt der Düsseldorfer Deich noch, doch der Ball schwappte zurück auf Fiete Sykora, der das Leder unter Bedrängnis behauptete und butterweich in den Fortunen-Strafraum flankte, so dass Hähnge seine Eingabe direkt nahm und scharf in den Fünfmeterraum drosch, wo Zimme einlief, der Mann mit den Aufsteigergenen, und den Ball aus Nahdistanz mit dem Kopf in die Maschen hämmerte. Es war der Moment, an dem sich auf der Tribüne die erste Bierdusche ergoss und ich, meine Chronistenpflicht vernachlässigend, Stift und Zettel beiseite legte, um mit einzustimmen in den tausendfachen Chor: „Wir steigen auf!“ Längst hatte die Kunde vom 1:3 Rückstand der Lübecker in Kiel die Runde gemacht, auch auf der FCC-Bank, wo es sich Heiko Weber leisten konnte, seinen Kapitän Torsten Ziegner und den besten Jenaer Saisontorschützen Sebastian Hähnge früh vom Feld zu nehmen.

So vergingen die letzten Minuten zwischen Triumphgesängen und La-Ola-Welle. Leider gelang den Blauen nicht mehr das Sahnehäubchen eines 3:2 Siegtreffers für Jena, obwohl sich noch zwei Riesenmöglichkeiten dafür boten, so für Sykora bei seinem Flachschuss aus kurzer Distanz und Zimmermann mit einem knapp neben dem Tor landenden Heber über den Fortunenkeeper. Im Gegenteil: Jenas Defensive, die in den Abwehrschlachten bei HSV II. und in Lübeck noch durch höchste Konzentration und taktische Disziplin glänzte, ließ sogar noch das Düsseldorfer 3:2 zu. Doch zu diesem Zeitpunkt war längst bekannt, dass Lübeck 1:4 hinten lag, und so konnten sich alle, die noch ein Hemd trugen, das gewebt war aus Zweifel und Skepsis, das Teil vom Leibe reißen und stattdessen stolz aller Welt ihr „Aufsteiger 2006“-Shirt zeigen:

Und so dampfte Jena gen Liga zwo
und wir zählten die Minuten bis Buffalo
nur dass es nicht brannte bei uns, lichterloh
sondern wir sangen, frei und froh
von den Zeiten, die kommen werden
und dass sie dann ziehen, die Thüringer Herden
gen Betze, gen München und auch gen Kölle
und was immer dann kommen wölle:
Wir werden unsere Helden immer lieben,
die heuer ein Fußballmärchen schrieben
und uns, die wir oft am Verzweifeln waren,
in all den verfluchten, bitteren Jahren,
die Hoffnung lehrten, nie aufzugeben,
nicht heute, nicht morgen, niemals im Leben!

Danke an Alle, die dem Verein auch in seinen bittersten Stunden die Treue hielten und die diese grandiose Saison erst möglich machten!

--Al Knutone 15:03, 22. Mai 2006