2006/2007 NOFV Oberliga Süd 10. Spieltag: FV Dresden-Nord - FC Carl Zeiss Jena II 0:2

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Spieldaten
Wettbewerb NOFV-Oberliga, Staffel Süd, 10. Spieltag
Saison Saison 2006/2007, Hinrunde
Ansetzung FV Dresden-Nord - FC Carl Zeiss Jena II
Ort Stadion Jägerpark in Dresden
Zeit Sa. 28.10.2006 14:00 Uhr
Zuschauer 143
Schiedsrichter Marco Schibull (Templin)
Ergebnis 0:2 (0:1)
Tore
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Dresden
Alexander Moritz
Christoph Klippel, Knut Michael, Jens Georgi, Sebastian Hecht (46. Benno Göschick), Elvir Jugo, Martin Kolan, Sascha Pfeffer (80. Ivo Kostadinov), Mario Scholze, Marcel Coutois de Hurbal (72. Benno Töppel), Rico Hanke

Trainer: Tino Gaunitz

Jena
Daniel Kraus
Patrick Leutloff (68. Tim Wuttke), Marco Riemer, Ralf Schmidt, Lovre Vulin, Toni Wachsmuth, Tobias Wendler, Toni Jurascheck, David Schimmelpfennig (88. René Heger), Dmytro Shlyakhta, Petar Jelic (79. Patrick Wunderling)

Trainer: Michael Junker


Spielbericht

Samstags im Park

(Freude auch an „kleinen“ Siegen)

Das Schöne am Fußball ist ja, er funktioniert nach einem ganz einfachen Prinzip: Sind zwei Teams auf dem Platz und eines davon trägt den ruhmreichen Namen FC Carl Zeiss, gibt es kein Halten mehr – die Endorphine feiern ne Party und das Adrenalin begibt sich auf große Körperreise … Support unausweichlich, egal ob in einer Arena, auf dem Sportfeld oder wie heute in einem Jägerpark, egal ob mit 13.000; 6.500 oder 16 Gleichgesinnten …

Einer spontanen gestrigen Verabredung mit „norman“ folgend, ging’s heute also gemeinsam nach Dräsdn Nord um unsere Zweite zu bewundern. (Zauderer Yorick bevorzugte dann doch lieber einen Trip nach Halle und wurde für diese „kluge“ Entscheidung mit 20 Kilometern Stau belohnt. Hingebungsvoll haben wir beide ihn, staufrei nach Dresden rauschend, zutiefst bemitleidet!) Anfangs gab’s noch etwas Unsicherheit wegen des Spielortes, denn gewisse Navi-Systeme kennen unter dem Suchbegriff „Sportstätte“ keinen „Jägerpark“ und außerdem brachte der telefonisch um Hilfe gebetene Al Knutone noch die Spielstätte „Wurzener Straße“ ins Spiel. Aufklärung brachte erst ein Blick in die Dresdner Neuesten Nachrichten und dann fiel auch die Überlistung des Navis leicht.

Man parkt sein Auto am Rande einer idyllischen Kleingartenanlage und erkennt dann beim ersten Blick ins unendlich weite und leere Stadionrund, dass der Parkraum mit seinen ca. 25 Parkplätzen doch reichlich überdimensioniert ist. Begleitet wird man auf dem Weg zum Eingang von einem netten Pensionisten, geschmackvoll von der Mutti mit FSV-Schal und –Kappe rausgeputzt. Allerdings sammelt der Gute auf ca. 100 Metern gemeinsamen Weges Trillionen Pluspunkte! Immerhin reicht ihm exakt diese Wegstrecke, um uns inbrünstig zu erklären, warum Dynamo ein Sche*ß-Verein ist, der auf Kosten aller anderen Vereine Dresdens lebe und weshalb man die Spiele dieser „Verbrechertruppe“ (Original-Zitat) nicht besucht, zumal die Stadt schon wieder Millionen zu deren Gunsten versenken wolle …

Ein erster Blick in den Park vermittelt den Eindruck, als würden sich auf der Terrasse eines Altenstifts die Spaziergänger zum gemeinsamen Wochenendplausch über längst vergangene Heldentaten treffen. Nur ein kleines grünes Bänkchen ist schon von der „kaiserlichen“ Fußballfamily okkupiert. Per Zweitblick erkennt man dann einen „kesselähnlichen“ Ground mit artig geschnittenem Rasen rundherum und einem für ca. 350 Gäste formidabel ausgebauten „Gästeblock“. Dort ist alles da, was das Herz an provinzieller Geborgenheit erwartet: 1 Ordner, 1 Dixi und 1 Imbiss mit Fischbrötchen, Bockwurst, Wienern und allerlei Trinkbarem.

Während sich die Helden des Nachmittages sportlich zu erwärmen versuchten, begann unsere Auswärtsstreitmacht sich auch schon ein wenig einzusingen und noch konnte keiner ahnen, dass dies bald in einen ca. 80-minütigen, durchgängigen Strauß bunter Fan-Melodien übergehen sollte … Neben unserem FSV-Hardcore-Opi und hinter einen putzigen FSV-„Zauni“ hatten sich derweil zwei sangesfreudige Sachsen postiert, die uns mit so ungeheuer witzigen Textzeilen wie „Carl Zeiss Erfurt!“ eine Freude bereiten wollten. Als gutgelaunte Gäste applaudierten wir artig ob dieses großartigen Einfalls!

Die Akteure betraten den Rasen über eine Art Showtreppe, dies schien uns für die Eleven des Weißen Balletts aber durchaus angemessen. Bei Anpfiff legten wir noch einige Dezibel zu und so mancher der Unseren schien davon etwas irritiert. Von Anfang an zeigten die Jenaer, wer Herr im Jägerpark sein würde. Dresdner Angriffe wurden resolut beendet und sofort in eigene umgewandelt. Schnelles Spiel in die Spitze war die Devise. Der jeweils auf der Jenaer Angriffsseite stehende Assi hatte daher allerdings auch Schwerstarbeit beim Abseitswinken zu leisten. Nach neun Minuten wurde die Resolutheit unserer Nachwuchstruppe belohnt und Schlachta traf ebenso trocken wie knallhart aus 16 Metern ins Eckige. Versuchten die Einheimischen den Ball Richtung unseres Tores zu befördern, hatte dies in der Regel kaum Erfolg, da unsere Defensive absolut souverän wirkte und vor allem Vulin jegliche Dresdner Bemühungen im Keime erstickte. Kam doch mal was durch, war Kraus stehts absolut sicher Herr seines Strafraumes. Hervorzuheben sei noch Schmidt, dem keinerlei Bockigkeit anzumerken war und der somit unumstrittener Herrscher des Geschehens wurde. Jeder einzelne Jenaer war seinem Gegenspieler technisch und in puncto Schnelligkeit deutlich überlegen und ließ diesen das auch spüren. (Kritik: dann muss man so’ne Truppe aber auch schon mal in 45 Minuten abschießen!) Ein derart entspannter Spielverlauf gab uns daher die Gelegenheit, die aktuellen Jenaer Fan-Charts salbungsvoll darzubieten. Aber auch die von „nano“ & Begleitung kreierten Neuschöpfungen wurden schnell akustisch umgesetzt.

HZ 2 begann etwas kribbelig, immerhin führte eine kurze Denkpause der rechten Jenaer Abwehrseite zum (berechtigten) Elfer für Dresden. Dass der Ausgleich zu dieser Zeit völlig unverdient gewesen wäre, erkannte auch der Dresdner Scholz und so entschied er sich, den Strafstoß mit einem alten Hit von Reinhard May zu unterlegen: „Über den Wolken …“ Faire Geste, Herr Scholz. Derartiger Sportsgeist sollte belohnt werden. Also war es an der Zeit für den Wechselgesang von Gerade und Tribüne. Angestimmt mit einem „Heeehhh, Uwe!“ hallte jetzt „JEEENAAA! – „JEEENAAA!“ durch den Park, wie man es so wohl nie wieder hören wird. Mit der Kraft der zwei Herzen hat unser Kaiser sein bestes gegeben und es war ebenso skurril wie herrlich. Derart inspiriert, netzte Schimmel zum 0:2 ein und fortan war es eine Freude, unseren Jungs zuzusehen. Der Ball lief, das Team ackerte und keiner ließ sich hängen. Dresden hatte man im Griff. In einem derart prall gefüllten Stadion ist es übrigens auch sehr amüsant zu vernehmen, wenn Schimmelpfennig von seinen Kameraden zum Kopfball aufgefordert wird: „Hoch, Schimmel!“ Nun war es Zeit, auch mal ein paar Zeiss-Oldies zu trällern und einer der Höhepunkte war wohl die mehrere Minuten lang aufgeführte „Ja, den FC Carl Zeiss Walzer tanzen wir!“-Performance in der untergehakten Version. Auch auf das Wismut-Spiel wurde sich eingestimmt: „1-2-3! Die Freundschaft ist vorbei!“ erwies sich dabei als ausgesprochen hitverdächtig.

Noch ein paar Worte zu den „Flaggschiffen der Zweiten“: Kraus war stets Herr der Situation, strahlte Ruhe und Sicherheit aus und bildete somit einen sicheren Rückhalt. Vulin war in HZ 1 eher zurückhaltend, taute im zweiten Abschnitt auf und wurde zum Ende des Matches Dank seiner Physis und Schnelligkeit Verteidiger, Mittelfeldspieler und Außenstürmer in einem. Zweitligareif? Dennoch schwer zu sagen. Jelic zeigte, dass er im Moment ein allenfalls durchschnittlicher OL-Spieler ist. Rieb sich in Zweikämpfen auf, von denen er einfach zu viele verlor. Hatte auch noch Pech, dass seine beste Szene in HZ 2 einer falschen Abseitsentscheidung zu Opfer fiel. 2. Liga? Nö, heute überhaupt kein Thema. Schmidt spielte ohne Dünkel mit vollem Einsatz, gewann fast alle seiner Zweikämpfe, war offensiv und defensiv gleich stark und leistete sich im ganzen Spiel nur einen einzigen Abspielfehler. Der Chef auf dem Platz! Kann man sich auch in der Ersten vorstellen.

Fazit: Eine sehr engagierte und spielerisch erfreuliche Partie unserer Jungs, denen der Spaß am Fußball deutlich anzumerken war. (Allerdings war der FSV auch reichlich dünne …) Es war heute wirklich eine Freude, dabei zu sein. Unseren Dank erfuhren sie dann entsprechend auch nach Abpfiff am Zaun.

Insgesamt eine lohnenswerte Fahrt mit enorm hohem Spaßfaktor, die alle Anwesenden mit besten, sicher lang anhaltenden Erinnerungen heimreisen ließ. Wer Zeit, Lust und Laune hat, sollte sich diese Jungs gelegentlich ansehen. Sie haben es wirklich verdient!

P.S. Man kann nach einem 60-Meter-Solo, vorbei an 5 Gegenspielern und einem ausgemurmelten Dresdner Torwächter, 10 Meter frei vorm Tor stehend, den Ball ruhig selbst in eben jenes schieben und muss nicht nochmals abspielen … (Einfach mal Fiete fragen!)

--Kopfnuss 21:39, 28. Okt 2006 (CEST)