2006/2007 Vorbericht: MSV Duisburg - FC Carl Zeiss Jena

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Saison 2006/2007

2. Bundesliga - Vorbericht - 14. Spieltag

Das erste Mal –und jetzt das Rückspiel

Eine nostalgische Spielvorschau

Am Freitag werden dank fanunfreundlicher Ansetzungszeiten seitens Arena/DFL wieder mal etliche Zeiss-Anbeter davon abgehalten, ihren Göttern in den tiefen Westen zu folgen. Naja, nicht so schlimm, werden viele sagen, was soll ich schon im Pott bei diesen Grauen Mäusen?

Für mich wird der MSV Duisburg immer ein schillernder Verein bleiben …

In der Saison 1975/1976 habe ich als 13-jähriger meine ersten EC-Spiele live im Paradies gesehen (Benfica / OM / Mielec) und konnte auch in der Saison 77/78 mit Altay (Trocha-Tor!!!), RWD, Standard und SEC absolute Top-Stars im EAS bewundern.
Aber dann kam der Herbst 78!
In Runde 1 vernaschten die Jungs um Sprotte und Matz Vogel Belgiens Vertreter Lierse SK. Es folgte die Auslosung und der FCC erwischte im Topf den MSV aus dem Pott. Ein Bundesligist! Was heute selbstverständlich erscheint, verschaffte mir damals einen wohligen Schauer. Meine Helden würden gegen eine „Westmannschaft“ spielen, unglaublich! Namen, die mir sonst nur Samstag für Samstag der gute Ernst Huberty präsentierte, würde jetzt Rolf Weidner verlesen und ich mittendrin – statt bei der Sportschau nur dabei. So war das eben in den Siebzigern, diese so genannten „deutsch-deutschen“ Duelle waren etwas ganz Besonderes. Jahr für Jahr hoffte man auf ein solches Match.

Aber dann das: war das Ergattern von EC-Karten bis dahin auch für einen im Bezirk Halle lebenden FCC-Fan noch relativ problemlos, ging nun gar nichts mehr. An Karten war einfach nicht ran zu kommen. Aber zum Glück waren ja Herbstferien. So verbrachte ich den Abend zuvor bei meinen Großeltern in Apolda, nahm am Spieltag den 8:00 Uhr Bus nach Jena und würde schon noch irgendwie an eine Karte kommen. Als ich mich gegen 9:00 Uhr via Paradies dem EAS näherte, begegnete mir ein Trupp Bauarbeiter und als die Jungs mich in meinem braunen JuMo-Parka und dem BlauGelbWeißen Schal (ja, der den ich gegen den SCF wieder vorgeholt habe!) sahen, musste ich mir ob der Uhrzeit so manchen heftigen Spruch anhören. Störte mich aber nicht, ich brauchte eine Karte, egal wann, wie und woher.

Ich weiß nicht, wie viele Runden ich schon um das Stadion gedreht hatte, aber irgendwann um die Mittagszeit sah ich Detlev Zimmer am Saale-Eingang. Vielleicht konnte der mir ja helfen. Auf meine Frage, ob er denn wisse, wo ich noch eine Karte her bekäme, schaute er sich kurz um und antwortete dann: „Ja, von mir.“
Zuerst glaubte ich an eine akustische Täuschung aber dann griff er tatsächlich in die Innentasche seines Sakkos. Was ich jetzt sah, führte fast auch noch zur Erblindung. Einen ganzen Stapel von Karten (Tickets sagte damals noch kein Mensch) hielt er jetzt in der Hand. Gleich würde ich eine haben, jaaaaaa! Doch halt, da kannte ich DZ aber schlecht. „Macht 30 Mark!“, glaubte ich zwar zu hören, wollte es aber nicht so recht wahr haben. Als er den Preis jedoch knallhart und lächelnd wiederholte, zückte ich meine schmale Schülerbrieftasche und tauschte meine gesamte Barschaft gegen die Eintrittskarte mit der Nummer 08245 – offizieller Preis: 5,10 Mark (einschließlich Sportfonds). Nach den 7 Stück gegen den SEC Bastia war dies das zweite Mal in meinem Leben, dass mir DZ nicht so wirklich sympathisch war. Aber ich hatte die ersehnte Karte und fand in meiner Hosentasche noch 2 Mark, Bockwurst und Limo waren also gesichert und nach Apolda würde ich eben zurück laufen, was soll’s!?

Ich weiß noch, dass ich es damals irgendwie als etwas Besonderes ansah, als echte blau-weiße „West“fahnen im Gästeblock wehten und ich live „unter der Uhr“ dabei war, als Rolf Weidner diese Namen durchs RFT-Mikrofon säuselte:
MSV: Heinze, Bregmann, Jakobs, Fenten, Dietz, Dronia (Grillemeier), Weber Brocker, Worm, Jara, Alhaus (Fruck), (Trainer war Rolf Schafstall, der ja vor einiger Zeit eines der peinlichsten DD-Kapitel schrieb.)
FCC: Grapenthin, Schnuphase, Brauer, Weise, Kurbjuweit, Krause, Lindemann, Sengewald, Töpfer (Neuber), Raab (Trocha), Vogel

Ansonsten erinnere ich mich noch daran, dass wir das Tor der Duisburger pausenlos berannten und ganz klar das bessere Team waren. Angriff auf Angriff lief auf’s Duisburger Tor zu und ein Treffer schien nur eine Frage der Zeit. Ich weiß nicht, wie viele Chancen sich Vogel, Töpfer, Lindemann & Co boten – aber wahrscheinlich fing ich damals an zu ergrauen. Ganz egal, was unsere Jungs auch anstellten, Torwächter Heinze war an dem Tag in Weltklasse-Form und holte auch wirklich jedes Ding raus. Von Worm oder Jara war an jenem Mittwoch nichts zu sehen.War mir aber egal, wusste ich doch jetzt, dass es die Jungs von den Hitschler-Sammelbildern auch als reale Fußballer gab. Das Rückspiel gab’s dann wieder live in schwarz-weiß im Fernsehen der DDR. Auch da waren wir gut drauf und Lindemann hätte das Ding in der 90. klar machen müssen: einen indirekten Freistoß im(!) MSV-Straufraum wollte er aber elegant heben, statt seinen gefürchteten Hammer raus zu holen. Verlängerung, Dietz, Jara, Fruck, 0:3, Mist!!!

Ich mag es nicht genau zu beurteilen, aber ich denke, dies war eine der stärksten Mannschaften, die der MSV, unter seinem alten Namen Meidericher SV immerhin Gründungsmitglied der Bundesliga, je beieinander hatte. Später fand ich dann Schimmis Abenteuer in Duisburg immer irgendwie interessanter als Spiele des MSV und erinnere mich dabei besonders einer Episode, in der Dietmar Bär den Chef einer Fan-Gang spielte (und Schimmi lag dabei nackt im Mittelkreis des Wedau-Stadions).

Ansonsten fallen mir nur noch einige Spieler ein, die gelegentliche Farbtupfer in's Dasein der Zebras brachten. Natürlich Bernhard Dietz, der es für den MSV und S04 auf sagenhafte 495 BL-Einsätze brachte und als Trainer immer dann scheiterte, wenn er den MSV verließ. Tomasz Hajto, der später zu S04 wechselte und dort wegen des Schmuggels von 110 Stangen Zigaretten zu einer Geldstrafe von 180.000 € verurteilt wurde. Interessant auch, dass Paul Steiner zu seiner Zeit beim MSV sein erstes und einziges Länderspiel gemacht hat und dabei gleich 2 Rekorde aufstellte: er hatte zuvor immerhin schon 348 BuLi-Spiele auf dem Buckel und war mit 33 der älteste Debütant (M. Max war auch 33 und sogar noch einige Tage älter). Witzig auch, dass es zwei MSV-Torhüter gibt, die genau ein einziges Spiel in der 1. Liga absolviert haben, Sven Beuckert (2005)und Carsten Crämer (2000). Vom SV Hilden-Nord kommend, schaffte es Michael Tarnat übrigens direkt in die 2. Liga beim MSV und legte dann ja noch ne recht ordentliche Karriere hin. Sicherlich einer der auffälligsten MSV-Kicker der jüngeren Vergangenheit war Peter Közle, mit dem der MSV Mitte/Ende der Neunziger nochmals paar richtig gute Jahre hinlegte. Tja, und dann war da ja noch Norbert Meier mit seiner Kopfnuss (6. Dezember 2005 gegen Streit) – aber dazu sag ich erst mal nix.

Am Freitag sieht man sich also wieder. Und da es bei mir bis jetzt noch nie mit einem Fußball-Besuch an der Wedau geklappt hat, kommt so etwas wie Rückspielstimmung auf – hat ja wirklich lange gedauert. Hoffen wir mal, dass unsere Jungs keinen Bock mehr auf Karlsruhe- oder Aue-Auftritte haben. Den verdienten Sieg gegen Freiburg gilt es zu veredeln. Ich freu mich drauf!
Der Schal von 78 ist natürlich wieder dabei!

Allez! Carl Zeiss, Allez!

--Kopfnuss 23:00, 21. Nov. 2006 (CET)


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