2008/2009 16. Spieltag: Stuttgarter Kickers - FC Carl Zeiss Jena 0:3: Unterschied zwischen den Versionen

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: Manuel Salz  
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: Thorsten Reiß, [[Marcel Rapp]] (64. Orlando Smeekes), Markus Ortlieb, Jens Härter  
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: Benedikt Deigendesch{{GK}} (55. Dirk Prediger)
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: Josip Landeka, Bashiru Gambo, Sascha Traut
: Josip Landeka, Bashiru Gambo, Sascha Traut
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Trainer: [[René van Eck]]
Trainer: [[René van Eck]]


== Spielbericht ==
== Spielbericht ==

Version vom 25. Juni 2009, 20:38 Uhr

Spieldaten
Wettbewerb 3. Liga, 16. Spieltag
Saison Saison 2008/2009, Hinrunde
Ansetzung Stuttgarter Kickers - FCC
Ort Gazi-Stadion in Stuttgart
Zeit Sa. 22.11.2008 14 Uhr
Zuschauer 3.440
Schiedsrichter Babak Rafati (Hannover)
Ergebnis 0:3
Tore
Andere Spiele
oder Berichte


Aufstellungen

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Stuttgart
Manuel Salz
Thorsten Reiß, Marcel Rapp (64. Orlando Smeekes), Markus Ortlieb, Jens Härter
Benedikt Deigendesch (55. Dirk Prediger)
Josip Landeka, Bashiru Gambo, Sascha Traut
Angelo Vaccaro (64. Marco Tucci), Michael Schürg

Trainer: Edgar Schmitt

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Jena
Carsten Nulle
Amadeus Wallschläger, Robert Müller, Tim Wuttke(46. André Schembri), Ralf Schmidt
Marco Riemer
Carsten Sträßer (88. Dominik Eggemann), René Eckardt, Niels Hansen, Nils Petersen (77. Salvatore Amirante)
Sebastian Hähnge

Trainer: René van Eck

Spielbericht

Verwandlungskünstler

(Eine starke 2. Halbzeit sichert dem FCC drei Punkte in Stuttgart)

Schlimmes war zu befürchten. Was hatten die Medien in den letzten Tagen nicht alles versucht, um die Fans des FC Carl Zeiss Jena von einer Fahrt zum Auswärtsspiel nach Stuttgart abzuhalten!

Gebetsmühlenartig verkündeten sie in gleichgeschalteter Einmütigkeit, über Deutschland würde ein winterliches Inferno hereinbrechen, unter dessen Schneemassen wohl jegliches zivilisiertes Leben zusammenbrechen würde. Gleichzeitig würde das dramatische Absinken der Temperaturen einen Vorgeschmack auf den in Bälde bevorstehenden Weltuntergang liefern. Gestern, auf der Fahrt nach Stuttgart und zurück wurde dann die ganze Dreistigkeit dieser medialen Hetze offenbar. (Fast)Nichts vom Vorhergesagten trat ein, die Autobahnen zwischen Thüringens Fußballhauptstadt und der sogenannten Schwabenmetropole waren zügig und sicher befahrbar, links und rechts des Weges sorgte weißer Zuckerguß nur für einige optische Leckerbissen. Verantwortliche, Fans und Anhänger des FCC sollten sich umgehend zu aufsehenerregenden Aktionen zusammenfinden, um den Wettervorhersage-Lügnern und Hetzern bei BLÖD, MDR, aber auch in den überregionalen Medien zu sagen: So nicht! Mit solchen Wettervorhersagen macht ihr unseren Sport kaputt! Geklärt werden sollte auch die schändliche Rolle des DFB, der die Wettervorhersagemedien auf verschlungenen Pfaden bestimmt instruiert hat, die Situation im Osten als besonders dramatisch zu prognostizieren. Auf diesem Wege sollte sicher erreicht werden, daß all die sogenannten Jenaer „Problemkinder“ lieber in den städtischen Vorweihnachtshöllen verweilen und sich an überall herumstehenden Bretterbuden aufgekochte Tetrapack-Rotweine reinziehen.

Aber der groß angelegte Plan schlug fehl. Am Ende hatten es sich rund 650/700 standhafte FCC-Fans nicht nehmen lassen, allen Widrigkeiten zum Trotz ihre Lieblinge in die schwäbische Provinz zu begleiten – sie sollten es am Ende auch nicht bereuen!

Als unsere dreiköpfige Reisegruppe am Rande des Waldau-Stadions eintraf, warteten dort schon die üblichen Verdächtigen aus dem süddeutschen Raum, verstärkt mit einem über Europas Autobahnen vagabundierenden Zwiebeltransporteur, aber auch all die anderen unbeugsamen Paradiesvögel. Was lag näher, als sich also kurz darauf mit 5 m/s in 150 Meter Höhe zu begeben, für wenige Minuten dem eisigen Sturm die Stirn zu bieten, anschließend 5 Meter hinab zu steigen und sich dann im Turm-Cafe gemeinsam auf das bevorstehende Spiel einzustimmen? Gesagt, getan. So ergab sich die außergewöhnliche Möglichkeit, das Eintreffen der Jenaer Fan- und Mannschaftsbusse aus luftiger, warmer Höhe zu beobachten und beim Anblick des unschuldig weiß leuchtenden Spielfeldes nach passenden Erinnerungen zu suchen, die bestätigten, daß schneebedeckter Rasen ein Erfolgsgarant sein müsse. Als das geklärt war, rauschten wir wieder auf den Boden der fußballerischen Tatsachen hinab und begaben uns Richtung Gästeblock. Die Security war sehr eifrig und fand sich selbst auch sehr wichtig. Dann gab es für unseren filmenden Mitreisenden noch ein Wiedersehen der ärgerlichen Art. Genau jener „Beauftragte“, der ihn schon am Mitführen der FCC-Fan-Kamera beim Pokal-Besuch auf dem Mercedes-Benz-Sportplatz hinderte, versuchte Gleiches auch gestern. Unser Dokumentationsbeauftragter blieb aber hartnäckig und unbeugsam und erreichte einen spektakulären Kompromiß. Er durfte seine Kamera mitnehmen, aber nur um den Preis, als einziger FCC-Fan den Gästeblock hinter dem Tor nutzen zu müssen … Das andere Drittel unseres Winter-Expeditions-Teams machte derweil seine Drohung wahr und enterte von den Kontrollettis unbehelligt die Gästetribüne samt seinem Schal mit der prophetischen Aufschrift „Projekt Wiederaufstieg“.

Der den Gästen zur Verfügung gestellte Tribünenbereich ist mit seinen „Sicht“verhältnissen, gelinde gesagt, eine Frechheit oder: eine Riesensauerei. Dank der schon einst in Aachen zu bewundernden Guantanamo-Gitter gab es keine Stelle, von der aus man auch nur andeutungsweise die Chance hatte, das komplette Spielfeld zu überschauen. Nun mag man als er- und ausgewachsener Mensch dies noch ertragen können, wenn man über die notwendige Beweglichkeit in der Hüfte, sowie das notwendige Balancegefühl auf Zehenspitzen verfügt. Aber Eltern, die ihren Kindern wichtige Grundlagen für deren weiters Leben beizubringen versuchen, indem sie diese mit in den FCC-Fan-Block nehmen, haben ein echtes Problem. Um jeden unwichtigen Firlefanz kümmern sich Zwanzigers Geldvermehrer, aber endlich der Freiburgisierung der Gästestehplätze entgegenzuwirken, das wäre doch mal ne Herausforderung und Aufgabe. Darüber hinaus sollte an den Stuttgarter Kassenhäuschen zumindest eine gut lesbare Warnung angebracht werden: Alle Plätze auf der Gästetribüne mit Sichtbehinderung! So wüßte man dann wenigsten von vornherein, wofür man seine 9,50 € hinblättert.

In Jenas Star(t)elf war N. Petersen für Schembri gerückt, wobei sich recht schnell zeigte, der nominelle Angreifer sollte eher das (linke) Mittelfeld verstärken. Den ersten Angriff es Spieles verbuchten die Blaugelbweißen über rechts und Dank mehrfachem Direktspiels kreiselte der Ball alsbald auf die linke Seite, wo dann aber Petersen zu spät gegen Kickers-Torhüter Salz kam. (1.) Schon im Gegenzug kamen die Kickers zu ihrer ersten, jedoch viel zu weit geschlagenen Ecke von rechts und gleich darauf zu einem Freistoß, ebenfalls von rechts, nach Foul von Wuttke. Nulle klärte erneut zur Ecke, aber die schießt der Stuttgarter dann gleich selbst hinter die Seitenlinie. (4.) Nach 8 Minuten passierte dann Seltenes und daher hier gern Erwähntes. Mit energischem Einsatz und perfektem Stellungsspiel unterbindet ein Jenaer den Stuttgarter Ballbesitz und läßt eine weitere gelungene Aktion folgen: Szenenapplaus für Carsten Sträßer aus dem Jenaer Fan-Block!!! Dann passiert erstmal 10 Minuten lang genau das, was Spiele auf Schnee oft so besonders macht. Alle Ballkontakte werden vom Ballführenden genutzt, das Spielgerät hoch und weit nach vorn zu dreschen und man wähnt sich eigentlich als Zuschauer eines lebenden Flipper-Automaten. Ohne Sinn und System scheint die Kugel an einem der Herumstehenden oder –Stürzenden anzuschlagen und weiter zu springen, egal ob Freund oder Feind. Der Zufall als Prinzip. Unterbrochen wurde diese lustige Zeremonie dann nach 18 Minuten, als die Stuttgarter einen Angriff über die rechte Seite aufbauen wollen. Was zuvor schon mehrmals zu erkennen war, zeigte sich nun erneut. Mag ja sein, daß Wuttke sich passabel auf Skiern oder einem Snowboard bewegen kann, mit Fußballschuhen auf Schnee, das geht wohl gar nicht. Bei allem kämpferischem Einsatz, bei allem gezeigten Willen, der gute Tim wirkte auf diesem Geläuf eher wie die Tanzbärausgabe von Balu. Aber eben noch vor dem Tanzunterricht. So hatten seine Gegner meist schon ein, zwei Meter Vorsprung, ehe Wuttke in die Gänge kam und nutzten dies auch aus. Jetzt konnte Wuttke die Situation nur mit einem Allerweltsfoul bereinigen, die sein Gegenspieler aber dazu nutzte, allen zu zeigen, daß er ansonsten wohl als Freestyler auf Brettern steht, bzw fliegt. Kickers-Trainer Schmidt spielte den Wutentbrannten und Rafati zeigte Wuttke Gelb. Für Wuttkes weiteres Auftreten war dieses Kärtchen natürlich eher hinderlich.

Dann raffte sich auch der FCC mal wieder in die Offensive, Hansen spielte nach links zu Petersen, der aus dem Lauf heraus flankt, allerdings direkt in die Arme von Torhüter Salz. In Minute 21 hat der FCC vermutlich einen Eckball von rechts (jener Bereich war von meiner Position aus nicht einsehbar), den die Stuttgarter zunächst klären können. Dann aber bekommt der FCC einen Freistoß, den Schmidt von rechts recht schwach hereinbringt. Das nutzen die Stuttgarter zu einem Konterversuch, den erneut Schmidt auf ganz starke Art im Mittelfeld unterbindet. Als 26 Minuten gespielt waren, folgte der nächste schnelle Kickers-Angriff über unsere verwundbare Wuttke-Seite und erneut hat unser Deckungsverbund Mühe, die Situation zu klären. Nach einer halben Stunde schaffen dann auch die Ruhmreichen nochmals eine Angriffsaktion, erneut über links. Der flache Paß erreicht auch Hähnge im 5-Meter-Raum, doch bekommt der den Ball nicht unter Kontrolle. Hernach überließen die Gäste den Gastgebern komplett die Initiative für die folgenden 10 Minuten. Diese nahmen das Angebot auch an. So zum Beispiel, als wir einen Angriff eigentlich schon abgewehrt hatten, dann aber Müller patzte. Erneut kam der Ball in den Sechzehnmeterraum und plötzlich stand Schürg (fast) allein und frei vor Nulle. Ich weiß nicht, was in einem gegnerischen Angreifer vorgeht, wenn er plötzlich die Jenaer Kampfsau (mit der) Nummer 1 auf sich zustürzen sieht. Schürg wollte wahrscheinlich nur ganz schnell den Ball loswerden und so landete der lediglich am Pfosten und dann sicher in Nulles Krakenarmen. Kurz darauf blieb dem armen Schürg nichts anderes übrig, als erneut allein vor Nulle aufzukreuzen. Jetzt wollte der Stürmer es vermutlich besser machen. Aber nein! Erneut zeigt Nulle eine sensationelle Reaktion und den Stuttgartern bleibt nur eine Ecke. Natürlich ist es Carsten Nulle, dessen Faust dabei alle schwäbischen Kopfballhoffnungen ad absurdum führt.

Nun waren die Saalestädter der Meinung, sie könnten ja auch mal wieder etwas nach vorne spielen und taten dies über die rechte Seite. Es folgte ein Querpaß flach zum linken Strafraumeck, den Petersen allerdings nicht erreichte. Den nächsten Stuttgarter Angriffsversuch beendet dann Sträßer und der initiiert zusammen mit Hähnge einen der seltenen FCC-Angriffe, diesmal über links. Hähnges finaler Paß ist allerdings so, wie der gesamte Auftritt der Unseren in Halbzeit 1 – zu schwach!

Daß ein fußballerisch so biederes, unbegabtes und schwaches Team wie die Kickers uns tatsächlich 15 Minuten lang vor große Probleme stellen kann, stimmte zu diesem Zeitpunkt bedenklich, obwohl der Neuigkeitswert dieser Feststellung ja nicht all zu groß ist. Immer wieder hatten wir Probleme mit den simplen flachen Steilpässen der Gastgeber, vor allem dann, wann sie in Richtung Wuttke-Zone unserer Vierer-Abwehrkette gingen. Da auch die Offensive eher laue Luft statt Stürmisches zu bieten hatte, war es wieder mal Jenas derzeitiger absoluten und unumstrittenen Führungspersönlichkeit zu verdanken, daß es zur Halbzeit noch ein klein wenig Hoffnung gab: Carsten Nulle! Aber worauf sollte man hoffen? Auf einen Punkt? Auf einen Sieg? Letzteres schien nach den ersten 45 Minuten ähnlich wahrscheinlich, wie die in dieser Woche medial verbreitete Vorstellung, dereinst würde der Opel Manta mit Solarantrieb ein Comeback erleben …

Van Eck jedenfalls analysierte und reagierte richtig, ließ den unglücklichen Wuttke in der Kabine und schickte dafür Schembri aufs Feld, auf dem nun Riemer in die Viererkette zurückrutschte. Als nach 47 Minuten der Ball mal wieder bei Nulle gelandet ist, kommt nach dessen weitem Abschlag Hähnge an der Strafraumgrenze in Ballbesitz. Zunächst kann er sich zwar behaupten, verpaßt aber den richtigen Abspielzeitpunkt und wieder war eine der wenigen Offensivaktionen dahin. Auch die Kickers wählten weiterhin die eher simple Methode der weiten Schläge Richtung Strafraum, so in der 49. Minute. Als Müller am Leder vorbeigrätscht, ist es wieder Nulle, der die Situation bereinigt. Überraschenderweise antwortet der FCC prompt offensiv. Ein kluges Zuspiel Sträßers erreicht Schembri im Strafraum, nur kontrollieren kann dieser den Ball nicht. Im Gegenzug erhalten die Stuttgarter einen Freistoß in halbrechter Position. Statt hoch nach links wird der Ball flach nach rechts gespielt und prompt folgt der Rückpaß von der Grundlinie. Irgendwie wurstelt sich der Ball zu Rapp, der ihn auch trifft …

Auch in Degerloch diskutiert man ja derzeit die allseits üblichen Stadionumbaupläne. Statt irgendwelchen „Fußball-Als-Kunden-Beglückungs-Spaß-Event“ – Phantomen hinterher zu jagen, werden sie wohl demnächst im Waldau-Stadion einfach die Tore ein wenig nach rechts oder links versetzen, wer weiß?

So jedenfalls klatschte Rapps Schuß mal eben an den Innenpfosten und inspizierte unter den gestrengen Augen von Jenas unumstrittener Nummer 1 noch ein wenig die Torlinie, verließ diese wieder und so langsam wurde es für die Jenaer Zeit, den Schalter auf „ernst“ umzulegen…

Den Anfang machte, wenn auch noch etwas hölzern, Petersen in Minute 57. Nach einem Hähnge-Zuspiel nimmt er es mit vier Verteidigern auf und fast hätten die sich den Ball irgendwie selbst ins Tor gestolpert. Nach 58 Minuten fegte Eckardt von rechts in Richtung Stuttgarter Strafraum und sein Zuspiel können die Einheimischen gerade noch so zur Ecke befördern. Diese können die Stuttgarter nur mit Mühe abwehren, am Ende köpft Ralf Schmidt allerdings am Tor vorbei. Schon eine Minute später folgt eine weitere FCC-Ecke von links. Zunächst ist es Petersen, der mit dem Kopf nicht richtig ran kommt und als der Ball erneut in den Strafraum segelt, versucht es Schembri erfolglos mit dem Kopf, hätte aber den Ball besser zu seinem hinter ihm stehenden Mannschaftskameraden durchgelassen. Nach 65 Minuten hat Schembri den Ball im Mittelfeld und paßt zu Sträßer nach rechts, direkt leitet der den Ball weiter in den 16er, wo Hähnge (?) allerdings einen Tick zu spät kommt. Die 68. Minute beginnt und die nun wesentlich sicherere Abwehr der Unsrigen beendet einen Stuttgarter Angriffsversuch. Der Ball kommt in den Mittelkreis zu Hähnge. Der schaut, sieht Eckardt starten und bedient diesen präzise. Eckardt hat den Ball. In Sekundenbruchteilen geschieht mit dem Jungen eine erstaunliche Metamorphose. Plötzlich glaubt man die „lebende Legende aus Tärnaby“ vor sich zu sehen. So unglaublich virtuos und unnachahmlich elegant wie einst Ingemar Stenmark durch die Slalom-Tore, huscht der Jenaer Angreifer an seinen Gegenspielern vorbei. Unbeirrbar läuft Eckardt mit Ball am Fuß quer zur 16-Meter-Linie. Mitspieler eilen zur Unterstützung. Aber der Junge strotzt in diesem Moment nur so vor Selbstbewußtsein, wozu braucht der Unterstützung!? Jetzt hat er das linke Strafraumeck fast erreicht und aus dem alpinen Künstler wird wieder der Fußballer. Kurz und trocken trifft dieser das Leder mit dem linken Fuß. Der Ball zischt am verdutzten Salz vorbei und ist Millisekunden später endlich im TOOOR! 0:1! Natürlich ist der Jubel riesengroß! Aber wir kennen ja unsere Pappenheimer! Sofort stellt sch die bange Frage „Und jetzt?“. Kommt sie nun zurück, die übliche Ängstlich- und Zaghaftigkeit nach mühsam erkämpften Torerfolgen? Oder behalten unsere Helden endlich mal den Kopf oben und bringen so ein Ding auch mal „schmutzig“ über die Runden? Hoffnung macht sich breit, als es den Heldenhaften gelingt, die Gastgeber in den folgenden 5 Minuten weitestgehend von unserem Strafraum fern zu halten. Nach 74 Minuten schlägt Sträßer, dem ich sehr zur Verwunderung und zum Mißgefallen meiner Stehplatznachbarn nun schon das zweite einsatzstarke und gute Spiel nacheinander bescheinige, einen Freistoß von links auf Riemer, der allerdings knapp an der Kugel vorbei springt. Danach wechselt van Eck Amirante für den angeschlagenen Petersen ein. Amirante? Der hatte doch in den letzten Wochen schon bei normalen Bodenverhältnissen Probleme mit seinen koordinativen Fähigkeiten. Was will der denn auf diesem glatten Untergrund ausrichten? Kann das gut gehen? Selten habe ich mich so gerne getäuscht … Amirante hat sogar gleich eine gute Schußchance aus 10 Metern, wird aber im allerletzten Moment von einem Verteidiger abgeblockt. 13 Minuten vor dem Ende tritt wieder Sträßer eine Ecke von links. Diesmal erreicht er Müller und dessen Kopfballablage kommt exakt zu Riemer. Dessen Direktabnahme streicht allerdings knapp am Tor vorbei. Die Stuttgarter versuchen nun zwar noch mal etwas offensiven Druck aufzubauen, aber die Abwehr der Ruhmreichen zeigte sich davon gestern ziemlich unbeeindruckt. Wieder wird in Minute 82 ein Stuttgarter Angriff resolut beendet und der Ball zum im Mittelkreis stehenden Hähnge gespielt. Wieder geht dessen Blick nach vorn und dort erspäht er den startenden Amirante. Der nimmt sich ein Beispiel an Eckardts Wandlungsfähigkeit und verwandelt sich mit Ball am Fuß blitzschnell in die wohl bekannteste italienische „Bombe“. Wie einst Alberto stürmt nun „Salvatore la bomba“, wenn auch nur halb so füllig, dafür aber genau so schnell an den blauen Slalomstangen vorbei, schaut und paßt präzise und flach nach innen. Außer einem lauernden Jenaer Angreifer befindet sich dort auch Stuttgarts Verteidiger Reiß. Auch der will sich nun als besonders wandlungsfähig zeigen. Jedoch fiel ihm wohl nur der ehemalige Stuttgarter Kickers-Verteidiger Achim Pfuderer als Vorbild ein. Reiß’ Abwehrversuch ähnelt dem, mit welchem uns Pfuderer einst einen 2:1 Auswärtssieg in der letzten Minute bescherte, nahezu exakt! Rutschend bugsiert Reiß den Ball ins TOOOOR!!! 0:2!

Nur noch 8 Minuten, wenn der gute Rafati (der nur mit den Gelben Karten gegen den FCC etwas schnell zur Hand war) halbwegs pünktlich abpfeifen würde. Übrigens, den Stuttgarter Fans, welche später in Rafati einen schwachen Schiedsrichter gesehen haben wollten, kann man nur raten: Einfach mal häufiger zum Fußball gehen … Aber welcher FCC-Fan kann sich trotz einer 2:0-Führung und nur noch 8 Spielminuten schon entspannt zurück lehnen? Also: Schreien! Klatschen! Rufen! Bangen! Schreien! … Natürlich versuchen die Stuttgarter jetzt doch noch irgendwie zum Anschlußtreffer zu kommen, bauen Druck auf. Selten sah man in letzter Zeit eine Jenaer (Hinter)Mannschaft das gegnerische Bemühen mit solch stoischer Gelassenheit und kompromißloser Resolutheit beenden. 90 Minuten sind vorbei. Die Nachspielzeit läuft. Der FCC erkämpft sich eine Konterchance und irgendwann ist der Ball auf der linken Seite. Ingemar Eckardt nutzt seinen Schwung und leitet weiter zu Hähnge. Hähnge krönt sein gutes Spiel und paßt flach und überlegt nach innen. Dort kommt mit langem Ski Alberto la bomba Amirante angerauscht und bugsiert den Ball, mit welchem Körperteil auch immer, erneut ins TOOOOOOR! NULLZUDREI!

Schluß! Aus! SIEG! Was nach 45 Minuten nur noch wenige zu glauben wagten, sah am Ende souverän aus! Eine verblüffende Verwandlung in der 2. Halbzeit bescherte den BlauGelbWeißen einen am Ende zwar auch glücklichen, dennoch absolut verdienten Sieg. Am Ende der ersten und zu Beginn der zweiten Halbzeit, hatten wir die Stuttgarter rund 20 Minuten lang zum Toreschießen eingeladen. Nulle hat sie letztendlich dazu bewogen, diese Einladung abzulehnen. Dann, als van Ecks Umstellung auf dem Platz griff, die Abwehr sich zusehends festigte, Schembri und Hähnge sich immer besser ergänzten, Hansen kompromißloser agierte, Sträßers enorme Laufbereitschaft Früchte trug und das Duo Eckardt / Amirante Knipser-Gene offerierte, war der Sieg folgerichtig. Müßig auch die später diskutierte Frage, ob wir jetzt das Glück, welches uns in den vergangen Spielen versagt geblieben war, zurück geholt hätten – oder ob wir nun schon auf das mögliche Glück in den nächsten Partien einen Kredit aufgenommen haben?

Endlich mal wieder eine gut gelaunte Heimreise antreten. Nicht das Radio leiser drehen, wenn die 3.-Liga-Berichte kommen … Meine Mitreisenden freuten sich dann sogar darauf, die aufgenommenen TV-Berichte vom heimischen Sofasessel aus abzurufen – aber dann erfuhren wir, daß Bodo B. kommentieren würde … Scheint so, als würden „die Medien“ uns auch nach Siegen noch bestrafen zu wollen.

Aufbauend auf der gestrigen zweiten Halbzeit, sollte es den Ruhmreichen nun endlich auch mal gelingen, mit 3 Punkten daheim nachzulegen. Von mir aus sollen sie doch im EAS die Rasenheizung auf „Aus“ stellen und nachts heimlich die Schneekanone anwerfen. Dann eigneten sich bestimmt auch die Fortunen als prima Slalomstangen für Ingemar und Alberto …

Auf geht’s, Jena! Kämpfen und siegen!

YNWA

Kopfnuss