2009/2010 36. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - 1. FC Heidenheim 1:2

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Spieldaten
Wettbewerb 3. Liga, 34. Spieltag
Saison Saison 2009/2010, Rückrunde
Ansetzung FCC - 1. FC Heidenheim
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld
Zeit Sa. 24.04.2010 14:00
Zuschauer 9.664
Schiedsrichter Nowak (Bottrop)
Ergebnis 1:2
Tore
  • 1:0 Smeekes (1.)
  • 1:1 Spann (24.)
  • 1:2 Schnatterer (89.)
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Aufstellungen

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Jena
Carsten Nulle
Carsten Sträßer , Tim Wuttke , Assani Lukimya-Mulongoti , Timo Nagy
Melvin Holwijn (53.Soufian Benyamina) , Jens Truckenbrod , Ralf Schmidt (60.Stefan Kühne) , Patrick Amrhein (86. Martin Ullmann)
Sebastian Hähnge , Orlando Smeekes

Trainer: René van Eck

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Heidenheim
Denis Baum
Johannes Meier , Tim Göhlert , Florian Krebs , Ingo Feistle
Alper Bagceci (70.Faruk Gül)
David Schittenhelm , Martin Klarer , Marc Schnatterer
Andreas Spann (87 Bastian Heidenfelder) , Patrick Mayer (80.Dieter Jarosch)

Trainer: Frank Schmidt

Nachbetrachtung

Der Tag hatte alles, was es für ein Fußballfest braucht: Herrliches Fluidum dank schönstem Sonnenschein und Rückenwind aus Richtung Harbig-Stadion, dazu jede Menge Fans, gekommen in der Erwartung, dass der Fußballgott all jene belohnt, die fest an den Aufstieg glauben, während er Heiden heim schickt. Unter den fast 10000 im Rund viele alte Kempen und mit ihnen die Geschichten aus der guten, alten Zeit, als ein Jenafan aus Nauen zu den Oberligaspielen früh um 2 Uhr in Richtung Paradies zu starten hatte und nicht erwarten durfte, vor Mitternacht wieder im Havelland zu sein. Und da nach einem EC-Spiel kein Zug mehr fuhr in die Mark Brandenburg, musste man sich eben auf Deibel komm raus ein Auto besorgen, um Rom oder Real live zu sehen, und konnte darüber schon mal vergessen, dass es bei der nächtlichen Rückfahrt von Vorteil ist, wenn man den Besitzer fragt, wo sich beim Leihgefährt der Lichtschalter befindet.

Derartiger Mühen bedarf es heute nicht mehr, um den FCC spielen zu sehen und am Samstag musste mancher nicht mal einen Heller für das Match zahlen, wie ein erster irritierender Blick auf die Gegengerade verriet, wo der Hauptsponsor durch den Kauf eines größeren Kartenkontingents nachhaltig in Erinnerung rief, dass zum Mäuse kriegen mitunter das Krötenschlucken dazu gehört. Nicht nur optisch stach der Sparkassenblock mit seinen roten Mützen und weißer Schrift durch eine in Jena traditionell gern gesehene Farbkombination hervor, sondern entsprach auch in seiner Zusammensetzung von Papis und Muddis mit Babykraxen nebst Inhalt nicht unbedingt dem idealtypischen Bild eines Stadiongängers.

So richtig pudelwohl wie Kängurus am Nordpol fühlten sich die Rotkäppchen 54 Sekunden nach Anpfiff, als die Blaugelbweißen um sie herum ekstatisch zu feiern begannen, während sich einige Muddis noch hilfesuchend umblickten, wann denn endlich ´ne Stewardess mit Knabberkram und Bibi-Blocksberg-Malbuch vorbeikommt. Orlandos sensationelles 1:0 war der von allen gewünschte Traumstart zum ersehnten Aufstiegsdreier. Das Fest schien sich von den Rängen aufs Spielfeld zu verlagern, die frühe Führung Teil einer perfekten Dramaturgie zu sein, die in ein furioses Finale mündet. So herrlich kann Fußball sein.

Doch Fußball ist unberechenbar. Entweder war Heidenheim nicht eingeweiht in die paradiesische Inszenierung oder die Schwaben hatten einfach keinen Bock auf den Oscar für die „Beste sechsmal vorher sieglose Mannschaft fügt sich brav in ihr Schicksal“-Nebenrolle. Im Vorfeld dem Gegner noch Honig ums Maul schmierend, beschränkte sich der Aufsteiger im Gegensatz zu Bolzbruderschaften wie Haching und Regensburg nicht auf die Defensive sondern führte den Kampf mit offenem Visier. Und das mit Erfolg: Fehler im Vorwärtsgang beim FCC, Heidenheim mit zwei Stationen vorm Jenaer Strafraum, wo ihr bester Stürmer aus gut 20 Metern Entfernung zeigte, was ein Voll-Spann-Schuss ist.

Ein schönes Tor, auch wenn es aus dem Nichts fiel. Jena jetzt gefordert und bei Chancen für Orlando und Holwijn mit der Möglichkeit zur erneuten Führung. Doch dazu kam es nicht. Im Gegenteil; die Gäste wurden immer kesser und wäre Nulle nach der Pause nicht zur Stelle gewesen, dann hätte es sogar die Heidenheimer Führung gegeben. Van Eck reagierte und wechselte. Doch nicht nur, weil Benyamina für den enttäuschenden Holwijn kam, blieb Jenas Flügelspiel farblos. Auch auf der anderen Seite bot Patrick Amrhein eine lässig-sykoreske Vorstellung, was zu verschmerzen wäre, wenn unser E-Boy neben der gemeinsamen Vorliebe für schneehasenweiße Trikots gleichfalls Fietes Talent besitzen würde, häufig dort zu stehen, wo man Tore erzielt. Aber dieser Killerinstinkt, diese unbedingte Geilheit auf den Sieg fehlte bei zu vielen Jenaer Spielern am Samstag. Die Mannschaft wirkte mental wie physisch verbraucht, ohne Mittel, einen Gegner auf Augenhöhe in die Niederlage zu zwingen.

Einzig gefährlich wurde es, wenn Orlando seine Schnelligkeit ausspielte und dabei wiederholt nur per Foul gestoppt wurde, woraus sich zwei, drei gute Freistoßmöglichkeiten ergaben. Doch wie es der FCC schon zuvor versäumt hatte, sich durch hohe Flankenbälle den Umstand zu Nutze zu machen, dass bei Heidenheim der Nationaltorhüter Pygmäniens zwischen den Pfosten stand, verdattelten Orlando und Truckenbrod auch diese Chancen zum möglichen Siegtreffer. So verkrampfte das Jenaer Spiel immer mehr, und der Schiri tat seinen Teil dazu. Allerdings wäre es zu billig, dem Herrn in Schwarz die Schuld für den samstäglichen Misserfolg in die Schuhe zu schieben, selbst wenn der etliche Entscheidungen traf, bei denen ein Manfred Amerell im Hinblick auf eine Rehabilitierung zungeschnalzend konstatiert hätte, dass die Schiedsrichterleistung für’n Ar$ch gewesen sei.

Doch Referee Nowaks Fehler betrafen beide Mannschaften und der entscheidende Fauxpas unterlief den Thüringern selbst. Hatte Carsten Nulle in der 87. Minute noch mit seinem Gibbonarm einen 20-Meterschuss des Heidenheimers Schnatterer entschärft, so war er kurz darauf machtlos, als derselbe Spieler erst Benyamina und dann Wuttke zu C-Junioren degradierte und den Ball anschließend ins lange Eck zimmerte. Es war der ultimative K.O. und das Ende aller Jenaer Aufstiegsträume, denn die einzig notierendswerte Aktion danach war Stefan Kühnes gelber Entschuldigungszettel für die Burghausentour. Was als Lustspiel begann, endete als Tragödie. Tränen flossen bei meiner Tochter und wer sah, wie lange nach dem Schlusspfiff Orlando und Co. noch deprimiert auf dem Rasen saßen, der ahnt, dass es dieser Jenaer Mannschaft an Kraft und Glauben fehlt, durch drei Siege im Saisonschlussspurt die Minichance auf Platz 4 oder mehr zu wahren, ungeachtet des heutigen Punktverlustes der Ingolstädter oder des möglichen Gewinns verlorener Zähler am Grünen Tisch.

Das zu akzeptieren tut weh; doch der Schmerz darüber ist ein anderer als es die Furcht vor dem finanziellen wie sportlichen Abstieg vor gut 4 Monaten noch war. Deshalb:

Danke für eine geile Rückrunde!
Danke für die Hoffnung!
Danke für Mordor und Dresden!

NUR DER FCC!

--Al Knutone


  • A-Junioren-BL : FCC : Hallescher FC
  • B-Junioren-BL : FCC : VfL Osnabrück