1972/1973 EC II 1. Spiel: FC Carl Zeiss Jena - MP Mikkeli 6:1

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Spieldaten
Wettbewerb EC II, 1. Runde Hinspiel
Saison Saison 1972/1973
Ansetzung FC Carl Zeiss Jena - MP Mikkeli
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld
Zeit Mi. 13.09.1972 15:00 Uhr
Zuschauer 4.000
Schiedsrichter Gow (Wales)
Ergebnis 6:1
Tore
  • 1:0 Vogel (13.)
  • 1:1 Kääriäinen (18.)
  • 2:1 Vogel (49.)
  • 3:1 Vogel (79., Elfmeter)
  • 4:1 Stein (82.)
  • 5:1 Stein (87.)
  • 6:1 Stein (90.)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
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Jena
Wolfgang Blochwitz
Peter Rock (22. Michael Strempel)
Gerhardt Hoppe, Konrad Weise, Lothar Kurbjuweit
Harald Irmscher, Helmut Stein, Rainer Schlutter
Norbert Schumann, Peter Ducke, Eberhard Vogel

Trainer: Hans Meyer

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
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Mikkeli
Risto Remes
Rainer Jungmann, Antti Rusanen, Vilho Rajantie, Kari Pasanen (64. Kari Mutanen)
Eero Karppinen, Heikki Valjakka, Antero Hyttinen, Matti Vanhanen
Markku Kääriäinen, Pentti Toivola (74. Heikki Kangaskorpi)

Trainer: Raimo Marttinen


Spielbericht

Nur durch konditionelle Vorteile zum Sieg

Der Flügelstürmer unseres diesjährigen Pokalsiegers verließ freudestrahlend die Kabine. Mit drei Treffern trug Eberhard Vogel maßgeblich zum deutlichen Erfolg seiner Mannschaft über Finnlands Cupgewinner (4:1-Sieg im Finale über Reipas Lahti) bei. "Und ich hätte auch gern den Hattrick geschaftt, aber Kääriäinen machte mir leider einen Strich durch die Rechnung", meinte er. Mittelfeldakteur Helmut Stein packte dann den "Dreifachen"; mit einem Nachschuß (Mikkelis Torsteher Remes konnte eine "Rakete" Kurbjuweits nicht festhalten) und zwei darauffolgenden Kopfballtreffern stellte er den Endstand her. "Ich wäre fast jede Wette eingegangen, daß wir nicht so klar gewinnen", freute sich Cheftrainer Hans Meyer dann auch nach dem Schlußpfiff.

Es mag auf den ersten Blick kurios erscheinen, daß man den Jenaern trotz des hohen Sieges keine befriedigende Leistung attestieren kann! Der vielumjubelte Torsegen war einzig und allein das Resultat der konditionellen Überlegenheit des FC Carl Zeiss, der damit in der zweiten Halbzeit die Gäste aus dem Land der tausend Seen förmlich erdrückte und auf dem Spielfeld nach Belieben schalten und walten konnte. "Nach dem Strafstoß kam die Wende gegen uns, vergaßen meine Spieler jede taktische Marschroute, weil sie mit ihren Kräften am Ende waren", resümierte Mikkelis Trainer Reimo Marttinen, der übrigens auch als Aktiver in seinem Team wirkt. Mannschaftsleiter Kauna faßte seine Eindrücke dieser insgesamt nicht europacupreifen Begegnung noch deutlicher zusammen. "Es war eine Lektion in Sachen Fußball für uns. Wir hatten auf ein günstiges Resultat gehofft, aber die Realität war grausam", formulierte er knapp. Jenas spielerische Vorstellung befriedigte nicht. Die konfusen, teils stereotypen Angriffshandlungen gaben den Gästen, die sich im Mittelfeld und in der Abwehr förmlich gegenseitig auf den Füßen standen, lange Zeit Gelegenheit, klärend dazwischenzufahren - solange eben die Kraft reichte. Das erprobte Mittel Flügelspiel, die festgefügte gegnerische Deckung zu durchbrechen, mußte zunächst erfolglos bleiben, weil die Staffelung der eigenen Mitspieler vor und im Strafraum nicht genügend ausgeprägt war (Stein machte es in den letzten 10 Minuten vor, wie man sich in günstige Positionen bringt). da zudem die Abwehr des Gastgebers sich nicht wie gewohnt sattelfest zeigte, überrascht der Halbzeitstand keineswegs. Rocks schwache Partie bis zu seiner Auswechslung trug viel zur Unruhe der Deckung bei, die beim Ausgleichstor von Kääriänen nach einem Steilpaß Vanhanens förmlich überlaufen wurde.

Bereits in der 6. Minute eine ähnliche Situation: Die in einer Linie stehenden Abwehrspieler Jenas wurden überflankt, Toivola startete in den Raum, scheiterte allerdings am beherzt eingreifenden Blochwitz. Mikkeli mußte jedoch erfahren, daß mit zwei Sturmspitzen wenig auszurichten ist, wenn aus den hinteren Reihen die Unterstützung fehlt und übertriebener Vorsicht der Vorzug gegeben wird. Die Mannschaft, die kaum europäische Mittelklasse verkörpert, operierte insgesamt ohne Raumgewinn, ohne Torgefahr. Oft erweckte sie den Eindruck, daß sie im Trainingsstil Freilauf- und Deckungsübungen demonstrieren wollte. Einige versuchte Steildurchbrüche änderten daran nichts.

Der FC Carl Zeiss, dem neben konditionellen Vorteilen nur noch größere Routine und Zweikampfhärte gutgeschrieben werden können, war nicht in der Lage, durch flüssige, weiträumige Aktionen Farbe ins Spiel zu bringen, das Sicherheitsrezept des Widerparts vorzeitig zu durchbrechen. Nur Eberhard Vogel, der sich im Verlaufe des Treffens zum besten Mann auf dem Feld steigerte, war mit energischen Dribblings und temperierten Eingaben wirkungsvoll. Auf der rechten Angriffsseite blieb Norbert Schumann weit unter seinen Möglichkeiten. Von ihm wie auch von Peter Ducke (fleißig, aber zu unproduktiv) strahlte keine Gefahr aus. Schüsse aus der zweiten Reihe verfehlten meist ihr Ziel oder wurden von Mikkelis Torhüter Remes pariert.

In seinem 31. EC-Treffen ließ der Jenaer Club viele Wünsche offen. Der Unbeholfenheit und Schwäche seines Kontrahenten verdankt er die Tatsache, daß das Tor zur zweiten Runde in diesem Wettbewerb weit offensteht. Das war das einzig erfreuliche Fazit des Europacup-Mittwochs in der Zeiss-Stadt.

(Otto Schaefer in "Die Neue Fussballwoche" vom 19. September 1972)