1978/1979 EC III 2. Spiel: Lierse SK - FC Carl Zeiss Jena 2:2

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Spieldaten
Wettbewerb EC III, 1. Runde Rückspiel
Saison Saison 1978/1979
Ansetzung Lierse SK - FC Carl Zeiss Jena
Ort Herman Vanderpoortenstadion
Zeit Mi. 27.09.1978 19:00
Zuschauer 12.000
Schiedsrichter Foote (Schottland)
Ergebnis 2:2
Tore
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Lier (schwarz-gelb)
Engelen
Hermans
Dierckx, van der Borght, Ceulemans
Janssens, de Smet (68. Jovasovic), Aguas,
Bosch, E. Vandenbergh, Kok

Trainer: G. Vandenbergh

Jena (weiß-blau)
Hans-Ulrich Grapenthin
Rüdiger Schnuphase
Gert Brauer, Konrad Weise, Dieter Noack
Andreas Krause, Dietmar Sengewald (46. Jürgen Raab), Lutz Lindemann ,Gerhard Hoppe (72. Uwe Neuber)
Thomas Töpfer, Eberhard Vogel

Trainer: Hans Meyer

Spielbericht

Verdienter Lohn für ungebrochenen Mut

Für Europapokalspiele geben wir keine Noten im Sinne der Meisterschaftspunktwertung von 1 bis 10. Gäben wir welche, für die Partie im Lierse-Sportstadion, dort kurz "Lisp" genannt, bekäme Jenas Torhüter Grapenthin eine glatte "10", weil sie letzten Endes bei allem anderen, was in Rechnung zu stellen ist, Jenas Weiterkommen ermöglichte. Übertragen wir die Einzelbenotung einmal in eine kollektive, so gebührt der ganzen Zeiss-Elf für ungebrochenen Mut in einer Lage, da alles verloren schien, ebenfalls eine "10". Zwischen der individuellen für den Schlußmann und der kollektiven aber liegt das Gefälle innerhalb der Mannschaft gerade im Gegensatz zum ausgeglichenen Lierse-Aufgebot.

Der FC Carl Zeiss kam lange Zeit einfach nicht dazu, im Rundum von Tribünen eingefaßten, kleinen, aber mit einer ausgezeichneten Rasendecke versehenen "Lisp" seine Konzeption ins Spiel zu bringen. Grund: Der Gegner war zu gut dafür! Janssens (1.) und Ceulemans (2.), Bosch (5.), de Smet (6.) mit Fernschuß und Dierckx mit Nachschuß (6.), das waren schon torreife Situationen und Proben dafür, wie hellwach, instinktsicher, reaktionsschnell, solide im Fausten und Fangen der lange Jenaer Schlußmann an diesem Tage war. Und es ist kein Quentchen Übertreibung dabei: Es gab nur wenige Phasen im leidenschaftlich, stets im höchsten Tempo bewegten Kampf, wo diese Attribute eines Klassetorhüters dem 35jährigen hätten fehlen dürfen. Beide Gegentore waren Ausdruck drückender Feldüberlegenheit des Klubs aus Lier, das zweite zudem in seiner Vollendung bildschön, als der 19jährige Erwin van den Bergh nach einem Freistoß des belgischen Altinternationalen Janssens von rechts - etwas zehn Meter vor der Torlinie hechtend - mit kräftigem Kopfball vollendete.

Sechs Minuten lang dauerte die folgende Euphorie der nur 12000 Zuschauer im 18000 fassenden Stadion, die zu Recht das Tempospiel, die variable Angriffsführung aus allen Reihen, die Dribbelstärke, die herrlichen Schüsse ihrer Lieblinge mit nie nachlassendem Beifall begleitet hatten. Dann kam das, von dem Trainer Hans Meyer später sagte: "Einfach unfaßbar, wie in dem Moment, als praktisch gegen uns entschieden war, das Spiel so lief, wie wir es vom Anfang an wollten." Schnuphase fügte seinem kompromißlosen Abwehrspiel einen entscheidenden Streich hinzu, als er, unerwartet für die ganze Lierse-Abwehr, plötzlich halblinks im Strafraum auftauchte. Krause (mit einer bemerkenswert couragierten Partie!) ihm von der anderen Seite den Ball auf den Fuß hob und der Libero das Leder ins Netz schmetterte, Engelen keine Chance ließ. Schon mit diesem 1:2 wäre Jena in der 2. Runde gewesen. Die Chancen der Gastgeber auf ein drittes Tor reihten sich aber auch dann weiter aneinander (Koks Seitfallzieher in der 68. Minute, wieder hervorragend pariert von Grapenthin).

Aber es lief nun auch planmäßig ein Jenaer Spiel aus der Abwehr heraus, in dem Weise nach vorn sprintete, Lindemann einige schöne öffnende Pässe schlug, Vogel-Raab-Krause-Töpfer sich zu Flachpaßfolgen fanden, indessen die Außenverteidiger Brauer (mit Kok) und Noack (mit dem technisch brillierenden Aguas) nach wie vor zuviel Abwehrmühe hatten, als daß sie zusätzlich Überraschungseffekte ins eigene Angriffsspiel hätten legen können, wie das auf der anderen Seite zum Beispiel Linksverteidiger Ceulemans tat.

Bedauerlich für Sengewald, der am Vorabend seines 25. Geburtstages einer alten Verletzung wegen ausscheiden mußte. Das Geschenk für ihn war das der ganzen Elf: Ein Gesamterfolg nach dem Hinspiel-1:0 aus dem unbedingten Willen, sich zu behaupten!

(Otto Pohlmann in "Die Neue Fußballwoche" vom 3. Oktober 1978)

01.10. Junioren (14:00 ) / Jugend (12:30) BFC : Jena 6:0 / 2:4