2015/2016 DFB-Pokal 1. Hauptrunde: FC Carl Zeiss Jena - Hamburger SV 3:2 n.V.

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Spieldaten
Wettbewerb DFB-Pokal, 1. Hauptrunde
Saison Saison 2015/2016
Ansetzung FCC - Hamburger SV
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld
Zeit So. 09.08.2015 14:30
Zuschauer 13.800 (ausverkauft)
Schiedsrichter Frank Willenborg (Osnabrück)
Ergebnis 3:2 n.V. (1:0, 2:2)
Tore
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Aufstellungen

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Jena
Raphael Koczor
Sören Eismann, René Klingbeil, Justin Gerlach, Filip Krstić
Marcel Bär (68. Mergim Vojvoda), René Eckardt, Robin Krauße, Maximilian Schlegel (90.+2 Maximilian Wolfram)
Velimir Jovanovic (88. Johannes Pieles), Manfred Starke
Trainer: Volkan Uluc
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Hamburg
René Adler
Gōtoku Sakai, Cléber Reis, Emir Spahić, Matthias Ostrzolek
Marcelo Díaz, Lewis Holtby (70. Gideon Jung), Albin Ekdal (61. Sven Schipplock)
Ivica Olić, Pierre-Michel Lasogga (77. Michael Gregoritsch), Ivo Iličević
Trainer: Bruno Labbadia

Spielbericht

Pokalsensation: FCC wirft Hamburger SV aus dem DFB-Pokal

Mit 3:2 nach Verlängerung besiegt unser FCC den Bundesligisten Hamburger SV mehr als verdient und sichert sich damit den Einzug in die 2. Hauptrunde des diesjährigen bundesdeutschen Pokalwettbewerbs. Er kommt dabei dreimal zurück und kann selbst durch einen irregulären Treffer der Hamburger zum zwischenzeitlichen 1:1 nicht aufgehalten werden. Justin Gerlach, Velimir Jovanovic und Johannes Pieles erzielten die Treffer für unseren FCC, der dank einer astreinen kämpferischen aber auch spielerischen Leistung den großen Favoriten in die Knie zwang.

Volkan Uluc schickte exakt die erste Elf auf den Platz, die zum Regionalligaauftakt in Auerbach beim 3:0-Erfolg mit tollem Fußball begeisterte. Der in der Liga rotgesperrte Marcel Bär ersetzte dabei im Vergleich zum Ligaspiel gegen Schönberg am Mittwoch wieder Dominik Bock auf der rechten Mittelfeldseite. Beim HSV stand kein Akteur in der Startelf, der vor etwas mehr als 2 Jahren bereits einmal im Ernst-Abbe-Sportfeld spielte. Nur die Ersatzspieler Dennis Diekmeier und Kerem Demirbay gehörten damals zum Kader der Norddeutschen, die den SV Schott Jena am Ende mit mehr Mühe als gedacht mit 4:0 (0:0) besiegten.

Im mit Dank Zusatztribüne auf 13.800 Zuschauer vergrößerten und seit Wochen restlos ausverkauften Ernst-Abbe-Sportfeld wurde vor Anpfiff Sören Eismann bei der von der Ostthüringer Zeitung und dem Supporters Club des FCC durchgeführten Wahl als "Spieler der Saison 2014/2015" geehrt. Er setzte sich am Ende der Abstimmung recht klar vor Velimir Jovanovic und René Eckardt durch. Weiterhin wurde bekanntgegeben, dass Torhüter Raphael Koczor seinen Vertrag um ein weiteres Jahr bis Sommer 2017 verlängert hat.

Der FC Carl Zeiss Jena zeigte gleich zu Beginn, dass er für einen echten Pokalfight gerüstet ist. Ab der ersten Minute von den Fans phantastisch nach vorne getrieben, erarbeitete er sich folglich bereits nach 5 Minuten den ersten Eckball. Diesen – von Bär getreten – beförderte Gerlach noch über den Kasten von Adler. Und der FCC blieb am Drücker und dominierte die Anfangsphase. Nach einem Halten von Spahic an Eckardt, für das der Hamburger Innenverteidiger von Schiedsrichter Frank Willenborg aus Osnabrück die erste gelbe Karte der Partie sah, ergab sich für unseren FCC eine Freistoßmöglichkeit aus 35 Metern. Maximilian Schlegel und Robin Krauße liefen über den Ball, Justin Gerlach nahm mit seinem starken linken Fuß Maß und versenkte die Kugel mit Hilfe des Innenpfostens unhaltbar für René Adler im rechten unteren Eck. Das Paradies brodelte! (15.) Die Hansestädter, die bei Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen von fast 30 Grad in den sicher nicht gerade angenehm zu tragenden schwarzen Auswärtstrikots antraten, fanden auch in der Folgezeit kaum statt. Bis zur Trinkpause in Minute 25 erarbeitete sich der Hamburger SV nicht eine Torchance. Folglich schickte Bruno Labbadia seine Ersatzspieler auch bereits nach Ende der Trinkpause zur Erwärmung. Erst ein relativ kapitaler Fehlpass von Filip Krstic per Kopf – er wollte auf Koczor zurücklegen - brachte Lewis Holtby erstmals für den HSV in aussichtsreiche Schussposition. Doch Justin Gerlach konnte die Situation bereinigen. Bei der anschließenden Flanke von Ilicevic hatte Raphael Koczor seine Hand noch am Ball (32.). Manfred Starke klärte eine Zeigerumdrehung später den Kopfball von Spahic im Anschluss an einen Freistoß von der rechten Seite auf der Linie (33.). Der HSV kam nun erstmals insgesamt etwas besser in die Partie. Sakais Rechtsschuss klärte Koczor in Minute 36 zur Ecke, die nichts einbrachte. Der nun defensiv ordentlich geforderte FCC setzte in der Offensive allerdings immer wieder Nadelstiche in Form schneller Konter. Die zweite gute Tormöglichkeit für die Gäste aus Hamburg hatte Ivo Ilicevic zwei Minuten vor dem Halbzeitpfiff nach einer Flanke von der rechten Seite durch Gotoku Sakai. Der Kopfball des Hamburger Angreifers ging hierbei nur knapp am rechten Pfosten vorbei (43.). Bezeichnend für die insgesamt enttäuschende Leistung des HSV in Spielhälfte eins war ein Freistoß von Marcelo Diaz kurz vor der Halbzeit, der an Freund und Feind vorbei im Toraus landete. Und so brachte unser FCC die verdiente 1:0-Führung in die Pause und konnte sich nach kämpferisch und läuferisch intensiven ersten 45 Minuten erst einmal wieder sammeln.

Personell unverändert ging es für beide Teams in heiße zweite 45 Minuten. Bereits 90 Sekunden nach Wiederanpfiff hatte Marcel Bär die nächste Torchance für unseren FCC. Nach klasse Balleroberung durch Krauße landet der Ball über Jovanovic auf der linken Seite bei Schlegel, dessen gut getimte Flanke Bär auf der rechten Seite direkt abnahm, aber recht deutlich verzog (47.). Erst eine mehr als kapitale Fehlentscheidung von Schiedsrichterassistent Franz Bokop brachte den HSV wieder in die Partie. Ilicevic trieb den Ball über die linke Seite nach vorne. Der Ball überquert die Grundlinie klar und deutlich um rund einen halben Meter. Raphael Koczor und seine Abwehrkollegen beendeten bereits ihr aktives Mitwirken. In der Mitte schiebt Ivica Olic demnach vollkommen unbedrängt ein – und zum Entsetzen aller FCC-Fans verwehrt das Unparteiischentrio dem Treffer nicht die Anerkennung. Eine klare Fehlentscheidung. Wütende Proteste der FCC-Spieler brachten nichts. Hamburg kam zum Ausgleich und weiß selbst nicht warum (49). Unser FCC schüttelte sich kurz und kam dann im Anschluss an eine Flanke von Krstic von links zur nächsten Möglichkeit. Adler kann gegen Bär den Ball nicht behaupten. Kraußes Schuss wird geblockt und auch Starke bekommt das Spielgerät nicht gefährlich aufs Tor (57.). Eine Minute später war es dann soweit: Über Schlegel wurde der Ball von der linken Seite mustergültig nach innen geflankt. Starke rutscht in der Mitte noch am Ball vorbei, doch hinter ihm steht Jovanovic und verwandelt nicht nur sicher, sondern das Ernst-Abbe-Sportfeld an diesem Nachmittag auch zum zweiten Mal in ein Tollhaus (58.)! Der FCC kämpfte und biss und so konnte Filip Krstic einen Schussversuch des eingewechselten Schipplock zur Ecke klären, die nichts einbrachte (68.). Von Krämpfen geplagt verließ Marcel Bär knapp 20 Minuten vor dem Ende den Platz. Für ihn kam Mergim Vojvoda in die Partie (68.). Die kurz danach anstehende zweite Trinkpause der Partie nutzten beide Teams noch einmal, um Wasser und Kraft für die letzten 20 Minuten der regulären Spielzeit zu tanken. Gerade unser FCC hatte dies aufgrund einer wahnsinnig intensiven Vorstellung dringend nötig. Rund 15 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit kam der Wasserwerfer der Polizei im Gästeblock zum Einsatz. Nicht jedoch, um etwa gewalttätige Fans zurückzudrängen, sondern um den Fans eine kleine Abkühlung zu spendieren. Zuvor hatte ein Hamburger Fan aufgrund der drückenden Hitze bereits einen Kreislaufzusammenbruch erlitten. Fünf Minuten vor dem Schlusspfiff stockte den FCC-Fans nochmal der Atem. Nach einem Freistoß von Diaz landet der Ball mit Zwischenstation bei Schipplock, dessen Schuss Raphael Koczor an die Querlatte beförderte, von wo aus das Spielgerät ins Aus sprang. Durchatmen! (85.) Glück muss man sich eben erarbeiten, denn eines wäre der Ausgleich jedenfalls nicht gewesen: Verdient. Unter Standing Ovations verließ Velimir Jovanovic nach 88 Minuten den Platz. Was er gelaufen ist, wie viele Zweikämpfe er gegen den gefühlt einen Meter größeren Spahic gewonnen hat – Wahnsinn! Das Abwehrbollwerk unseres FCC stand und wenn doch mal ein Ball durchging, war ja Raphael Koczor noch zur Stelle. So nach einem Kopfball von Gregoritsch im Anschluss an einen Eckball von Diaz in der Nachspielzeit. Die letzte Szene der regulären Spielzeit in der gefühlt fünften Minute der Nachspielzeit: Ein Eckball von Ilicevic landet beim aufgerückten Hamburger Torhüter Adler, unser FCC kann den Ball nicht klären und so vollendet schließlich der eingewechselte Gregoritsch aus Nahdistanz zum unglaublich glücklichen und mehr als schmeichelhaften Ausgleich (90. +2).

Verlängerung. Eine enorme zusätzliche körperliche Belastung für unsere Elf, die schon in den ersten 90 Minuten weit über ihre eigentlichen Grenzen gegangen ist. Hamburg hingegen glänzte eher mit Standfußball und sollte daher auf dem Papier noch mehr zuzusetzen haben. Denkste. Unsere Spieler bissen weiter und die erste Halbzeit der Overtime war ausgeglichen. Der eingewechselte Maximilian Wolfram hat für unseren FCC im Anschluss an einen langen Einwurf von Filip Krstic sogar die Schusschance auf rechts. Er verzog aber recht deutlich (98.). Pieles Schuss von der Strafraumkante 180 Sekunden später konnte im letzten Moment geblockt werden. Sein Kopfball wenige Sekunden später ging drüber (102.). Vom Hamburger SV war weiterhin nicht viel zu sehen. Man hatte stellenweise das Gefühl, der klar favoritisierte Bundesligist wolle sich ins Elfmeterschießen retten. Keine Überraschung war demgemäß auch, dass in den ersten 15 Minuten der Verlängerung keine weiteren Tore fielen.

Mit einer bis weithin hörbaren Anfeuerung gingen unsere Spieler aus dem Kreis und in die 2. Halbzeit der Extra-Time. Es waren keine 60 weiteren Sekunden gespielt, da ergab sich ein Einwurf von der linken Seite. Filip Krstic warf den Ball weit, Johannes Pieles stieg in der Mitte hoch, wie einst Hamburgs Legende Uwe Seeler und köpfte den klasse Einwurf direkt und mustergültig ins rechte Toreck. Keine Abwehrchance für René Adler (116.). Die Stimmung im Ernst-Abbe-Sportfeld stieg noch einmal an, auch wenn das eigentlich gar nicht mehr ging. Das Paradies kochte. Irgendwann muss dieser Hamburger SV doch mal genug haben! Dieser dritte Stich in das Herz des Bundesliga-Dinos musste doch reichen! 5 Minuten vor dem Ende der Verlängerung krümmten sich René Eckardt und Sören Eismann von Krämpfen geplagt auf dem Rasen. Wer dachte, der Hamburger SV praktiziert in dieser Szene das hochgelobte Fair Play, hatte sich getäuscht. Erst als unser FCC das Spielgerät erobern konnte, wurde die Partie unterbrochen, weil Justin Gerlach die Kugel ins Seitenaus schlug. Unsere Spieler und Fans gaben noch einmal alles und bildeten eine unglaubliche Einheit! Nach Flanke von Wolfram hatte Pieles per Kopf sogar die Chance zum 4:2, doch er konnte den Ball nicht mehr exakt platzieren (120. + 1). Und dann hatte der Unparteiische endlich ein Einsehen. Schlusspfiff – das Ernst-Abbe-Sportfeld kochte über! Die anschließende Ehrenrunde hatten sich unsere Spieler zu 1903 Prozent verdient. Auch wenn sie eigentlich platt waren, wie das Blatt Papier, auf dem sich die Aufstellung des eigentlich übermächtigen HSV befand. Das alles zählt nichts, wenn jeder über seine Grenzen geht. Dann sind auch historische Erfolge wie heute möglich!

Die Stimmen zum Spiel

Bruno Labbadia (Trainer des Hamburger SV): "Glückwunsch an Carl Zeiss Jena und Volkan Uluc. Guten Job gemacht! Ich denke, dass Carl Zeiss Jena verdient weitergekommen ist, weil sie einfach über 120 Minuten leidenschaftlich gekämpft haben und einfach viele Dinge in ihrem Rahmen besser gemacht haben, als wir das in unserem Rahmen gemacht haben. Von demher ist das eine große Enttäuschung. Das hat sich im Vornherein nicht angedeutet, weil die Vorbereitung sehr gut gelaufen ist und die Mannschaft auch immer wieder an Grenzen gegangen ist. Wir sind heute professionell nicht an Grenzen gegangen und nicht über Grenzen und deswegen haben wir demnach auch verdient verloren."

Volkan Uluc (Trainer des FC Carl Zeiss Jena): "Manche Sachen sind schwer auf den Punkt zu bringen, schwer erklärbar. Man träumt immer davon, wenn man arbeitet, wenn man in der 1. DFB-Pokalrunde ist, dass man ein Fußballmärchen erleben darf. Dass es dann im Endeffekt so kommt ist natürlich wunderschön. Ganz besonders freut es mich natürlich für den Verein, für meine Spieler, weil sie wirklich einen ganz ganz tollen Tag erwischt haben, bei sehr schweirigen Temperaturen. Es ist nicht normal, dass man dann als unterklassige Mannschaft so in die 120 Minuten marschiert. Ich denke, dass wenn man 3 Tore macht, ist es schon sensationell. Aber wie die Jungs dann auch diese Nackenschläge verarbeitet haben. Ich denke, die Gegentore sind schon etwas strittig gewesen. Aber trotzdem, innerlich kann ich auch gleich sagen, in der 90 oder 93 Minuten, wo das 2:2 fällt. habe ich gesagt: "Bruno Labbadia und den Dino. Die bekommst Du nicht auf die Knie. Die bekommen das immer wieder hin, wie in der Relegation.". Aber man hat gesehen, dass die Mannschaft den absoluten Willen hatte und gerade in der Verlängerung sich vieles zugetraut hat. Und wenn dann natürlich der Hansi Pieles als frischer A-Jugendspieler, der in den Männerbereich kommt, das 3:2 macht, dann ist das Fußballmärchen perfekt. Wir freuen uns! Die Freude ist grenzenlos! Und ich denke, heute hat man gesehen, was in Jena möglich ist. Ich kann nur einen großen Dank an die Zuschauer weitergeben, die uns fantastisch gepusht haben. Die Jungs sind wirklich gut unterwegs gewesen. Ich wünsche Bruno Labbadia und dem HSV alles Gute, natürlich auch bei den Bayern. Pokal ist Pokal. Liga ist Liga. Wir sind ungemein glücklich, so einen Tag erlebt zu haben."

--da Silva

Nachbetrachtung: "Von tanzenden Toten"

16:20 Uhr, Paradies. Eigentlich ist alles vorbei, eigentlich sind die 93 Minuten rum. Und dann kommt die Schaisz-Ecke rein ...

Alles aus. Alles umsonst.

Jenas Spieler sind tot. Physisch sind einige schon längst in Avalon. Doch weniger scheint die Kraft für weitere 30 Minuten zu fehlen, als fehlt vielmehr der Glaube, einem Gegner bei zu kommen, der vom Fußballgott mit allem Dusel des Universum beschenkt wird. „Es ist so geil, HSV-Fan zu sein,“ beginnt hinter mir eine Rothose verbal zu onanieren, bis ihm einer das Handy mit der Szene vor dem 1:1 unter die Nase hält und somit den vorzeitigen Samenerguss verhindert.

Jena ist moralischer Sieger, egal wie das Spiel ausgeht. Aber das ist zu wenig, nach diesem Match, diesen 94 Minuten, die von Beginn an so liefen, wie man sich das wünscht als Zeissfan: Mutig, respektlos, einsatzstark. Der Dino hingegen ist in der Anfangsviertelstunde passiv, als hätten seine Spieler mit ´nem Jetlag zu kämpfen, nachdem sie vortags standesgemäß per Privatflieger vom Erstliga-Olymp in die Fußballniederungen hinab geschwebt waren.

So irrlichtert es vor Adlers Kasten, als Jena in der 14. Minute einen Freistoß zugesprochen bekommt. Zwei Blaugelbweiße täuschen und dann tritt Justin Gerlach an. Analog zu seinen klassischen Spieleröffnungen drischt er den Ball aus 34 Metern zwischen die gegnerischen Eckfahnen, mitten durch das bunte Treiben der HSV-Abwehr. Die Sensation bahnt sich an.

Knapp 10 Minuten später hat die Information vom Rückstand des Dinos Großhirn erreicht. Jetzt drückt der HSV und als nicht viel zusammen laufen will, hilft Kristic und kommt auf die kauzige Idee, nahezu unbedrängt einen Kopfball in Richtung des eigenen Strafraums zu spielen, direkt in den Lauf von Holtby. Klingbeil rettet zwar in höchster Not, doch für Minuten bleibt der FCC eingeschnürt, bis zum erlösenden Pausenpfiff. Donnernder Applaus beim Gang in die Kabinen.

20 Minuten danach ist Stille, selbst Hamburg jubelt verhalten. 1:1, obwohl Flankengeber Ilicevic den Ball erst kurz vor der A4 erwischt. „Ist nicht wahr, oder?!“. Geht jetzt alles seinen erwarteten Gang? Ach was! Der Dino schaltet erst mal auf Standby und lässt Jena laufen. Und bei Jena läuft einer, der das Zeug hat, Sören Eismann als Spieler der Saison zu beerben: Kleines, giftiges Robin Krauße. Der kann nicht nur Lücken stopfen, der kann nicht nur einen Gegenspieler so unaufdringlich verfolgen wie ein Zeuge Jehovas, der kann auch einen tödlichen Pass spielen. Schlegel flankt, Manni verpasst noch, doch Jova ist da. 2:1. Die Schlacht beginnt von Neuem.

Der erste blaugelbweiße Kämpfer verlässt 10 Minuten später humpelnd das Feld. Noch gut 20 Minuten bis zum Sauriersterben. Hamburg mit viel Ballbesitz, wenig Ideen und noch weniger Anstand, das Spiel zu unterbrechen, wenn ein Jenaer mit Krämpfen auf dem Feld liegt. Noch 15 Minuten, noch 12, noch 5 regulär. HSV-Großchance durch Schipplock, Koczor steht kurz vor der Einweisung in die Klappse, doch auf der Uhr liest man weiter ein 2:1. 90. Minute. Koczor mit galaktischer Parade. DAS MUSS ES SEIN!

Uluc nimmt Zeit von der Uhr, wechselt erst Jovanovic, dann Schlegel aus. Letzterer zuvor noch mit einem Sturmlauf auf der rechten Seite, Richtung Eckfahne. „Zieh die Ecke, Junge, wir haben schon Nachspielzeit!“. Aber da zieht nichts mehr, der Junge ist platt, wie die anderen auch. Doch eigentlich ist jetzt Schluss, die 3 Minuten Zugabe vorbei. Eigentlich müsste der Schiri pfeifen. Aber der gibt noch mal Ecke. Adler rennt mit vor, boxt sich eine Schneise frei . . .

Nach dem 2:2 fehlt selbst die Kraft zum Protestieren. Wie sollen die Blaugelbweiße weitere 30 Minuten überstehen? Windstärke 5, und die Hälfte von Uluc´ Kickern liegt auf dem Rasen. Doch beim HSV bläst niemand die Backen zum Sturmlauf, mit dem Ausgleich ist das Phlegma zurück bei den Rothosen. Hamburg will, Jena kann nicht mehr. Vielleicht doch? Vielleicht ein Standard? Ein simpler Einwurf bringt Jena zum dritten Mal in Front. Die Toten leben wieder und sie bleiben stehen. Bis zur 110 Minute, bis zur 115., bis zur 120.. Bis der Schiri abpfeift. Endlich. Die Toten lächeln, die Toten tanzen. Der Verein lebt wieder.

--Al Knutone