4:1 für Jena

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Sehr vorläufige Version, muss noch stark bearbeitet und ergänzt werden!


Mama, ′s Geld wird knapp!

Aufstehen um 6.00 Uhr und schon ist eine Entscheidung gefragt: wende ich noch so viel Zeit auf, mich herzurichten, bis ich wie ein Mensch aussehe oder versuche ich, entgegen aller Gewohnheiten, pünktlich zu sein? Da es immerhin Traudel war, der auf mich wartete, entschied ich mich für Variante zwei. So war ich dann wirklich pünktlich, wurde von einem köstlichem Capuccino geweckt und sollte mit Traudel schon wenig später in der Löbderstraße (oder Gasse) stehen.

4:1 für Jena“ - Ehrensache, dass wir dafür Urlaub nehmen.

In der ersten Stunde konnten wir erleben, was den Jenensern ihr geliebter FCC wert ist: eine reife Frau rief nach Musterung unseres Standes „Ach du Scheiße“, eine andere zog ihren Sohn so schnell weg, dass wir noch nicht einmal guten Weg wünschen konnten, aber gegen elf ein Hoffnungsschimmer: ein Interessent schien an unserem Stand festzuwachsen. Traudel sprang (jetzt noch schwungvoll und dynamisch) herbei und stellte die Aktion „4:1 für Jena“ vor, zeigte ein Bild von Peter Ducke, schickte gedanklich ein Stoßgebet zum Himmel und fragte vorsichtig, welches Verhältnis der gute Mann wohl zum FCC habe. Nun ja, der ältere Herr war taubstumm und interessiert sich nicht für Fußball … alles in allem ein durchaus hoffnungsvoller Beginn!

Aufgrund der Ignoranz, mit der wir vom vorbei strömenden Publikum gestraft wurden, überlegten wir kurz, ob wir uns unter unserem Stand verstecken wollen – aufgrund der mangelnden Standsicherheit, musste ich als Statiker das Ansinnen ablehnen. So standen wir weiter an der Eselsbank.

So langsam lichtete sich der Nebel, gegen zwölf schien tatsächlich die Sonne, danke dem Sonnenkönig!

Erfolg kann nicht nur personifiziert werden, man kann ihn auch hören, nämlich in Form klimpernder Münzen in unserer Sammelkasse. Ein neues Problem machte sich breit: „4:1 für Jena“ animierte einige Passanten zum Spenden von vier DM, doch einmal in Euphorie versetzt schworen wir uns, auch dieses Problem noch zu lösen, haben wir auch sehr schnell, eine Rentnerin spendete zwei DM!

Ich wurde mutiger, sprach wieder einen interessiert beobachtenden Passanten an, der mir freundlich, aber bestimmt folgenden Hinweis gab: „versuch′ es mal mit arbeiten.“ Das erste mal musste ich mich setzen, und ließ, wie H. Hrubesch zu sagen pflegt, das Geschehene Paroli laufen, doch es kam noch schlimmer: eine Frau, die die besten Jahre wohl auch schon hinter sich hatte, giftete Traudel an, dass sie auch protestiert, und zwar gegen die schlechte Beleuchtung des Westbahnhofes! Nachts, ab 22.45 Uhr sei es dort sehr dunkel … während ich überlegte, mir die Spendenkasse schnell über den Schädel zu hauen, konnte Traudel die gute Dame zum Verschwinden animieren – Flutlicht dem Westbahnhof !

Ich versuchte es noch einmal, stand auf und bemühte mich um ein optimistisches Gesichtsspiel. Eine Rentnerin mit Gehhilfe kam zu unserem Stand, doch schien die Hilfe wohl nicht so sehr durch körperliches Gebrechen, sondern vielmehr durch übermäßigen Genuss irgendwelchen Fusels notwendig zu sein. Als ich es roch, bereute ich meinen Eifer, doch es war zu spät! Sie möchte nicht wählen und die Bäckerin hat ihr eine Tüte gegeben – auch wenn ich die kausalen Zusammenhänge nicht begriffen habe, musste ich mich nach diesem Erlebnis wieder setzen.

Da saßen wir nun, Traudel, der Mitarbeiter des Mercedes-Autohauses und ich, sagt man dazu Bettel-Sandwich? Dem Autoverkäufer wurde es zu bunt, er verschwand mal kurz und wurde vom Schicksal bestraft: da kommt einmal ein Interessent für das Mercedes Sport-Coupe und der Verkäufer fehlt – schade! Der Interessent, ein siebenjähriger Knirps, der sich nach dem Preis „der Kiste da“ erkundigte, gelobte dem FCC noch lebenslange Treue und ging von dannen … endlich wieder ein Erfolg!

Die Mittagssonne meinte es gut mit uns, denn aller Anlaufschwierigkeiten zum Trotz, beschien sie einen kleinen Ansturm auf unseren Stand. Die Autogrammkarte von Peter Ducke wurde voller Ehrfurcht in den Händen gehalten, „ich war dabei“ sagte der eine oder andere Passant mit stolz. Ein Georgier sprach uns auf das EC-Finale an, war seinerseits gerührt, als ich den Namen Schengelja ins Feld führte; ein Westfale spendete spontan 20 DM, als er erfahren hat, dass Bernd Schneider und Jörg Böhme in Jena ausgebildet wurden – die Jugendarbeit muss weiter gehen, das ist einhelliger Tenor in er Stadt!

Ein Rentner spendete 20 DM und bedauerte, dass er aufgrund seiner Blasenschwäche nicht mehr ins Stadion kommen kann. FCC, du wirst geliebt!

Am Ende saßen wir nur noch, gezeichnet von einem anstrengendem Tag, aber nicht enttäuscht. Der FCC wird nicht untergehen, so lange er Fans hat, die immer für ihn da sind, wenn sie gebraucht werden, so lange der Verein die Bindung zur Stadt pflegt. Es hat Spaß gemacht! Ein Wunder war nötig, um den AS Rom auszuschalten, es geschah. Zur finanziellen Gesundung des Vereines muss ebenso ein Wunder her, warum nicht ein „4:1 für Jena“ ?

--Tobias Gerlach