1935/1936 Endrunde DM 1. Spieltag: VfR Wormatia Worms - 1. SV Jena 3:1
| Spieldaten | |
| Wettbewerb | Deutsche Meisterschaft, Endrunde 1. Spieltag |
| Saison | Saison 1935/1936 |
| Ansetzung | Wormatia Worms - 1. SV Jena |
| Ort | Wormatiaplatz an der Alzeyerstraße in Worms |
| Zeit | So. 05.04.1936 |
| Zuschauer | 6.000 |
| Schiedsrichter | Keller (Karlsruhe) |
| Ergebnis | 3:1 (2:1) |
| Tore |
|
| Andere Spiele oder Berichte |
|
Aufstellungen
- Worms
- Gustav Ebert
- Jakob Fröhlich, Hermann Closet
- Fritz Fries, Matthias Kiefer, Willi Zimmermann
- Martin Busam, Jakob Eckert, Josef Fath, Franz Lehr, Willi Winkler
Trainer: Ludwig Müller
- Jena
- Paul Günther
- Walter Hädicke, Kurt Ketteritzsch
- Walter Paul, Heinz Werner , Heinz Kleinsteuber
- Ludwig Hymon , Bernhard Schipphorst , Walter Bachmann , Erich Himmsler , Alex König
Ersatz : Schüßler
Trainer: Josef Pöttinger
Spielbericht



- In Worms ist Wormatia kaum zu schlagen , Fath und Winkler gaben den Ausschlag - Erst ein Elfmeter bringt das 3-1
Es ist schwer in Worms zu gewinnen , Jena kämpfte ehrenvoll , tapfer und die Entscheidung fiel erst in der Schlußviertelstunde durch Elfmeter . Kiefer war eigentlich für dieses Spiel gesperrt , aber er wurde begnadigt (DFB !!!). Immer wieder geriet Jenas Abwehr ins Wanken bei den gut vorgetragenen Angriffen der Wormser . Jena besitzt nicht so viele Größen wie Worms . Aber Jena hielt mit Eifer dagegen . Nach dem 3:1 mußte Worms dem hohen Tempo Tribut zollen und Jena kam auf . Aber sie verpassten es Tore zu schießen und so war das Aufflackern wirkungslos . Jena hätte eher loslegen müssen , dann hätte man Worms in arge Bedrängnis bringen können . Beste Jenaer Ketteritzsch , Hädicke , Werner , Paul und Schipphorst .
Aus dem Bericht von Dr.C.E.L. aus dem Fußball vom 7.4.36
Die weite Reise war der Thüringer Mannschaft offensichtlich nicht gut bekommen . Bei normalen Bodenverhältnissen wäre diese Tatsache wahrscheinlich nicht so sehr ins Gewicht gefallen wie gerade gestern , wo sich der Wormatiaplatz als sehr schwerer Boden zeigte . Zwei Tage Dauerregen hatten den Platz völlig aufgeweicht , nur ein heftiger Sturm hatte die Wassermassen verteilt und das Feld spielbar gemacht . Es zeigte sich im Verlauf des Kampfes , daß die eingeschlagene Gangart für die Gäste zu lebhaft war , zumal auch Mittelläufer Werner eine Verletzung abbekommen hatte und später deshalb sogar in den Sturm gehen mußte . Außerdem muß bei der Niederlage berücksichtigt werden , daß gleich zu Beginn des Kampfes der Tormann Günther ein reichlich leichtsinniges Tor erhielt , das keineswegs die Kampfkraft der Elf gehoben haben dürfte . Es bedurfte dann erst einmal erheblicher Anstrengungen , bis der Ausgleich erzielt war , und im entscheidenden Augenblick fehlten die unnötig ausgegebenen Reserven . W-System: Die Jenaer Mannschaft spielte mit einer sich nachteilig auswirkenden Konsequenz das W-System . Es blieb fast allein den Außenstürmern und dem Mittelstürmer überlassen , die Wormser Verteidigung zu überwinden . Dies gelang kaum . Es war der Fehler der Elf , daß sie nicht in der Lage schien , rechtzeitig eine andere Formation zu wählen , die dem Sturm eine bessere Unterstützung gebracht hätte . Darüber hinaus lagen aber die Halbstürmer noch so weit zurück , daß das Mittelfeld fast ganz den Wormsern überlassen blieb . Wenngleich diese Taktik bei der Gefährlichkeit des Wormser Sturms nicht ganz ohne Berechtigung war , so hätte doch , als man fühlen mußte , daß der Sieg nur im verstärkten Angriff liegen würde , das Spiel offensiver gestaltet werden müssen . Technik der Jenaer : Wir sahen in der Meister vom Gau Mitte eine Elf , die sich als technisch gut durchgebildet vorstellte . Es war erstaunlich , wie selbstverständlich manchmal das Zusammenspiel Zwischen den paar Männern im Sturm lief - und es spricht für die Qualitäten der Stürmer , daß sie trotz ihrer Minderheit recht oft zu gefährlichen Angriffen kamen . Aber um sich endgültig durchzusetzten : siehe oben . Die Feinarbeit der Stürmer wurde ebenfalls von dem Mittelläufer Werner erreicht der , solange er noch gut auf den Füßen stand , rationell und technisch fast fehlerfrei seine Bälle weitergab . Es war auffallend , wie ruhig und sauber von diesem wahrhaften Mittelpunkt der Elf die Bälle verwertbar zu den Mitspielern kamen . Am meisten gingen auf diese Anregungen noch der Mittelstürmer Bachmann und der Halblinke Schipphorst ein . Besonders der letztere zeigte auch im Feld einige beachtliche Täuschungsmanöver , mit denen er sich und seine Nebenleute oft genug freispielte . Das eisern durchgeführte Deckungsspiel der Außenläufer verhinderte eine zu lebendige Entwicklung der gefährlichen Wormser Flügel . Der Linksaußen Fath von Worms wurde durch den rechten Läufer Kleinsteuber fast völlig kaltgestellt , und er dürfte selten einen so wachsamen Betreuer gehabt haben . Winkler erfreute sich durch Paul der gleichen Behandlung . Die Einsatzbereitschaft der Verteidiger , die beide ein fast tadelloses Spiel hinlegten , und im gegebenen Moment stets noch die Zeit und Kraft zum weiten , vorbildlich flachen Abschlag fanden , verdient höchste Anerkennung . Nicht so gut kann die Leistung des Torwächters Günther beurteilt werden , der den schon geschilderten Fehler machte , und so seine sonst recht ansprechende Leistung gewaltig schwächte . Die Wormser hatten ihre Stärke im Sturm , der vom Mittelläufer Kiefer in hier gut bekannter Art vorbildlich eingesetzt wurde . Auffallend war wieder die Schußfreudigkeit der Stürmer , die Günther manchmal lebhaft beschäftigten . Die harte Hintermannschaft der Wormser wurde mit den wenigen Stürmern fast immer fertig . Setzte sich die Technik der Gäste doch einmal durch , so hatte der Wormser Tormann Ebert das notwendige Glück und Können , um Erfolge zu vereiteln . Als die Wormser Elf dann im Gefühl des Sieges sich vorsichtig zurückhielt , und dadurch einen eindrucksvollen Endspurt Jenas begünstigte , hatten , besonders die Außenstürmer Hymon und König , reichlich Pech mit ihren Scharfschüssen .
Der Gesamteindruck war , daß Jena das Spiel zurecht verlor , ohne als Mannschaft unterlegen gewesen zu sein . Versagen des Tormanns und taktische Mängel drückten die Mannschaftsleistung unter die der Wormser . Aber das Können der Gäste steht unumstritten fest .
Ueber den Schiedsrichter kann geschrieben werden , daß er die Gäste nicht bevorteilte . Insbesondere gab er den Elfmeter , der das dritte Tor brachte , als eine etwas zu harte Strafe . Denn Paul hatte sicherlich nicht die Absicht den Ball-am-Fuß durchlaufenden Wormser Rechtsaußen zu legen . Es war mehr eine Ungeschicklichkeit .
Die Tore :
7. Minute : Ein ungefährlich aussehender halbhoher Ball kam schräg auf das Jenaer Tor . Günther eilte heraus und sprang nach dem Ball . Merkwürdigerweise ließ er jedoch diesen fallen , so daß der nachgesetzte Wormser Mittelstürmer Eckert nicht mehr viel mühe hatte , ins leere Tor zu schieben . 1:0 .
23. Minute : Die dritte Ecke für Jena wurde von Lehr schwach ins Feld gespielt . Der linke Läufer Jenas , Paul , eilte herbei , bediente den auf dem Mittelstürmerplatz freistehenden Schipphorst glänzend ; dieser schoß den Ball aus achtzehn Metern unheimlich scharf ins rechte Wormser Eck. 1:1 .
27. Minute : Fath hatte , selten genug , und nur durch ein Mißverständnis der Verteidigung , den Ball erhalten . Er flankte sofort flach zur Mitte , wo der vor dem Tor völlig ungedeckt stehende Eckert aufnehmen , und aus vier Metern unhaltbar einschieben konnte . 2:1 .
72. Minute : Zimmermann lief mit dem Ball am Fuß in der Thüringer Strafraum . Paul kam mit ihm zusammen , und der davoneilende Wormser Rechtsaußen blieb hängen . Den Elfmeter verwandelte Kiefer glatt . 3:1 .
6000 Zuschauer freuten sich über das technisch ausgezeichnete Spiel der Gäste , die auch in sportlicher Beziehung einen sehr guten Eindruck machten .
Bericht von Th. Kiesewetter , Worms für die Jenaische Zeitung vom 06.04.1936
Anderes Spiel in der Gruppe
- 1.FC Nürnberg : Stuttgarter Kickers 2:0