1987/1988 FDGB-Pokal Finale: BFC Dynamo - FC Carl Zeiss Jena 2:0 n. V.

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Spieldaten
Wettbewerb FDGB-Pokal, Finale
Saison Saison 1987/1988
Ansetzung BFC Dynamo - FC Carl Zeiss Jena
Ort Stadion der Weltjugend in Berlin
Zeit 04.06.1988 15:00 Uhr
Zuschauer 40.000
Schiedsrichter Günter Supp (Meiningen)
Ergebnis 2:0 n.V.
Tore
  • 1:0 Doll (112.)
  • 2:0 M. Schulz (116.)
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Aufstellungen

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
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Berlin
Bodo Rudwaleit
Frank Rohde
Waldemar Ksienzyk, Burkhard Reich, Marco Köller
Bernd Schulz, Rainer Ernst, Eike Küttner,
Thomas Doll (ab 118. Sven Fochler), Frank Pastor (ab 114. Michael Schulz), Andreas Thom

Trainer: Jürgen Bogs

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Jena
Perry Bräutigam
Heiko Peschke
Mario Röser, Thomas Ludwig, Jens-Uwe Penzel
Michael Stolz, Jürgen Raab, Stefan Meixner, Stefan Böger
Henry Lesser (109. Jörg Burow), Ralf Sträßer

Trainer: Lothar Kurbjuweit

Spielbericht

Sie kamen schließlich doch noch

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Warten auf Tore! Lange wurden wir auf die Folter gespannt. Dabei schienen sie vorprogrammiert zu sein. Schließlich hieß es am 9. September ´87 im Punktspiel 5:0 für den Meister, am 19. April ´88 beim Rückspiel im Abbe-Sportfeld 3:2 (nach einer 2:0 Pausenführung der Zeiss-Städter). Siebenmal hatten da Thom (5) und Ernst (2) getroffen.

Natürlich verdienen die spielentscheidenden Treffer die besondere Aufmerksamkeit. Dolls Flachschuß (112.) war das Resultat eines sporadischen Powerplays der Berliner. Mit dieser Variante geizten sie über die volle Distanz. Da 2:0 durch den eingewechselten Michael Schulz (116.) war ein klassischer Konter in einen Jenaer Verzweiflungsangriff hinein nahezu folgerichtig. Drei Weinrote (Küttner, Thom, M. Schulz) sprinteten auf und davon in die leere Zeiss-Hälfte hinein. Der Rest war Formsache.

Spielszene mit Jürgen Raab (l.), Bernd Schulz (r.) und Heiko Peschke (M.)

Ein Spruch aus der Fußball-Stammtischrunde: Der Sieger hat immer recht! Noch dazu der Doppelgewinner, weil er seine Favoritenrolle bestätigte.

Erkenntnis aus der Praxis: Nicht immer triumphiert die aktivere, das Spiel variabler gestaltende Elf!

Im Angriffsspiel mangelte es an Initialzündung. Thom (gegen Röser), Doll (gegen Penzel) und Pastor (gegen Ludwig) blieb der Zugang zu Doppelpässen zumeist verwehrt. Aus den Dribblings resultierte nur geringe Torgefährlichkeit. Einzelaktionen überwogen, zu unentschlossen obendrein (Thom/21.). Erst nach einer Stunde zwang Thom mit einem 25-Meter-Volleyschuß Bräutigam ins Dreieck! Direktfreistöße (Ernst/2., Thom/21.) sahen den Jenaer Keeper auf dem Posten. Pastors Kopfballqualitäten wurden nur einmal (81./Latte!) sichtbar, die besseren Kopfballchancen (90.,96.) ließ er aus. Im Zentrum wurden die Räume eng (Ernst jagte in die Wolken/46.). Von den Flügeln kam von Doll die Attraktivität (104., 106.), mit Flachschüssen die Bräutigam in großem Stil parierte.

Mit soviel technischem Kalkül (was war das: kontrollierte Offensive oder Super-Safety first durch den Titelträger?) warteten die Thüringer nicht auf. Ihre bekannte Angriffswaffe, nämlich temperierte Steilpässe von Raab und Meixner auf den Sprinter Lesser (15./Riesenchance!) und den Kämpfer Sträßer - Köller und Reich hatten Riesenprobleme gegen sie! -, wirkte wie der Daumen am Abzug. Distanzschüsse (Stolz/5., Raab/32., 28., 37., 96., 107.) beunruhigten die BFC-Deckung. Urplötzlich sprinteten Böger und Stolz aus dem Mittelfeld in die Tiefe. Kopfbälle von Raab (25.) und Stolz (92.) forderten Rudwaleits ganze Aufmerksamkeit. Überraschend bot der Verlierer mehr Ideen, kam geradlinig und im Rhythmuswechsel. Frappierend, daß Stolz (110.) und Penzel (119.) noch in der Schlußphase Einzelaktionen in petto hatten(langes Dribbling des einen und wuchtiger Schuß, 35-Meter-Distanzknaller, des anderen), die von individueller Mobilität und erst recht von konditioneller Fitneß Zeugnis ablegten.

40.000 Besucher sahen unsere beiden EC I- und EC II-Teilnehmer. Sie werden sicherlich auch die Hoffnung nähren, daß in die Absichten, Tore herauszuspielen (oder auch herauszukämpfen), wesentlich mehr Effektivität von internationalem Standard investiert werden muß.

(Günter Simon in "Die Neue Fussballwoche" vom 7. Juni 1988)

BFC-Elf schaffte Doppel, aber Jena wehrte sich sehr lange

Erst in der Verlängerung fiel die Entscheidung zugunsten des DDR-Fußballmeisters

Fast alle waren sich nach dem zweistündigen Pokalfinale einig, ein interessantes, spannendes und kurzweiliges Spiel erlebt zu haben. Der Sieg und damit die neugeschaffene Trophäe ging an den BFC Dynamo, der damit erstmals in seiner Klubgeschichte das schon seit langem angestrebte Ziel, neben dem Meistertitel auch den FDGB-Pokal zu gewinnen, erreichte und darum natürlich sehr glücklich war. Unter den Zuschauern gab es viele, die die Frage stellten, ob dieser Erfolg verdient war. Die Antwort läßt sich einfach formulieren: Ja, weil die Elf die erforderlichen Tore schoß. Dem Kontrahenten aus Jena gelang dies nicht. Die Zeiss-Elf hatte insgesamt die größere optische Überlegenheit, doch jedermann weiß, daß dafür kein Preis vergeben wird. Dennoch: Auch dem Verlierer gebührt Respekt für seine Haltung, dieses Spiel für die 40.000 im Stadion und für die vielen am Fernsehschirm bis weit in die Verlängerung hin offen gestaltet zu haben. Allein die Tatsache, daß ein Spiel nach eineinhalb Stunden verlängert werden muß, macht deutlich, wie eng der Zieleinlauf war.

Erst kürzlich wurde das entscheidende Spiel auf unserem Kontinent, das Europapokalfinale der Landesmeister, mit dem allerletzten Duell, dem Elfmeterschießen, entschieden. Vergleiche sind aus den verschiedensten Gründen immer sehr gewagt, aber unser FDGB-Pokalfinale nahm sich so schlecht nicht aus... Bereits vor dem Anpfiff stand fest, daß es nicht mehr um internationale Startplätze ging. Manche dachten gar, daß die "Luft" deshalb völlig raus sei. Die Mannschaften dachten glücklicherweise nicht so. Der BFC begann zwar verhalten, steigerte sich erst spät, als die Jenaer ihrem Tempo Tribut zollen mußten. Jena machte von Beginn an wahr, was die Elf zuvor verkündet hatte: Wir wollen unseren Europapokalplatz nicht durch irgendwelche Konstellationen, sondern durch den eigenen Sieg! So entwickelte sich unter der souveränen Leitung von Schiedsrichter Supp ein anschauenswertes Spiel. Gewiß gab es einige Phasen, die man sich auch prickelnder hätte vorstellen können.

Aber wer kurz vor Ende der 90 Minuten genau hinschaute, der spürte, wie bei beiden Mannschaften die Kräfte nach dem Tempospiel schwanden. Beide hatten genügend Chancen, das Spiel längst entschieden zu haben. Beide müssen sich auch den Vorwurf gefallen lassen, mit ihren Chancen sehr sträflich umgegangen zu sein. Und wer denkt da nicht an den Herbst, wenn die nächsten Spiele im Europapokal rufen. Fair war es, und dafür gebührt dem BFC und Jena durchaus Respekt. Und die oft kaum bemerkten versöhnenden Gesten trugen zu einer wohltuenden Finalatmosphäre bei. Ähnliches läßt sich auch von den ersten Trainer-Kommentaren sagen. Sowohl Bogs als auch Kurbjuweit gaben sachlich ihr Urteil ab. Ein Finale, das gegenüber viele anderen nicht abfiel, das Mängel und Stärken offenbarte und insgesamt einen doch versöhnenden Schlußpunkt unter die Saison setzte. Bliebe höchstens noch anzumerken, daß zwei Spieler besonders auf sich aufmerksam machten: Jürgen Raab und Frank Rohde.

(aus "Neues Deutschland" vom 06.06.1988)

Pokalfinale vor 20 Jahren

1.FC Union Berlin : FC Carl Zeiss Jena 0:1 - Tor : W. Krauß

  • Jena : Blochwitz , Preuße , Stein , Werner , Brunner , Schlutter , B. Krauß , W. Krauß , P. Ducke , Scheitler , R. Ducke ( Grapenthin , Meyer , Lindemann , Irmscher) - TR.: Buschner