2006/2007 22. Spieltag: SC Paderborn 07 - FC Carl Zeiss Jena 0:1

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Spieldaten
Wettbewerb 2. Bundesliga, 22. Spieltag
Saison Saison 2006/2007, Rückrunde
Ansetzung SC Paderborn 07 - FCC
Ort Hermann-Löns-Stadion
in Paderborn
Zeit So. 18.02.07 14:00
Zuschauer 5.361
Schiedsrichter Welz (Wiesbaden)
Ergebnis 0:1
Tore
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Trikotfarben
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Paderborn
Lukas Kruse
David Fall , Roel Brouwers , Andrew Sinkala , Garry de Graef
Markus Krösche , Karsten Fischer (73.Erwin Koen)
Daniel Brinkmann , Dennis Schulp (59.Timo Röttger) , Benjamin Schüßler (59.Nebojsa Krupnikovic)
Thomas Bröker

Trainer: Holger Fach

Trikotfarben
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Jena
Giorgi Lomaia
Leendert van Steensel , Toni Wachsmuth , Alexander Voigt , Ronald Maul
Kevin Schlitte (78.Felix Holzner) , Filip Tapalovic , Mark Zimmermann , Christian Fröhlich
Mohammed El Berkani (67.Fiete Sykora) , Mikheil Ashvetia (58.Sercan Güvenisik)

Trainer: Heiko Weber

Spielbericht

Ein dreifaches Helau an all die Remptendorfer Faschingsverrückten und sonstigen Karnevalsfanatiker, sei es in Jena und Umgebung oder im weiten Ostthüringer Land, die eine belanglose Festivität närrischen Treibens einem Spiel des unvergleichlichen FC Carl Zeiss Jena vorzogen - ich gönne euch euren banalen, tristen und dürftigen Rosenmontagskater, denn meiner ist ein unvergleichlich anderer: er rührt aus Ostwestfalen, er ist gewaltig, erhaben und wird noch Tage andauern. Es ist der Kater nach einem Sieg, einem längst überfälligen Sieg, und ist es diesmal nicht der Geruch von Napalm am Morgen, der jenen Sieg verheißt, sondern eine Fahne, deren frisches Wehen selbst dem edelsten Eau de Cologne zur Ehre gereichte, während anderes Kölnisch Wasser in Essen von vielen roten und weißen Wangen rann.

Es ist ein Kreuz mit dem Kreuz, wenn man an Alzheimerbulimie leidet und Tag für Tag auf die leibhaftigen zwei Zentner ein weiteres Pfund draufpackt, aber das Hermsdorfer Kreuz ist nächst dem Christi ein Ort der Begegnung und der freundlichen Aufnahme. Die Trinkbrüder und Zechgesellen ohne Führerschein und geregeltes Einkommen, aber, so scheint’s, mit wohlgefälligem Auskommen, befragten mich in der Shelltanke früh kurz nach sieben Uhr, wohin ich mich im stattlichen Ornat begeben möchte und abends gegen Acht wurde ihnen von mir wiederum Bescheid getan, sie mochten noch vom Morgen da stehen oder ein verdientes Päuschen auf dem heimischen Sofa eingeschoben haben. Das Auto aus dem wilden Leipziger Norden mit seinem sicheren Neu-Gohliser Steuermann beanspruchte eine preußische Tugend nur wenig, bevor die Reise in die neblichten und dumpfen Weiten des Nordens heiter und beschwingt beginnen konnte.

Man kann sagen, was man will, aber das Internet und seine Kommunikationsmöglichkeiten torpedieren mitnichten soziales Verhalten oder leisten gar asozialem Solipsismus Vorschub; bei richtigem Gebrauch bewirken virtuelle Netzwerke und ein Forum wie das unsrige das genaue Gegenteil. Wenn ich überlege, dass ich seit einem Vierteljahrhundert zum FCC pilgere und erst in den letzten Jahren über unsere Plattform so viele neue Freunde gewonnen, so viele Kontakte geknüpft habe, dass mir, der ich bislang nur die Zeissianer aus dem engsten persönlichen Umkreis kannte, aus der großen gesichtslosen Masse der Blau-Gelb-Weißen nun dutzendfach die Individuen, Einzelschicksale und Spezialcharaktere zuwuchsen – wenn ich all das einrechne und veranschlage, dann möchte ich an dieser Stelle einmal Dank sagen an diejenigen, die dieses Forum betreiben, ihre Arbeitszeit und Mittel aufopfern und damit auch die Besetzungsliste jenes Kraftfahrzeuges ermöglichten, das, verfolgt von einem ramederischen Fünfer, über verschiedene Autobahnen nach nur drei Stunden Fahrt das Paderborner Land gewann.

Freilich bewirkt die alleinige Lektüre von Forumsbeiträgen ihr Eigenes und ohne die persönliche Verbindung zum jeweiligen Verfasser mag manches auf den Normalbürger und Durchschnittsmenschen seltsam wirken und ein jeglicher – sei er ein flacher Kopf oder ein genialer – wird sich sein eigenes und damit konsequenterweise immer subjektives Bild machen. Und selbst Bekanntschaft schützt vor Torheit nicht! Da will der gewaltige Markländer mich in Stücke zerreißen, weil ich ihm in der Hermann-Löns-Kampfbahn in die Ohren brülle, auf seine bares Haupt sabbere oder Lok verteidige; ein drahtiger Mischobst will einfach die zwei Seelen (Zwei? – Hunderte!) in meiner Brust nicht begreiffen und setzt mir pädagogisch zu, ich solle Dr. Jekyll nicht einem Mr. Hyde weichen lassen; ein verschmitzter MS007 kneift mir – ganz Großtante und Mütterchen – in die rosigen Wangen und amüsiert sich köstlich über mein natürliches Rouge; der schöne Norman schießt zu allen Zeiten und an allen Orten degoutante und unzüchtige Fotos von unserer Besatzung in allen Lebenslagen, der blitzgescheite Wortmetz Kopfnuss hält allzeit Notizblock und Stift bereit, um aber auch jedes Detail, sei es auch noch so pikant, zu protokollieren und zu guter Letzt zeigt mir der Franzose seine drei Liebsten, zwei davon wahrscheinlich mit Stammbaum.

Zu Paderborn war hier schon einiges zu lesen, Gunner etwa hat sich auch der kulturhistorischen Miniaturen erbarmt und ich verweise immer wieder zu gern auf den streitbaren und unglaublich klugen Kirchenkritiker, Tiefenpsychologen und Schriftsteller Eugen Drewermann, der in der Bischofsstadt lebt und arbeitet und vielleicht irgendwann den Papisten endgültig seine letztgültigen Thesen vor den Dom sch(m)eißt; meines Beifalls kann er gewiss sein, ich habe immerhin ein halbes Dutzend seiner nunmehr wohl beinahe achtzig oder hundert Bücher gelesen – ein Genie der Feder und des gesprochenen Wortes. Ansonsten ein einziges Elend. Eine Provinzposse ohnegleichen, ein trauriges Nest, voll gestopft mit Uralten, die fröhlich auf den Tod warten. Wenn man in Paderborn wohnt, muss einem das Paradies freilich als gefälliger Aufenthalt vorkommen. Deutsche Tristesse in ihrer reinen und vollkommenen Form. Keine Spur von Lebensborn in Paderborn. Nicht „Born to be wild“, sondern „Born to be dying“! Überboten wurden jene Impressionen einer sonntäglich toten Stadt tatsächlich nur noch vom Fußballtempel „Hermann-Löns-Stadion“, dessen Parallelwelt einen an die bei Kabel1 neu gestartete Serie „Life on Mars - Gefangen in den 70ern“ erinnerte, denn bereits im Jahrzehnt meiner Geburt muss dieses Stadion ein unsäglich hässliches und baufälliges gewesen sein.

Und trauriger noch die Paderborner Fanszene, die ähnlich dem rot-weißen Pack aus Westweimar in keiner Weise keine Herausforderung darstellte. Wenn man bei einer meiner früheren Beschreibung der entsprechenden Fanszene – („[i]Nur pubertäre und picklige Jugendliche mit Vorhautverengung und RTL2-Diplom und senile, sabbernde und inkontinente Greise mit Hornbrillenkassengestellen und Gehhilfen. Kein einziger gestandener Mann, kein ebenbürtiger Gegner im Streit der Waffen und Gesänge. Die Erfurzer Fans ein einziges Trauerspiel und physisch wie psychisch ein mobiles Feldlazarett und eine Nervenheilanstalt auf Tagesfahrt. Die ungeheuerliche Zahl missgestalteter Physiognomien erschütterte selbst die eingefleischten Zeissjünger und ließ für geraume Zeit ein wenig Mitleid mit den so von der Natur geschundenen Seelen aufkommen.[/i]“) – alle attributiven Beleidigungen, bösartigen Zuschreibungen, Injurien und üblen Nachreden weglässt, dürfte sich vor dem geistigen Auge des Betrachters ein geschlossenes Bild der schwarz-blauen Anhängerschaft manifestieren. Kinder, Jugendliche und alte Männer; allesamt friedlich und emotionslos mit wenig Kraft zum Support ihres farblosen Vereins. Die traurige Karikatur eines Fußballfans, chorisch begleitet von der Karikatur eines dreisilbigen Schlachtrufes. Halten zu Gnaden, aber solch ein Verein hat nichts, aber auch gar nichts in der Zweiten Bundesliga zu suchen, auch wenn der von weither und also schon von der Autobahn sichtbare und noch recht hässliche Betonklotz als neue Spielstätte dräut.

Und da schob sich – kurz nur, aber grell – die bange Frage in mein Bewusstsein, was sich wohl gegnerische Fans denken möchten, wenn sie an dem Tage, an welchem der Herr ruhte, von der Autobahn an Lobeda vorbei das Ernst-Abbé-Sportfeld zu Füßen der Kernberge gewinnen. Ist für jene Jena auch eine tote Stadt mit hässlichem Stadion inmitten öder Natur, ein bedeutungsloser Verein mit albernen Farben ohne wirkliche Fans? Ich antworte selbst: Wen interessiert’s, was solche Vollspacken denken?! Jena ist eine brodelnde Stadt, ewig jung durch ewige Studenten, wirtschaftlich solide, prosperierend in allen Bereichen, gelegen im anmutigen Saaletal, umrahmt von den Bergen der Freude, erwärmt von Mutter Natur und der Menschen Treibhausgase; der Verein eine Legende, reich an Tradition und Erfolgen und mit einer glühenden und ewig treuen Anhängerschaft, deren Vielgestaltigkeit in Deutschland ihres Gleichen sucht. Möge den Fans des SC Paderborn 07 ein gleiches Bewusstsein ihrer Größe beschieden sein, wenn auch bescheidener in Liga 3. In meiner übergroßen Freude möchte ich großmütig sein, was aber geht mich fremdes Leid an!

Das Spiel selbst schien beweisen zu wollen, dass wir endlich begriffen haben, wie in der Zweiten Liga Fußball gespielt wird und dass der Fußballgott auf die Länge gesehen doch ein gerechter ist. Eine vernünftige erste Halbzeit unserer Mannen, wenn man die Ausgangssituation, die Rasenverhältnisse und eben reinrassigen Abstiegskampf berücksichtigt und in Rechnung stellt. Und ein so eminent wichtiges Tor zu einem so wichtigen Zeitpunkt, praktisch mit dem Halbzeitpfiff vor dem gut gefüllten und völlig ausflippenden Gästeblock; dann wie gegen Essen den Faden verloren, aus einem sich viel zu tief und zu lange in die eigene Hälfte drängen lassen ergaben sich einige große Chancen für die Gastgeber und nur die ungeheuren Paraden unseres Torhüters retteten den Sieg in einem Spiel, das noch vor drei oder vier Wochen verloren worden wäre. Bei aller Euphorie: Die Baustellen sind noch immer solche. Unsere Abwehr lässt sich in allen Gazetten und sonstigen Medien rühmen und in vielen Belangen zu Recht, denn sicherer und kompakter ist sie geworden, doch fragt sich dennoch, wieso unser genialer Tormann ein ums andere Mal einem frei zum Schuss oder zum Kopfball kommenden Paderborner den Ball und damit unseren Fanherzen das Dolchstoßelend wegzufangen genötigt war. Gegen Essen und Paderborn hat er uns gerettet, der Mann, dessen Namen die Fans in ihrer thüringischen Mundart skandieren, als wollten sie den Schauspieler und bekennenden Schalkeanhänger Peter Lohmeyer preisen. Das wird nicht immer funktionieren, auch ein Christian Person hatte seine geniale Zeit, ich sage nur Lübeck. Dass man einen Leuchtturm wie den zweieinhalb Meter großen Paderborner an der Außenlinie nicht in den Griff bekommt, da er doch schwerlich eine gewandtere Spielweise an den Tag legen dürfte als unsere wesentlich kleineren Abwehrleute, das will mir wirklich nicht in den Kopf. Und im Sturm bzw. der Offensive überhaupt klemmt es trotz des quirligen jungen Türken noch am Meisten; der direkte Zug zum Tor ist Mangelware und zwar auch als Folge eines mangelnden Selbstbewusstseins und verhaltener oder gar ängstlicher Spielweise. In der ersten Halbzeit war das sehr gut zu beobachten, wie mehrfach unsere Spitzen über rechts außen kommend das schroffe Hineinstoßen zum Strafraum oder zur Außenlinie vermieden, weil sie das Tackling des mächtigen und grimmigen Negers in der Paderborner Innenverteidigung fürchteten. Verletzungen sollten nicht erzwungen werden, wir hatten derer folgenreich genug die Saison, aber ich erwarte vollen Einsatz des Körpers; gerade auch unmittelbar vor Schluss, als sich einer der Unsrigen scheut, mit dem Kopf die wirklich sehr brenzlige Situation an der Strafraumgrenze zu bereinigen. Schlusspfiff, unbändiger Jubel, im Ganzen ein verdienter Sieg - und auch wenn ihr mich für verrückt haltet, aber der Klassenerhalt beschäftigte mich zu diesem Zeitpunkt weniger als wahrscheinlich die meisten von euch. Wenn diese Mannschaft im Falle eines Abstieges nicht gänzlich auseinander fällt, ist mir um Platz 10 in der Regionalliga und damit um die Qualifikation für die 3. Bundesliga nicht bange.

Die Stimmung im Block war gut, auch wenn ich mir die zweihundert Mann mehr gewünscht hätte, welche die Tausend rund gemacht; aber vielleicht lag es ja wirklich an den einleitend genannten Aktivitäten vieler Zeissianer. Trotz der akustisch ungünstigen Gästekurve durchweg guter Support, auch wenn ich mich darüber ärgerte, dass man unsere lautstark vorgetragenen „Bambule, Randale – wir kommen von der Saale“- Sprechchöre partout nicht aufnehmen wollte. Ich bin nach wie vor der Meinung und ich spreche hier ganz sicher im Namen vieler älterer Kutten, dass ein männliches und dominantes „Jena, Jena“ auswärts für mehr Furore sorgt, als das zum Teil leise und eher elegische Ultrasangesgut. Dennoch fetten Respekt an Ultimativ und seine Kameraden, die angesichts der örtlichen Verhältnisse klugerweise auf das Entern des Zaunes verzichteten und auf der Bühne vor dem Zaun laufintensiv eine ganz starke Performance ablieferten, das hatte was von einem Heavy-Metal-Konzert, es fehlte lediglich noch das Stage-Diving. Insgesamt eine sehr freundliche und aggressionsfreie Atmosphäre, deren Geilheit wohl von der Besatzung des Röppischer Kleinbusses am Eindringlichsten gewürdigt wurde. Die nämlichen Herren und Damen – im Zweitberuf allesamt BVB-Fans und am Vortag bereits im Westfalenstadion beim Sieg der einen Borussia (der falschen) über die andere (der richtigen) dabei – äußerten einvernehmlich, dass Spiel und die Stimmung im Lönsground weitaus besser waren als in der schwarz-gelben Fußballkathedrale Fußballdeutschlands.

Was bleibt, ist nicht so sehr die Frage, ob ein Insasse unseres Wagens während der Heimfahrt die bisherige Bestmarke für das nachsiegliche Einverleiben einer Flasche Goldkrone samt einiger weniger Schlucke Cola deutlich unterboten hat; sondern diejenige, ob es uns gelingt, auswärts als Mannschaft wie als Fans weiterhin für Furore und Aufsehen zu sorgen. Mein Ärger über die matten zweieinhalbtausend Unterhachinger Fans beim freitäglichen Kick gegen Offenbach ist inzwischen kreativer Wut und begeistertem Schöpfertum gewichen. Lasst uns Unterhaching unterjochen, machen wir das Auswärtsspiel bei den Vorortmünchnern zu einem wirklichen Heimspiel. Klappe München die zweite: Blau-gelb-weiße Invasion im Generali-Sportpark. Während unser FCC die Hachinger dahin zurück schießt, wo sie hingehören, nämlich in die Niederungen des deutschen Profifußballs, feuern dreitausend erzene Kehlen inmitten des blau-gelb-weißen Fahnenmeeres frenetisch ihre Helden an. Das ist die Lehre aus Paderborn. Der FCC ist wieder da, wir sind wieder da! „Volle Hütte gegen Dynamo“ war vorgestern, „Dreizehntausend in der Allianzarena“ war gestern, heute heißt es Löwen bändigen im eigenen Revier – aber morgen gilt es: „Wir treten Haching auf die Hacken!“


--Yorick

TuS Schloß-Neuhaus

So hieß eigentlich der SC Paderborn . Er spielte (nicht wie auf der Karte dargestellt) noch im alten Stadion im Paderborner Stadtteil Schloß Neuhaus . Das war einen Besuch wert . Erstens besuchten wir unseren Sohn in Detmold schon am Samstag , um dann am Sonntagnachmittag zu dritt ins Stadion zu gehen . Ca. 797 Blau-Gelb-Weiße hatten die gleiche Idee .

Das Spiel war kämpferisch mit einem glücklicheren Ende für die Unsrigen . Und endlich der erste Auswärtssieg , welcher uns wieder Hoffnung gibt , doch noch die Klasse zu halten .

A.S.