1934/1935 Endrunde DM 3. Spieltag: 1. FC Hanau 1893 - 1. SV Jena 0:1: Unterschied zwischen den Versionen

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:Jakob Mondorf,Karl Philippi,Karl Schmidt,Hermann Thurn, Karl Willführ
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Trainer: ???
Trainer: Anton Karl


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Trainer: [[Josef Pöttinger]]
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== Spielbericht ==
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'''Jenas zweiter Streich'''
Trauer über Hanau . In Hanau trauert man . Zwar war hier vor dem Kampf der Meister des Gaues Mitte keineswegs unterschätzt worden , aber der Mannschaft des Nordhessenmeisters , die Stuttgart geschlagen und den großen Sieg über Fürth erfochten hatte , traute man doch auch noch einen dritten Erfolg , die Bezwingung der Thüringer , zu . Die Fußballbegeisterung war von den feinen Schlägen der Hanauer Mannschaft mächtig hochgetrieben worden . 8000 Zuschauer brachte das kleine Städtchen am Main auf und das war ein ,, Zuschauerrekord`` . Alle waren von der unerschütterlichen Zuversicht durchdrungen , daß nur Hanau gewinnen könne . Den Verdruß hinterher kann man sich vorstellen . Er wurde auch nicht behoben , als man von der noch sensationellen , hohen Niederlage Fürths hörte . Im Gegenteil : jetzt , als man ausrechnen konnte , wie klar die Führung Hanaus im Falle eines Sieges gewesen wäre , ärgerte man sich noch mehr .
Wie es möglich war . So dunkel , wie an diesem Tage der wolkenbehangene Himmel über dem Maintal lag , war der Tag auch für die Hanauer Mannschaft . Sie war niemals so gut , wie etwa im Spiel gegen Fürth . Aber sie spielte auch nicht gerade schlecht und sie lag auch meist im Angriff . Hanau trug weit mehr Angriffe vor als der thüringer Gegner , es kam auch auf ein Eckenverhältnis von 7:3 , dem dann auch das Verhältnis der Torchancen entsprach . Ein Tor glückte indessen nicht . Das lag einmal an der gut organisierten Abwehr des Gegners . Jena hatte Günther im Tor ersetzen müssen , aber man kann sich kaum vorstellen , daß Günther besser sein soll als der Ersatzmann Coburger . Ein dutzendmal glaubte man den Ball schon im Tor und immer wieder hatte ihn Coburger zwischen seinen Fäusten . Schließlich wurden die Mainischen aber auch noch durch ein unwahrscheinlich großes Pech im Toreschießen um den Erfolg gebracht . Soviel Pfosten - und Lattenschüsse , wie man sie hier von den Hanauer Stürmern sah , erleben wir nicht oft . Diese Einwände sollen den Sieg des thüringer Meisters nicht herabsetzen , aber die immerhin erstaunliche Niederlage des Nordhessenvertreters erklärlich machen .
Ein Tor entschied . Im Spielverlauf sah es fast immer gleich aus : Hanau griff an , spielte betont offensiv und Jena verteidigte . Verteidigte klug und geschickt . Werner stand als dritter Verteidiger hinten . Hanau erzwang Ecken , aber kein Tor . Und ausgerechnet in eine Drangperiode der Mainischen fiel der entscheidende Treffer . Das war acht Minuten vor der Pause . Der Linksaußen Jenas schlug einen Ball hoch in die Mitte . Hier wollte der rechte Läufer Rheinhardt dem Verteidiger Schramm die Abwehr überlassen , ehe aber Schramm richtig begriff und eingriff , war der junge Rechtsaußen König am Ball und sein Schuß kam so wuchtig und unerwartet , daß Sonnrhein machtlos war . Nach der Pause griff Hanau energischer an . Das Mannschaftsspiel , das vorher manche Schwächen und Unsicherheiten aufgewiesen hatte , wurde flüssiger und drängerischer . Aber das Pech riß nicht ab , die Pfostenschüsse häuften sich noch , und dazu machte Jena seine Verteidigung jetzt so dicht , daß ein Durchkommen für die mainischen Stürmer immer schwerer wurde . Auch mit Freistößen kam man nicht zum Ziel . Zwischendurch schickte Jena dann auch noch Gegenangriffe vor , die äußerst gefährlich wurden . Zweimal hatten die Halbstürmer noch eine klare Chance .
Sieger und Besiegte . Jena ist noch keine große Mannschaft , aber diese junge Einheit , die unter Pöttingers Schule schon soviel gelernt hat , kann noch reifer werden , und dann wird sie für alle deutschen Klubmannschaften eine Gefahr sein . Bewunderungswürdig ist die Zusammenarbeit , das Zusammenhalten und der große Einsatz aller Körper- und Willenskräfte . Bester Mannschaftsteil war in Hanau die Läuferreihe mit ihrem Führer Werner . Zu den besten Einzelleistungen zählte dann noch die Arbeit des rechten Verteidigers Hädicke , des Tormannes und des Außenstürmers Richter .
Hanau begann erstaunlich matt . Die Verteidiger leisteten sich gleich einige Schnitzer , und ihre Unsicherheit griff weiter um sich . Das Zusammenspiel war diesmal holprig , es fehlte aber auch der drängerische Geist , den man in Würzburg beim Kampf gegen Fürth bewundert hatte . Erst als Jena sein Tor geschossen hatte , blies Hanau zum Generalangriff und nun wurden auch die Leistungen besser , die Unsicherheit wich . Nun aber kam zum eigenen Verschulden das große Pech , von dem wir bereits sprachen .
Maul - Nürnberg brachte auch diesen Kampf über alle Schwierigkeiten hinweg .
Bericht aus der Fußballwoche vom 30.April 1935


[[Kategorie:Punktspiele 1934/1935]]
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[[Kategorie:1. FC Hanau 1893]]
[[Kategorie:1. FC Hanau 1893]]

Aktuelle Version vom 17. Februar 2024, 18:20 Uhr

Spieldaten
Wettbewerb Endrunde Deutsche Meisterschaft,
3. Spieltag
Saison Saison 1934/1935, Hinrunde
Ansetzung 1. FC Hanau 1893 - 1. SV Jena
Ort Stadion an der Aschaffenburger Str. in Hanau
Zeit 28.04.1935
Zuschauer 8.000
Schiedsrichter Fink (Frankfurt/M)(Fußball) oder Maul (Nürnberg)(Fuwo)
Ergebnis 0:1
Tore
  • 0:1 König (Fußball)(36.) oder Richter (Fuwo)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Hanau
Heinrich Sonnrein
Alois Eufinger,Robert Schramm
Kurt Klingler,Rudi Reinhardt, Albert Weißenborn
Jakob Mondorf,Karl Philippi,Karl Schmidt,Hermann Thurn, Karl Willführ

Trainer: Anton Karl

Jena
Fritz Coburger
Walter Hädicke, Kurt Ketteritzsch
Fred Harthaus, Heinz Kleinsteuber, Heinz Werner
Walter Bachmann, Alex König, Bernhard Schipphorst, Wolfgang Richter, Hermann Schüßler

Trainer: Josef Pöttinger

Spielbericht

Jenas zweiter Streich

Trauer über Hanau . In Hanau trauert man . Zwar war hier vor dem Kampf der Meister des Gaues Mitte keineswegs unterschätzt worden , aber der Mannschaft des Nordhessenmeisters , die Stuttgart geschlagen und den großen Sieg über Fürth erfochten hatte , traute man doch auch noch einen dritten Erfolg , die Bezwingung der Thüringer , zu . Die Fußballbegeisterung war von den feinen Schlägen der Hanauer Mannschaft mächtig hochgetrieben worden . 8000 Zuschauer brachte das kleine Städtchen am Main auf und das war ein ,, Zuschauerrekord`` . Alle waren von der unerschütterlichen Zuversicht durchdrungen , daß nur Hanau gewinnen könne . Den Verdruß hinterher kann man sich vorstellen . Er wurde auch nicht behoben , als man von der noch sensationellen , hohen Niederlage Fürths hörte . Im Gegenteil : jetzt , als man ausrechnen konnte , wie klar die Führung Hanaus im Falle eines Sieges gewesen wäre , ärgerte man sich noch mehr . Wie es möglich war . So dunkel , wie an diesem Tage der wolkenbehangene Himmel über dem Maintal lag , war der Tag auch für die Hanauer Mannschaft . Sie war niemals so gut , wie etwa im Spiel gegen Fürth . Aber sie spielte auch nicht gerade schlecht und sie lag auch meist im Angriff . Hanau trug weit mehr Angriffe vor als der thüringer Gegner , es kam auch auf ein Eckenverhältnis von 7:3 , dem dann auch das Verhältnis der Torchancen entsprach . Ein Tor glückte indessen nicht . Das lag einmal an der gut organisierten Abwehr des Gegners . Jena hatte Günther im Tor ersetzen müssen , aber man kann sich kaum vorstellen , daß Günther besser sein soll als der Ersatzmann Coburger . Ein dutzendmal glaubte man den Ball schon im Tor und immer wieder hatte ihn Coburger zwischen seinen Fäusten . Schließlich wurden die Mainischen aber auch noch durch ein unwahrscheinlich großes Pech im Toreschießen um den Erfolg gebracht . Soviel Pfosten - und Lattenschüsse , wie man sie hier von den Hanauer Stürmern sah , erleben wir nicht oft . Diese Einwände sollen den Sieg des thüringer Meisters nicht herabsetzen , aber die immerhin erstaunliche Niederlage des Nordhessenvertreters erklärlich machen . Ein Tor entschied . Im Spielverlauf sah es fast immer gleich aus : Hanau griff an , spielte betont offensiv und Jena verteidigte . Verteidigte klug und geschickt . Werner stand als dritter Verteidiger hinten . Hanau erzwang Ecken , aber kein Tor . Und ausgerechnet in eine Drangperiode der Mainischen fiel der entscheidende Treffer . Das war acht Minuten vor der Pause . Der Linksaußen Jenas schlug einen Ball hoch in die Mitte . Hier wollte der rechte Läufer Rheinhardt dem Verteidiger Schramm die Abwehr überlassen , ehe aber Schramm richtig begriff und eingriff , war der junge Rechtsaußen König am Ball und sein Schuß kam so wuchtig und unerwartet , daß Sonnrhein machtlos war . Nach der Pause griff Hanau energischer an . Das Mannschaftsspiel , das vorher manche Schwächen und Unsicherheiten aufgewiesen hatte , wurde flüssiger und drängerischer . Aber das Pech riß nicht ab , die Pfostenschüsse häuften sich noch , und dazu machte Jena seine Verteidigung jetzt so dicht , daß ein Durchkommen für die mainischen Stürmer immer schwerer wurde . Auch mit Freistößen kam man nicht zum Ziel . Zwischendurch schickte Jena dann auch noch Gegenangriffe vor , die äußerst gefährlich wurden . Zweimal hatten die Halbstürmer noch eine klare Chance . Sieger und Besiegte . Jena ist noch keine große Mannschaft , aber diese junge Einheit , die unter Pöttingers Schule schon soviel gelernt hat , kann noch reifer werden , und dann wird sie für alle deutschen Klubmannschaften eine Gefahr sein . Bewunderungswürdig ist die Zusammenarbeit , das Zusammenhalten und der große Einsatz aller Körper- und Willenskräfte . Bester Mannschaftsteil war in Hanau die Läuferreihe mit ihrem Führer Werner . Zu den besten Einzelleistungen zählte dann noch die Arbeit des rechten Verteidigers Hädicke , des Tormannes und des Außenstürmers Richter . Hanau begann erstaunlich matt . Die Verteidiger leisteten sich gleich einige Schnitzer , und ihre Unsicherheit griff weiter um sich . Das Zusammenspiel war diesmal holprig , es fehlte aber auch der drängerische Geist , den man in Würzburg beim Kampf gegen Fürth bewundert hatte . Erst als Jena sein Tor geschossen hatte , blies Hanau zum Generalangriff und nun wurden auch die Leistungen besser , die Unsicherheit wich . Nun aber kam zum eigenen Verschulden das große Pech , von dem wir bereits sprachen . Maul - Nürnberg brachte auch diesen Kampf über alle Schwierigkeiten hinweg .

Bericht aus der Fußballwoche vom 30.April 1935