1973/1974 EC III 4. Spiel: FC Carl Zeiss Jena - Ruch Chorzów 1:0

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Spieldaten
Wettbewerb EC III, 2. Runde Rückspiel
Saison Saison 1973/1974
Ansetzung FC Carl Zeiss Jena - Ruch Chorzów
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld
Zeit Mi. 07.11.1973 14:00 Uhr
Zuschauer 8.138
Schiedsrichter Nicolae Petriceanu (Rumänien)
Ergebnis 1:0 (0:0)
Tore
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Trikotfarben
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Jena
Hans-Ulrich Grapenthin
Bernd Bransch
Ulrich Göhr, Konrad Weise, Lothar Kurbjuweit
Harald Irmscher, Peter Rock, Helmut Stein
Norbert Schumann, Peter Ducke, Eberhard Vogel

Trainer: Hans Meyer

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
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Chorzów
Piotr Czaja
Marian Ostafinski
Konrad Bajger, Jerzy Wyrobek (32. Jan Benigier), Piotr Drzewicki
Jozef Bon (60. Ireneusz Malcher), Zygmunt Maszczyk, Bronislaw Bula, Józef Kopicera
Joachim Marx, Stefan Herisz

Trainer: Michal Vican


Spielbericht

Nur die Planlosigkeit feierte Triumphe

Vom übertriebenen Optimismus bis zur vorzeitigen Resignation spannte sich der Bogen in den Diskussionen um den Ausgang dieses für den FC Carl Zeiss 38. Heimspiels in einem der europäischen Cupwettbewerbe. Trainer Hans Meyer schien gelassen und ruhig, als er etwa eine Stunde vor dem Anpfiff in die Kabine seiner Schützlinge eilte. "Daß wir verlieren, glaube ich bestimmt nicht. Aber ob das Resultat nach 90 Minuten so hoch ausgefallen ist, daß es zum Weiterkommen reicht, steht wohl auf einem anderen Blatt", meinte er.

Und zwischen Wünschen und Realitäten lag dann auch eine ganze Fußball-Welt! Dem 0:3-Rückstand aus dem ersten Treffen in Chorzow hinterherlaufen zu müssen, erwies sich für den Gastgeber als eine Aufgabe, der er (wie viele andere Mannschaften auch) nicht gewachsen war. Man muß den Zeiss-Städtern ein uneingeschränktes Lob dafür zollen, daß sie mit viel Elan und Tempo über die volle Distanz ihre Mini-Chance auf das Vordringen ins Achtelfinale wahrnahmen. Doch in diesem Bemühen ging die spielerische Linie völlig unter, hatte das Nebeneinander, die Planlosigkeit bei weitem den Vorrang. Kollektive Aktionen, harmonisch ausgewogene Spielzüge, die unserem Tabellenführer schon manchen Sieg brachten, blieben Mangelware. "Das fehlende frühe Tor steigerte die Nervosität. Die Mannschaft wirkte gehemmt und konnte bei weitem nicht an ihre Normalform anknüpfen", kommentierte Hans Meyer nach dem Schlußpfiff. Aber gerade diese Nervosität und Ideenlosigkeit ist für ein Kollektiv, das am Mittwoch immerhin sechs Nationalspieler auf das Feld schickte, die die Erfahrung von insgesamt 229 A-Länderspielen in sich vereinen, gänzlich unverständlich. "Mein Tor fiel einfach zu spät, um die Ruch-Abwehr noch aus den Angeln zu heben", meinte Bernd Bransch enttäuscht.

Die Verteidigung des Gastes, in die praktisch sämtliche Akteure einbezogen wurden, stellte in der Tat ein unüberwindliches Bollwerk dar. Libero Ostafinski dirigierte seine Nebenleute immer wieder geschickt zum Gegner oder in den Raum, wirkte selbst kopfballstark, stellungssicher. Hinter sich wußte er einen Torhüter, dem keine Parade und kein Risiko zu viel waren, um den Vorsprung des Hinspiels zu halten. "Nur das Weiterkommen bestimmte die Taktik. Deshalb taten wir wenig für den Angriff und mehr für die Abwehr", konstatierte Ruchs Trainer Michal Vican am Ende. Jenas Schlußmann Grapenthin bekam deshalb wenig Arbeit. Aber bei den temporären Entlastungs-Vorstößen der Ruch-Elf war der "Lange" auf dem Posten und hielt, was zu halten war. Im technischen Detail wirkten die Chorzower gefälliger, die wenigen Konterattacken mit meist diagonal geschlagenen Pässen verrieten, daß sie das chloroformierende Spiel aus der Lauerstellung beherrschen. Doch das deuteten sie lediglich an, weil der FC Carl Zeiss durch Fehler über Fehler kaum torgefährlich wurde.

1. Mit hohen Flankenbällen war dem Kontrahenten nicht beizukommen. Die Eingaben wurden meist eine Beute der kopfballstarken Verteidiger.

2. Die einsatzstarken Aktionen Peter Duckes fanden bei seinen Mitspielern kaum das nötige Verständnis (Schumann!).

3. In den Reihen des Gastgebers gab es zu viele schwache Punkte! Irmscher blieb lange blaß, Vogels Wirkung war gleich Null, Rocks Abspiele ließen an Präzision zu wünschen übrig. Schüsse aus der zweiten Reihe sahen die Zuschauer selten, Doppelpässe überhaupt nicht.

Ruch Chorzow zieht verdient in die nächste Runde ein. Die Mannschaft - unterstützt von etwa 2000 stimmgewaltigen Schlachtenbummlern - wirkte abgeklärter, souveräner in der Handhabung ihrer Mittel. Sie störte die Thüringer bereits im Mittelfeld, dort führte der antrittsschnelle, trickreiche Bula geschickt Regie. Dem FC Carl Zeiss fehlte ein Mann mit der Dynamik Rainer Schlutters (nach einem grippalen Infekt mußte er noch zuschauen), mangelte es an der Kaltblütigkeit im Strafraum und der geistigen Fitneß, um den Gegner das Fürchten zu lehren. "Ich hatte den Eindruck, daß jeder sein Tor schießen wollte. Dabei wurde meist der besser postierte Mitspieler übersehen. Für mich war das Foul an Irmscher in der ersten Halbzeit strafstoßreif. Hätte diese Situation zum Tor geführt, wäre die Partie zweifellos spannender geworden. Ruch Chorzow ist eine gute Mannschaft, die clever operieren kann. Allerdings fand ich es weniger schön, daß sie von vornherein auf Zeit spielte", sagte Fritz Köpcke, Mitglied des Präsidiums und Vorsitzender der Schiedsrichterkommission des DFV der DDR, der als offizieller Beobachter der UEFA in Jena auf der Tribüne saß.

(Otto Schaefer in "Die Neue Fußballwoche" vom 13. November 1973)