1952/1953 18. Spieltag: BSG Empor Lauter - BSG Motor Jena 3:1

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Spieldaten
Wettbewerb DDR-Oberliga, 18. Spieltag
Saison Saison 1952/1953, Rückrunde
Ansetzung BSG Empor Lauter - BSG Motor Jena
Ort Kampfbahn des Friedens in Schwarzenberg
Zeit So. 04.01.1953 14:00 Uhr
Zuschauer 5.000
Schiedsrichter Walter Schaub (Leipzig)
Ergebnis 3:1 (2:0)
Tore
  • 1:0 Espig (10.)
  • 2:0 Schneider (28., Foulelfmeter)
  • 3:0 Zwahr (46.)
  • 3:1 Schnieke (89.)
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Lauter (blau-gelb)
Rudi Leber
Ernst Wüst, Friedrich Riedel
Rudolf Schneider, Rudolf Hertzsch, Gebhardt
Henry Schützer, Walter Espig, Joachim Vogel, Johannes Friedrich, Herbert Zwahr

Trainer: Walter Fritzsch

Jena (weiß-rot)
Rolf Jahn
Harry Heiner, Bernhard Schipphorst
Georg Buschner, Karl Oehler, Wolfgang Fischer
Gerhard Gödecke, Gerhard Frank, Hans Ziehn, Siegfried Woitzat, Karl Schnieke

Trainer: Bernhard Schipphorst

Spielbericht

Lauterer Sturm bedeutend zweckmäßiger

Die physischen Anforderungen, die der Schneeboden in der "Kampfbahn des Friedens" in Schwarzenberg an die Spieler stellte, waren außergewöhnlich. Um so mehr verdient die Tatsache herausgestellt zu werden, daß beide Mannschaften über die vollen neunzig Minuten ein Tempo durchhielten, das erstaunlich war und ihre Konditionsstärke bewies. Entscheidend für den Ausgang des Treffens war die zweckmäßigere Spielweise des Lauterer Sturmes. Espig war wohl auch hier der Spielmacher, jedoch war das Spiel nicht nur ausschließlich auf ihn zugeschnitten, bzw. er verstand es ausgezeichnet, die Flügel in Aktion zu setzen. Im Gegensatz dazu lag die Hauptlast des Angriffs bei den Jenaern ausschließlich bei Schnieke, der es aber bei allem Einsatz und seinem ständigen Positionswechsel nicht verstand, das Spiel weiträumig zu gestalten.

Wenn sich die Lauterer in den ersten dreißig Minuten eine ganz eindeutige Feldüberlegenheit herausarbeiteten, so deshalb, weil sie, angespornt durch die in Jena erlittene 1:4-Niederlage, vom Anstoß an einmal einen großen Kampfeseifer an den Tag legten, sich mit den Bodenverhältnissen zunächst besser abfanden und vor allem auch verstanden, durch weiträumige Spielweise, durch ständigen Einsatz der Flügel dem Sturm den nötigen Druck zu verleihen. Während dieser Zeit hatten die Jenaer Abwehrreihen schwere Arbeit zu leisten, wobei sie teilweise eine überharte Gangart an den Tag legten, die Schaub aber schnell zu unterbinden verstand. Auch als sich die Jenaer schließlich freigespielt hatten, blieb ihr Sturm ziemlich harmlos, woran auch die in der ersten Hälfte erzielten vier Ecken nichts ändern konnten.

In der zweiten Spielhälfte änderte sich das Bild im Felde zugunsten der Jenaer, die nun trotz ihres 3:0-Rückstandes eine Wendung des Spiels herbeiführen wollten. Sie erwiesen sich als konditionsstark genug, um das schon in der ersten Hälfte schnelle Tempo mit letztem Einsatz noch zu steigern; aber erst als sie dazu übergingen, das Spiel mehr in die Breite zu ziehen, wurde die Fünferreihe gefährlicher und erzwang eine leichte Feldüberlegenheit, stieß aber auf eine eisern stehende Lauterer Deckung. Schnieke tauchte überall auf. Ihm und immer wieder ihm wurden die Bälle zugespielt. So kam es, daß die Spieler, an die er die Bälle dann weiterleitete, rechtzeitig bewacht werden konnten. Weitaus gefährlicher erwies sich auch in dieser Zeit der Lauterer Sturm, wenn auch die Durchbrüche vereinzelter waren. Mehrfach hatte Jahn Gelegenheit, sein ausgezeichnetes Können zu beweisen, durch das er weitere zählbare Erfolge der Lauterer verhütete.

In der 10. Minute hieß es bereits 1:0 durch Espig. Jahn hatte sich einem aus kurzer Entfernung scharf geschossenen Ball von Espig entgegengeworfen, verlor das Leder aber am Boden liegend, und Espig, der die Situation blitzschnell erfaßte, war zur Stelle und schoß ein. Das 2:0 in der 28. Spielminute resultierte aus einem von Schipphorst verschuldeten Foulelfmeter, den Schneider verwandelte. Das dritte Tor, wohl das schönste des Tages, erzielte Zwahr in der 46. Minute auf Vorlage von Schützer. Eine Minute vor Schluß waren dann die zahlreichen Bemühungen Schniekes von Erfolg gekrönt, als er schließlich nach mehreren Kurzpässen mit Frank unhaltbar für Leber einschießen konnte. Auffällig war, daß sich in der ersten halben Stunde beide Torhüter auf dem Schneeboden als recht unsicher erwiesen, während sie dann später mit wirklich guten Leistungen aufwarteten.

Die Sieger-Elf bot in der ersten Hälfte eine geschlossene Kollektivleistung, vor allem, als Wüst anfangs aufgetretene Schwächen schnell überwunden hatte. In der zweiten Hälfte machte sich aber doch das vordem vorgelegte Tempo bemerkbar, so daß die Geschlossenheit zeitweilig verloren ging, worunter auch die Zügigkeit des Aufbaus litt. Praktisch gab es keinen Ausfall. Ein Sonderlob aber gebührt dem immer besser werdenden Gebhardt.

In der Jenaer Elf vermißte man in der ganzen ersten Hälfte die Geschlossenheit. Alle Versuche Schniekes, durch ständigen Positionswechsel dem Sturm Druck zu verleihen, waren erfolglos, da seine Nebenspieler viel zuwenig auf seine Spielweise eingingen. Die Deckungsreihen waren sehr gut, jedoch ließ der Aufbau von hinten heraus manche Wünsche offen. Das änderte sich erst in der zweiten Hälfte, als die Mannschaft ihren Einsatz verstärkte. Besonders gefielen bei Jena Oehler, Schipphorst (allerdings sehr hart) sowie im Sturm Frank, mit dem Schnieke aber allzuviel auf Kurzpaß spielte.

Das Spiel der Reserven gewann Jena mit 3:1.

(Walter Treue in "Die Neue Fußballwoche" vom 6. Januar 1953)