1979/1980 EC III 2. Spiel: West Bromwich Albion - FC Carl Zeiss Jena 1:2

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Spieldaten
Wettbewerb EC III, 1. Runde Rückspiel
Saison Saison 1979/1980
Ansetzung West Bromwich Albion - FC Carl Zeiss Jena
Ort The Hawthorns in Birmingham
Zeit Mi. 03.10.1979 19:30
Zuschauer 19.376
Schiedsrichter Bucek (Österreich)
Ergebnis 1:2
Tore
  • 0:1 Raab (6.)
  • 1:1 Wile (32.)
  • 1:2 Raab (59., Foulelfmeter)
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Aufstellungen

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
West Bromwich
Tony Godden
John Wile
Brendon Batson, Ally Robertson (85. Monaghan), Derek Statham
John Trewick (65. David Mills), Bryan Robson, Gary Owen
Tony Brown, Alistair Brown (45. ), Peter Barnes

Trainer: Ron Atkinson

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
Jena
Hans-Ulrich Grapenthin
Rüdiger Schnuphase
Gert Brauer, Konrad Weise, Lothar Kurbjuweit
Gerhardt Hoppe, Ulrich Oevermann (62. Dietmar Sengewald) ,Lutz Lindemann
Martin Trocha, Jürgen Raab, Eberhard Vogel

Trainer: Hans Meyer

Spielbericht

Die kalten Füße des Mr. Atkinson

Auch an einem schönen englischen Herbstabend kann man kalte Füße bekommen. Auf Mr. Ron Atkinson traf das zu. Der WBA-Manager scheute nach dem Abpfiff sogar das Fragespiel der englischen Journalisten, erst zu mitternächtlicher Stunde im "Europa Lodge", dem Stammhotel der Nordbirminghamer, taute er wieder auf: "Wir mußten eben alles riskieren und gaben uns dabei Blößen." Tiefsinnige Worte für die Beobachter der 90 Minuten. Vielleicht meinte er mit "riskieren" auch den Versuch, mit psychologischen Tricks die Jenaer nervös zu machen, als er vor dem Anpfiff plötzlich die festgelegten Trikots des FCC bemängelte, bis UEFA-Beobachter Sandberg aus Stockholm mit einem Blick ins UEFA-Bulletin für die Entscheidung sorgte.

Blößen gab sich der Albion-Klub nicht nur in der Hintermannschaft, drei klare Chancen für die Jenaer vor der Pause unterstrichen das; sondern auch Mittelstürmer A. Brown mit seinem Knockout gegen Weise, worauf der energische Bucek ihn zur Pause schon umziehen ließ. Und das "alles riskieren" bezog sich wohl auf die verzweifelten Versuche der "Throstles", noch eine Wende zu erzwingen, selbst mit zehn Akteuren, da nahm dann Libero Wile die Mittelstürmerposition ein und wurde zum gefährlichsten Angreifer, zumeist per Kopf, wie sein Ball an den Pfosten (68.) unterstrich, Kurbjuweit ein anderes Mal die Kugel von der Linie schlug (74.).

Doch das Stürmen und Drängen, aber viel zu wenig durchdacht und zu stereotyp, mußte letztlich ohne Erfolg bleiben, weil sich die Zeiss-Abwehr nur einmal von Wile überraschen ließ. "Sie spielten klug und konsequent", lobte Nationallinksaußen Peter Barnes, der Gert Brauer wohl vor die bisher schwerste Aufgabe stellte, mit der der Neu-Nationalspieler aber mit zunehmender Spieldauer immer besser zurecht kam. Wie wohl alle Jenaer.

In der Anfangsphase sich selbst Mut zu machen, das verstanden die Gäste. Raabs Treffer nach Vorarbeit von Vogel und Trocha "paßte wahrlich ins Konzept" (so Hans Meyer). Nur zwanzig Minuten begingen die Saalestädter danach vielleicht ein wenig den Fehler, sich auf die hohen Flanken einzulassen, den nachdrängenden Robson, Owen und vor allem T. Brown Schußmöglichkeiten zu bieten. Aber das alles fischte Grapenthin im Stile eines Unerschütterlichen weg, daß die Engländer enttäuscht ihre Haare rauften. Und was ins Deckungszentrum kam, brachten Schnuphase und Weise weg, zwar auf dem glatten Rasen und mit einem tückischen Ball nicht immer astrein, doch mit Konsequenz und ohne Risiko.

Die spielerischen Punkte setzten unsere Männer dann nach der erneuten Führung, nachdem Oevermann sich im Doppelpaß mit Raab bis zum Elfmeterpunkt durchgemogelt hatte, Robertson ihm die Beine wegzog, Raab überlegt verwandelte. Die WBA-Spieler gerieten in die Kombinationsmühle des FCC, mußten viel laufen und erschöpften sich dabei, "daß wir durchaus noch ein, zwei Tore hätten schießen können", meinte Jürgen Raab. Aber weder er noch Martin Trocha oder Gerd Hoppe nahmen genau Maß. Wie die beiden Youngster im Jenaer Angriff sich von dem gewiß nicht zimperlichen Robertson und Statham aber nicht einschüchtern ließen, Raab von Anbeginn klug zurücksprang und den Ball hielt, Trocha nach der Pause seine Schnelligkeit ausspielte, weniger die Kugel verlor, zeigte ihre Möglichkeiten auf. Damit gesellten sie sich zu Eberhard Vogel, dessen Spiel noch am Abend Barnes und Owen mit Erstaunen kommentierten, als sich der "Matz" auf seine 36 Lenze "berief". Der Linksaußen brachte nämlich als erster Ruhe ins Spiel, ließ später den doch so wendigen Batson mehrmals aussteigen.

In "The Hawthorns" nie den Kopf verloren zu haben, bildete zweifellos die Grundlage für den ersten Sieg einer DDR-Elf auf englischen Plätzen, auch spielerisch zu gefallen, mußte einfach den Beifall des verwöhnten Publikums, das auch den Ausschluß von A. Brown sachlich zur Kenntnis nahm (!), hervorrufen. "Die Thriller-Nacht des Soccer-Dramas", formulierte es Alan Thompson im "Daily Express". Nur, Angst konnte WBA der Jenaer Mannschaft nie machen. Dazu waren unsere Jungen zu ausgeschlafen.

(Jürgen Nöldner in "Die Neue Fußballwoche" in 9. Oktober 1979)

Später traf ich einen Zuschauer des Spiels

Damals war ich natürlich nicht dabei , als die erste deutsche Mannschaft auf der Insel gewann . Aber im Jahr 2000 hatte ich mit meiner Firma eine Baustelle als Montageleiter in England (Stoke-on-Trent) , einmal lud der Büroleiter Abteilung England meiner Firma zum Essen ein . Ich kam mit ihm ins Gespräch und erfuhr das er Fan von West Bromwich ist . Also meine Frage an ihn , natürlich im Feistem Englisch , welcher der erste ostdeutsche Club war , der auf der Insel siegte . Er hatte an diesem Tag keine Antwort darauf . Ich lästerte , dass es mit seinem Fandasein nicht weither sein Könnte. Als wir uns 2 Wochen später wieder sahen , hatte er nachgelesen und die Antwort , welche sich im Englischen etwas komisch anhört da das Z wie S gesprochen wird , war : Carl Zeiss Jena . Und er war damals sogar im Stadion . Ich sagte ihm , wäre ich auch gerne gewesen . Wir hatten in unserer weiteren Zusammenarbeit immer Respekt voreinander .

A.S.