1988/1989 03. Spieltag: FC Carl Zeiss Jena - FC Hansa Rostock 2:0

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Spieldaten
Wettbewerb DDR-Oberliga, 3. Spieltag
Saison Saison 1988/1989, Hinrunde
Ansetzung FC Carl Zeiss Jena - FC Hansa Rostock
Ort Ernst-Abbe-Sportfeld
Zeit Sa. 27.08.1988 15:00 Uhr
Zuschauer 6.000
Schiedsrichter Klaus Peschel (Radebeul)
Ergebnis 2:0
Tore
Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Jena
Perry Bräutigam
Heiko Peschke
Mario Röser, Thomas Ludwig (74. Steffen Zipfel)
Stefan Böger, Michael Stolz, Stefan Meixner (90. Oliver Merkel), Jürgen Raab, Jens-Uwe Penzel
Heiko Weber, Ralf Sträßer

Trainer: Lothar Kurbjuweit

Rostock
Jens Kunath
Heiko März
Gernot Alms, Frank Wriedt (10. Norbert Littmann)
Bernd Wunderlich, Artur Ullrich (62. Axel Kruse), Juri Schlünz, Jens Wahl, Axel Schulz
Rainer Jarohs, Volker Röhrich

Trainer: Werner Voigt


Spielbericht

Des Siegers Stil kompakter

Heiko Weber im Zweikampf mit Frank Wriedt.

In taktischer Hinsicht an die Leipziger Erfolgsvariante des Saisonauftakts (1:0) orientiert, schien der Rostocker Klub auch in Jena gut über die Runden zu kommen. Aber der Gesamteindruck täuschte sicherlich nicht, als die Elf mit einem 0:0 in die Kabine marschierte: ballsicherndes Spiel schlug sich diesmal nur schemenhaft in wirkungsvollen, entlastenden Kontern nieder. "Weil", wie es Trainer Werner Voigt mit aller zu rechtfertigenden Kritik später ausdrückte, "im Mittelfeld mehrfach Bewegungsstillstand vorherrschte, der entschlossene Antritt in die Spitze aus diesen Positionen viel zu selten kam." Ergo: gegen die teilweise im Zeitlupentempo die Kombinationen aufbauenden Jenaer kam die Abwehr vorerst zwar kaum in bedrohliche Situationen, doch eigener Angriffsschliff fehlte. Über die einzige rühmliche Ausnahme (27. Jarohs) lohnen sich zusätzliche Worte nicht.

Den Schritt von nur sporadisch angedeuteter Zielstrebigkeit in den ersten 45 Minuten bis hin zu der dann aus allen Mannschaftsteilen forcierten Offensive vollzog der Gastgeber mit Webers 1:0 nach total mißlungener Abwehr Littmanns bei einem Flankenball von Stolz. Wie schnell eine Abwehr auszuspielen ist, wenn das Leder direkt und präzis (Sträßer) in die Spitze weitergeleitet wird, zeigte sich in dieser Aktion. "Davon ließen wir uns nun, da wir im Kombinationsspiel insgesamt an Ruhe und Sicherheit gewannen, mehr und mehr leiten", so FCZ-Trainer Lothar Kurbjuweit. Mit Tempo- und Antrittsvorteilen im Rücken, mit denen sich Böger, Stolz frei zu machen verstanden, auch mit erheblich größerer Flexibilität bei spielverlagernden Flugbällen (Meixner). Endlich frei von Beklemmung wie die meisten anderen seiner Mannschaftskameraden spielend, fand Röser die Lücke zum alles entscheidenden 2:0. Ein kapitaler, technisch akkurater und zudem platzierter Hinterhaltschuß!

Rechtzeitig zum Abblocken der wenigen Rostocker Entlastungsangriffe bereit, ging Jena bei anhaltender Dominanz kaum ein ernsthaftes Risiko ein, den Vorsprung preisgeben zu müssen. Erst im Schlußspurt taute der FC Hansa so auf, wie man es von ihm eigentlich über längere Phasen hinweg erwartet hatte. "Umgruppierungen innerhalb unserer Elf trugen nicht dazu bei, das Selbstwertgefühl zu erhöhen, Aggressivität einziehen zu lassen", bekannte Bernd Wunderlich, Rostocks Fleißspieler. Jena wirkte da kompakter, draufgängerischer. Aber wie gesagt: Erst mit Wiederbeginn...

(Dieter Buchspieß in "Die Neue Fussballwoche" vom 30. August 1988)

Jenaer Nachpausen-Lichtblicke

Allein das kann und darf verbindlicher Maßstab sein: "Unser Bemühen um spielerische Ausgewogenheit kam mit dem Blick voraus auf die erste EC-Bewährung wenigstens im zweiten Abschnitt zum tragen." Kommentator: Jenas Trainer Lothar Kurbjuweit. Ein Schritt aus gewisser Bescheidenheit heraus. Auch und vor allem mit jenem jungen Mann, der sein erstes Oberligator zum hochwichtigen, weil beruhigenden 1:0 gegen Rostock erzielte: Heiko Weber (23). Begründung für seinen doch wohl überraschenden Einsatz gegenüber dem sonst auf der rechten Flanke stürmenden Lesser: selbstbewußt, anpassungsfähig in der Kombination. Wörtlich: "Eine echte Alternative zu dem pfeilschnellen Angreifer, der aber leider zu schnell aus seinem Rhythmus zu bringen ist."

DFV-Präsidiumsmitglied und Spielbeobachter Erich Kobbelt bestand auf dieser Feststellung: "Zuviel Kampf und überzogener Einsatz." Beide Trainer, Lothar Kurbjuweit wie auch Werner Voigt, reagierten auf eine diesbezüglich glasklar gestellte Frage korrekt: Mängel in der Zweikampfführung dürfen mit diesen Mitteln keinesfalls kompensiert werden. Der Gedanke, es den Spielern einzuschärfen, ging bei der Pressekonferenz damit einher.

Negativrekord für den Verfasser: Er sah zwei Referees in Jena in insgesamt 180 Minuten zwölfmal "Gelb" zücken. Zwölfmal...

(Dieter Buchspieß in "Die Neue Fussballwoche" vom 30. August 1988)