1969/1970 EC III 2. Spiel: Altay Izmir - FC Carl Zeiss Jena 0:0

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Spieldaten
Wettbewerb EC III, 1. Runde Rückspiel
Saison Saison 1969/1970
Ansetzung Altay Izmir - FC Carl Zeiss Jena
Ort Alsancak- Stadion in Izmir
Zeit Mi. 01.10.1969 20:00
Zuschauer 20.000
Schiedsrichter Bonetti (Malta)
Ergebnis 0:0
Tore

Fehlanzeige

Andere Spiele
oder Berichte

Aufstellungen

Izmir (schwarz-schwarz/weiß)
Tanzer Sencer
Oktay Olcayer, NecdetTunca , Ali Senol, Zinnur Sari,
Ayfer Elmastaşoğlu, Mithat Mihçi
Aytekin Erhanoğlu (78. Yilmaz Canlisoy), Mustafa Kaplakaslan , Mustafa Dezizli , Behzat Cinar

Trainer: Ted Dumitru

Jena (weiß)
Wolfgang Blochwitz
Udo Preuße, Werner Krauß, Michael Strempel, Jürgen Werner
Harald Irmscher, Peter Rock, Gerd Brunner
Roland Ducke, Helmut Stein, Dieter Scheitler

Trainer: Georg Buschner

Spielbericht

Altays Optimismus schnell gedämpft

Im Kabinenlabyrinth des Alsancak-Stadions suchte der in Jena überragende und auch beim Rückspiel wieder glänzende Torhüter Tanzer die Tür der Gäste-Elf. Unschwer fand er sie, ausgelassene Freude, Jubel verrieten ihm den Weg. Mit Tränen in den Augen trat er ein, gratulierte jedem der Jenaer wortlos und verschwand dann wie alle seine Kameraden fassungslos entnervt in der Kabine.

Für Altay und seine Spieler, mehr aber wohl noch für die Offiziellen dieses derzeit um die Spitze ringenden Clubs schien eine Welt zerbrochen. Nach dem 0:1 in Jena, dem blendenden Start in der Meisterschaft (mit 3:1 Punkten auf dem Sprung zur Tabellenspitze) herrschte soviel Optimismus, daß das Remis und die in der zweiten Spielphase fast hilflos anmutenden Angriffsbemühungen wie eine kalte Dusche wirken mußten. "2:0 - und weiter im Cup" hatte in Riesenlettern Izmirs größte Tageszeitung "Yeni Asir" prophezeit. Am Tag nach dem Spiel zitierte man, in entschieden kleineren Buchstaben den Altay-Trainer, dessen Meinung in den Worten gipfelte: "Kein Kopf - Kein Tor!".

Auf Altay bezogen, hatte das gewiß seine Richtigkeit. Indes - Jena spielte mit Köpfchen. "Daß Klassemannschaften wie Ferencvaros, Manchester United hier unter den besonderen türkischen Bedingungen nicht zurecht kamen, klar strauchelten, bestimmte unsere Konzeption. Ich muß sagen, jeder in meiner Mannschaft hat alles gegeben, sie zu erfüllen. Es war unser bestes Spiel in dieser Saison." So urteilte der sonst mit Lob überaus zurückhaltende Georg Buschner. Jena wählte eine Taktik, die eine sichere Abwehr mit entschiedenen Angriffsvarianten paarte; den schwungvoll, geradezu hektisch angreifenden Gegner durch konsequente Deckung abprallen lassen, weiträumige, betont ballsichere Mittelfeldaktionen mit steilen, blitzartigen Kontern je nach Situation variieren. Das war das Rezept, das letztlich aufging, weil jeder mit hervorragender Fitness, beeindruckender Kaltblütigkeit und hoher Einsatzbereitschaft dazu beitrug.

Die erste DDR-Elf, die am Golf von Izmir ihre Visitenkarte abgab, zog, nachdem in der ersten Hälfte Altays Schwung am stabilen, aber fairen Abwehrbollwerk (insgesamt 16:16 Freistöße!) verpuffft war, alle Register ihres Könnens. Aus der sicheren Abwehr, in der Aytekin (bei Werner), Mithat (bei Brunner), K. Mustafa (bei Rock), D. Mustafa (bei Strempel) und Behzat (bei Preuße) gut aufgehoben waren, wurde ein sicheres, weiträumiges und mit technischen Einzelaktionen gewürztes Kombinationsspiel (R. Ducke, Irmscher, Stein) aufgezogen, das Altay verblüffte, aus dem Rhythmus und schließlich in allergrößte Gefahr brachte. Vorn leisteten Scheitler und Stein ein solch enormes Pensum, dabei jederzeit Gefahr ausstrahlend, daß die Altay-Abwehrkette doppelt aufpassen mußte, stets gebunden blieb. Herrlich auch mehrere Slalomläufe R. Duckes am rechten Flügel, die durch blitzsaubere Rückpässe Altay völlig entblößten. Tanzer rettete hier gegen Stein, Scheitler, Irmscher, wie mehrfach zuvor, großartig. Wie der so optimistisch gestartete Gastgeber entnervt wurde, geht aus Kurzschlußhandlungen von Necdet (gegen Scheitler), K. Mustafa (gegen Strempel) hervor. Der korrekte, energische Referee (Herbert Keßler: "Ein sehr guter, objektiver Mann") mußte beide Hitzköpfe verwarnen. Erfreulich, wie sich selbst bei härtesten körperlichen Attacken die Jenaer im Zaume hatten. Neben den sportlichen Leistungen imponierte ihr Auftreten!

(Horst Friedemann in "Die Neue Fußballwoche" vom 7. Oktober 1969)