2011/2012 Vorbericht: FC Rot-Weiß Erfurt - FC Carl Zeiss Jena

Aus FCC-Wiki - Wiki vom FC Carl Zeiss Jena
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Saison 2011/2012

3. Liga - Vorbericht - 1. Spieltag

Vor dem 96. (129.) Thüringenderby

Die Spielplangestalter beim DFB in Frankfurt haben dafür gesorgt, dass mit dem Thüringenderby in der Landeshauptstadt eine der interessantesten Partien der gesamten Spielzeit gleich zu Beginn der Drittligasaison 2011/2012 ausgetragen wird. Anstoß der Partie in der Blumenstadt ist am 23.07.2011 um 14.00 Uhr.

Das wievielte Thüringenderby zwischen dem FC Carl Zeiss Jena und den Fehlfarbenen es insgesamt ist, hängt maßgeblich von der Zählweise ab. Wenn man allein die Pflichtspiele zwischen dem FCC und dem RWE betrachtet, dann ist die Partie am 23. Juli das 96. Aufeinandertreffen. Wenn man sämtliche Spiele zwischen Jena und Erfurt zurück bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts aufschlüsselt, wie es in mancher Statistik erfolgt, dann steht bereits das 129. Thüringenderby bevor. Zutreffend ist diese Zählweise jedoch nicht unbedingt, weil sämtliche Partien gegen Vereine aus der Landeshauptstadt hier Einfluss finden, also auch Aufeinandertreffen mit dem SC Erfurt 1895, dem VfB Erfurt und der SpVgg Erfurt, die offiziell nichts oder nur sehr wenig mit dem Nachfolgeverein zu tun haben.

Zwischen dem FCC und dem Gastgeber vom 1. Spieltag gab es seit 1947 bisher insgesamt 95 Pflichtspiele. Die Bilanz hieraus spricht mit 38 Siegen, 24 Unentschieden und 33 Niederlagen für den FCC. Allerdings konnte der FCC von bis heute sechs Spielen in der 3. Liga nur eine Partie gewinnen (3:0 in Erfurt am 24. Spieltag der Saison 2009/2010). Insgesamt vier Aufeinandertreffen gingen in der neugegründeten Liga seit August 2008 verloren, ein Spiel endete unentschieden.

Noch jedem gut in Erinnerung sein dürfte das letzte Aufeinandertreffen im Ernst-Abbe-Sportfeld am 19.03.2011, als der ungebetene Gast auch dank einer unterirdischen Leistung des Schiedsrichtertrios rund um Babak Rafati unverdient drei Punkte aus dem Paradies entführte und der FCC trotz früher Dezimierung aufgrund einer gelb-roten Karte gegen Orlando mit zehn Mann über weite Strecken des Spiels die bessere Mannschaft war. Es bleibt zu hoffen, dass der DFB diesmal bei der Auswahl des Schiedsrichters ein besseres Händchen hat und insbesondere nicht erneut den von 228 Bundesliga-Profis zum schlechtesten Schiedsrichter der Liga gewählten Rafati benennt.

Dass viele der Spieler, die am ersten Spieltag auf dem Platz stehen werden, gar nicht an dem letzten Aufeinandertreffen beider Clubs mitgewirkt haben, ist der Tatsache geschuldet, dass sowohl beim FCC als auch beim Gastgeber in der Sommerpause große personelle Veränderungen stattgefunden haben. Mit Carsten Nulle, Felicio Brown Forbes, Marco Riemer, Orlando, Eugen Bopp, Jens Truckenbrod und Aykut Öztürk standen sage und schreibe sieben Spieler in der Startelf des letzten Derbys am 19.03., die den FCC inzwischen verlassen haben oder mit denen der FCC nicht mehr plant. Einzig Alexander Voigt, Ralf Schmidt, Josip Landeka und Sebastian Hähnge sind aus der Anfangself des letzten Derbys auch aktuell noch im Kader des FCC für die Saison 2011/2012.

Beim Verein aus der Landeshauptstadt stellt sich die Situation nicht wesentlich anders dar. Mit Dirk Orlishausen (37 Spiele in der Vorsaison, Karlsruher SC), Fabian Stenzel (35 Spiele, 1 Tor, unbekannt), Jens Möckel (35 Spiele, 3 Tore, Dynamo Dresden), Dennis Hillebrand (27 Spiele, 1 Tor, unbekannt) und Tino Semmer (31 Spiele, 10 Tore, FC Hansa Rostock) haben ebenfalls fünf Leistungsträger den Fünftplatzierten der letzten Saison verlassen, die beim Derby noch in der Anfangself standen. Als Neuzugänge konnte man sich die Dienste der beiden Abwehrspieler Joan Oumari (22) und Igor Jovanovic (22) sichern, die beide zuletzt für den Ligakonkurrenten SV Babelsberg 03 aufliefen. Die Abwehr wurde daneben durch den Innenverteidiger Bernd Rauw (31) verstärkt. Der Belgier, der über die Erfahrung aus 36 Erst- und 134 Zweitligaspielen verfügt, wechselte von Union Berlin zu den Anderen. Für den Sturm sicherte man sich die Dienste von Gaetano Manno (28), der vom Zweitligisten SC Paderborn nach Erfurt wechselte und von Serge Yohoua (22), der zuletzt für den FC Ingolstadt II in der Bayernliga auf Torejagd ging. Yohoua hat sich jedoch im Testspiel beim SSV Schlotheim am 06.07. einen Außenbandabriss im linken Knie zugezogen und fällt damit für das Derby definitiv aus.

Nachdem „Torhüter“ Dirk Orlishausen, der nach der 3:4-Niederlage in Ahlen am 07.05.2011 zu der nicht zu bestreitenden Einschätzung kam, dass RWE die dümmste Mannschaft Deutschlands ist und man über sie nur lachen kann, den Verein in Richtung Karlsruhe verlassen hat, wird in der kommenden Spielzeit voraussichtlich Andreas Sponsel (25) als Nummer 1 das Tor der Thüringer Nummer 2 hüten. Aber auch Neuzugang Marcus Rickert (27, SV Wilhelmshaven) ist nach den gezeigten Leistungen in der Vorbereitung sicher nicht chancenlos.

Die Fehlfarbenen haben nach dem Trainingsauftakt am 20.06.2011 im Rahmen der „E.ON-Tour“ diverse Freundschaftsspiele bei unterklassigen Vereinen absolviert, die sie regelmäßig sehr deutlich und ohne Gegentor gewannen. Der erste sportliche Prüfstein der Vorbereitung, die Partie gegen den Zweitligaaufsteiger Eintracht Braunschweig in Bad Langensalza, ging eine knappe Woche nach Trainingsbeginn sehr klar mit 0:4 verloren. Gegen den Regionalligisten Hannover 96 II gab es am 09.07. in Kölleda ein 1:1-Unentschieden. Der Führungstreffer von Reichwein wurde durch die Niedersachsen kurz vor Schluss noch egalisiert. Die heutige Partie gegen den SV Werder Bremen wurde mit 1:2 verloren. Den Führungstreffer von Florian Trinks (4.) glich der kurz zuvor eingewechselte Fabian Paradies in der 83. Minute aus, ehe Kevin Schindler nur zwei Minuten später den verdienten Siegtreffer für die Norddeutschen erzielte. Mit dem letzten Test vor Saisonbeginn gegen den Regionalligisten VFC Plauen in Flöha (16.07.) endet auch für die Anderen die Vorbereitung auf die Drittligasaison 2011/2012.

--da Silva

Thüringenderbys zum Saisonauftakt

Die Konstellation eines Thüringenderbys zum Saisonauftakt gab es fünfmal seit Gründung der DDR-Oberliga 1949/50, zuletzt in der Spielzeit 1994/95, als der FCC trotz drückender Überlegenheit nicht über ein 0:0 hinauskam. Dieses torlose Remis war auch gleichzeitig das einzige Auftaktderby, welches auf Thüringer Boden ausgetragen wurde. Die anderen Spiele fanden alle in Mordor statt, wobei sich die wenigsten wohl noch an das 1:1 vom 17.03.1957 (angelehnt an die ruhmreiche Sowjetunion startete die Saison damals im Frühjahr und endete im Spätherbst) erinnern können. Für Jena war es nach Jahren der Zweitklassigkeit der geglückte Start in eine Saison, die man als Aufsteiger mit dem vierten Platz und damit vor den Orks beendete, die sich behutsam daran gewöhnen konnten, wo seitdem ihr Platz in der Hackordnung des Thüringer Fußballs ist.

Gut zehn Jahre später gab´s für die Orks den einzigen Doppelpunktgewinn bei den Auftaktderbys (2:1 am 12.08.1967) und für den FCC am Ende den Meistertitel. Seine Meisterschaftsambitionen unterstrich Thüringens bester Verein auch nachdrücklich zum Start in die Saison 1973/74, als die Orks mit 3:0 im eigenen Stadion verdroschen wurden. Leider ging dem FCC am Ende die Puste aus, denn nach fast 5 Jahren verlor Jena wieder ein Heimspiel, ausgerechnet am drittletzten Spieltag gegen jene Bördebauern, die kurz darauf die Meisterschale neben dem EC-Pokal zur Zierde ihrer Kolchosen einheimsen konnten. Jenas Trost bestand im Gewinn des FDGB-Pokals gegen die zuvor bereits in der Meisterschaft mit 3:1 in Dresden und 3:0 im Paradies besiegten Nunus.

Der ´73 Auftaktsieg hatte den netten Nebeneffekt, talentierten Spielern wie Schnuphase und Lindemann frühzeitig die Augen zu öffnen, wohin ihr Weg führen würde, wenn sie weiter mit ungelenken Stümpern zusammen kickten und so wechselten die Beiden später zu Thüringens Renommierklub. Vorm Start in die Saison 1985/86 war der Lack beim FCC hingegen ziemlich ab, denn wie schon ein Jahr zuvor war man hinter den Orks in der Tabelle gelandet, woraufhin die Effchen traditionell frei drehten und sich auf selber Augenhöhe mit Jena wähnten. Bis zur 70. Minute schien die Erfurter Hybris sogar berechtigt, denn Mordor führte 2:0 und hatte sogar Chancen zu erhöhen. Doch dann köpften Raab und Peschke binnen von 180 Sekunden den Ausgleich und der FCC startete mit diesem 2:2 in eine Saison, an der man bis zum Ende um die Meisterschaft mitspielte, während die Orks nicht mal einen einstelligen Tabellenplatz schafften, denn lange bevor Dirk Orlishausen nüchtern analysierte, wo der Erfurter Fußball intellektuell in Deutschland zu verorten sei, brachte der damalige RWE-Trainer Hans Meyer das grundlegende Dilemma des Erfurter Fußballs auf den Punkt, "daß körperliche Fitneß nicht in jedem Fall ausreicht, das Versagen im Kopf zu kompensieren".

--Al Knutone

Interner Link