1985/1986 FDGB-Pokal Viertelfinale Hinspiel: 1. FC Lokomotive Leipzig - FC Carl Zeiss Jena 0:0

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Spieldaten
Wettbewerb FDGB-Pokal, Viertelfinale Hinspiel
Saison Saison 1985/1986
Ansetzung 1. FC Lokomotive Leipzig - FCC
Ort Zentralstadion in Leipzig
Zeit Sa. 07.12.1985 17:00 Uhr
Zuschauer 4.000
Schiedsrichter Wolfgang Henning (Rostock)
Ergebnis 0:0
Tore
  • Fehlanzeige
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Aufstellungen

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
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Leipzig
Rene Müller
Frank Baum
Torsten Kracht, Uwe Zötzsche
Ronald Kreer, Lutz Moldt, Matthias Lindner, Matthias Liebers (68. Uwe Bredow)
Hans Richter, Dieter Kühn (58. Peter Schöne), Olaf Marschall

Trainer: Hans-Ulrich Thomale

Trikotfarben
Trikotfarben
Trikotfarben
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Jena
Perry Bräutigam
Mathias Pittelkow
Gert Brauer, Thomas Ludwig, Wolfgang Schilling
Thomas Schmiecher, Stefan Meixner (83. Heiko Peschke), Jürgen Raab, Stefan Böger
Andreas Bielau, Henry Lesser

Trainer: Lothar Kurbjuweit

Moldt und Meixner

Spielbericht

Gravierende taktische Verhaltensweisen

Ohne Leistung und Resultat schmälern oder gar abwerten zu wollen, blieb Jenas Trainer Lothar Kurbjuweit Realist in der Einschätzung der Situation. "Wir sind natürlich hoch zufrieden über dieses Remis, aber ein 0:0 zwingt uns im Rückspiel zu einem Sieg!" Da muß die Mannschaft der veränderten taktischen Konstellation Rechnung tragen und ihre spielgestaltende Aufgabe besser meistern als der 1. FCL am vergangenen Sonnabend. Unter diesem Aspekt bleibt der Reiz des Ungewissen erhalten, wer von beiden ins Halbfinale vordringt. Uns kann es eigentlich im Sinne eines zweiten, an Spannungsmomenten möglicherweise reicheren Treffens nur recht sein!

Jena stand gut zu Gesicht, Erfahrungswerte dieser Art aus der jüngsten Leipziger 0:2-Punktspielniederlage zu beherzigen: Mit solidem, zuverlässigem Abwehrverhalten ist Lok auf die Dauer nicht zu beeindrucken und schon gar nicht zu schwächen. "Nach vorn passierte seinerzeit so gut wie nichts, das werden und wollen wir korrigieren", so Kapitän Raab mit jenem Anflug gesunden Selbstbewußtseins, der Jenas Spielweise mit fortschreitender Spielzeit immer stärker prägen sollte. Der Stil der Mannschaft imponierte, weil er darauf abzielte, athletische Vorzüge im immer wieder schnellen, geradlinigen Spiel auf zwei eminent gefährliche Spitzen zu nutzen. Von ängstlicher Zurückhaltung weit und breit keine Spur.

Lok gefiel sich nahezu über die gesamte Distanz hinweg in der Rolle der feldbeherrschenden Elf, ohne jedoch zwingende Siegaussichten geltend machen zu können. Der Rückfall in statischen, für Jena relativ leicht ausrechenbaren Fußball war erstaunlicherweise niemals abzufangen. Mit "Inkonsequenz beim Spiel über beide Flügel" nannte Trainer Hans-Ulrich Thomale einen der Gründe für die am Ende ergebnislosen Anstrengungen, sich dem hautnahen Deckungsspiel von Brauer, Ludwig, Schilling oder Schmiecher (der Liebers im Spielraum entscheidend einschränkte) wirkungsvoll zu entziehen. In der Tempogestaltung blieben die Leipziger weit unter eigenen Ansprüchen. Ständiges zeitverzögerndes Querspiel aus dem Ballbesitz heraus (Lindner, Kreer) paßte dem Gegner haargenau ins Konzept sofortiger Abwehrformierung und geschickter Raumverengung. Richter, Kühn, Marschall und auch Schöne kamen kaum einmal erfolgversprechend vom Mann weg. Moldt dann später rechts in die Spitze zu ziehen, erwies sich aufgrund gleichförmig hoher Eingaben ebenfalls nicht als Leistungsaufschwung. "Doppelpässen fehlte zudem die Genauigkeit, und in den meisten Fällen wurden sie ja ohnehin nur in rückwärtige Positionen gespielt", so Leipzigs BFA-Geschäftsführer Rudi Glöckner mit sachverständigem Blick.

Erwähnenswerte Tormöglichkeiten spielte der Leipziger Klub unter diesen Aspekten kaum heraus, sieht man einmal von Richters energischem Dribbling (15.) und einem zur Ecke abgefälschten Vorpausenfreistoß von Liebers (27.) ab. Auch da befand sich Jena wie in der 38. Minute, als Raab und Meixner gemeinsam den von Lesser nach innen gezogenen Ball freistehend verpaßten, sowie insbesondere nach 68 Minuten (Schilling an den Kreuzungspunkt von Pfosten und Latte) klar in der Vorhand. Das war die Phase, in der die Elf immer mutiger (Raab, Böger) die Entscheidung suchte und nur knapp verpaßte. Libero Baum ("In Jena schaffen wir ein 1:1!") wußte schon, warum er sich diesmal nur bei zwei, drei Standards in die gegnerische Hälfte wagen durfte...

(Dieter Buchspieß in "Die Neue Fussballwoche" vom 10. Dezember 1985)

Jugendliga : FCC : Chemie Wolfen 2:1

Zwei die mit der Aufgabe wachsen

Dem Flitzer auf der rechten wie linken Flanke galt die Anerkennung der Zuschauer und der Respekt des Gegners. Henry Lesser (22) hielt beide in Atem! "Als er vor einem halben Jahr zu uns stieß, war dieser enorme Leistungssprung beim besten Willen nicht abzusehen", so Trainer Lothar Kurbjuweit über einen der auffälligsten Akteure der Leipziger Partie. OMR Dr. Johannes Roth würdigte zu Recht das Ausdauervermögen des Stürmers, der mit seiner vorteilhaften, weil kurzen Schrittfrequenz in Sekundenbruchteilen auf Hochtouren kommt, wie sich in zahlreichen sehenswerten Laufduellen mit Kracht zeigte. Und daß dabei Schnelligkeit mit Ballsicherheit auf einen tragfähigen Nenner gebracht werden konnte, dürfen sich Jenas Trainings-Verantwortliche durchaus als Ergebnis und Verdienst beharrlicher Aufbauarbeit mit dem talentierten Stürmer anrechnen.

Absehbar war für den FC Carl Zeiss sicherlich wohl auch kaum die relativ unkomplizierte Heranführung Pittelkows (23) an eine Aufgabe, die vor ihm ein Stratege wie Weise bewältigt hatte: Libero zu spielen. "Das um so mehr, weil er ja nicht den Typ des temperamentvollen, antreibenden Spielers verkörpert, den man in dieser zentralen Position normalerweise gern sehen möchte", wie Lothar Kubjuweit diesen Rollentausch kommentierte. Aber auch dahingehend vermittelte das Treffen positiv-richtungsweisende Erkenntnisse. Pittelkow verstand sich taktisch geschickt auf das schnelle, von seinen erfahrenen Nebenleuten respektierte Heraustreten, engte damit Loks Spielentwicklung im Mittelfeld spürbar ein. In der Abstimmung traten keinerlei erwähnenswerte Probleme auf.

Jenas Homogenität dieser Tage zu loben heißt auch, den Anteil dieser beiden Spieler daran entsprechend einzuordnen!

(Dieter Buchspieß in "Die Neue Fussballwoche" vom 10. Dezember 1985)